Bei meinem letzten Artikel hier im Blog, über den Ausflug zur Klosterkirche Andechs, schrieb ich, wie wichtig mir ‚kleine Fluchten‘ aus dem Alltag sind.
Kleine Fluchten habe ich mir wohl schon immer gegönnt, sie aber erst in letzter Zeit vermehrt als solche wahr genommen. Ich vermute, dass das viel mit dem ‚ich-werde-älter‘ zu tun hat, denn die Regeneration vom Arbeitsalltag, Stress oder körperlicher Anstrengung dauert jetzt länger. Mir war es schon immer wichtig auch außerhalb eines Wochenendes oder Urlaubes Schönes zu erleben oder mir etwas zu gönnen. Oft ist das verbunden mit ‚draußen sein‘. Kleine Fluchten – Königsbrunner Heide weiterlesen →
Wir haben dieses Phänomen jedes Jahr, es herbstelt. Und jedes Jahr freue ich mich darüber. Der Herbst in unserer Hemisphere ist eine tolle Jahreszeit, und das allem voran aus Gründen der Farbenvielfalt.
Überhaupt, stelle ich jedes Jahr aufs Neue fest, das ich ein Jahreszeiten-Fan bin. Vor vielen vielen Jahren habe ich einen Herbst und Winter bei uns ‚ausgelassen‘ und bin durch Australien gereist. Auch dort bin ich gegen Ende der Reise in den Herbst gekommen und sogar ein wenig in Kälte auf dem Mount Kosciuszko, Herbstfärbung und -stimmung kamen aufgrund der eher Eukalyptus-geprägten Vegetation aber nicht auf. Zurück in Augsburg wurde mir bewusst wie sehr ich diese beiden Jahreszeiten – wenn auch nur dieses eine Mal – vermisst habe.
Natürlich höre ich die Unkenrufe, dass wir ja eigentlich gar keine echten Jahreszeiten mehr haben, die Sommer (mit Ausnahmen) nass und trübe, laue Sommerabende gehören Erzählungen aus früheren Zeiten an. Die Winter, mit Ausnahmen, ebenso nass und trübe, darüber hinaus kalt und düster, an sonnige Schneetage erinnern sich … hm, meistens nur die ‚in die Berge‘-Geher, und die auch nicht immer.
Frühling und Herbst sind sowieso zu kurz und wegen der seltsamen Temperaturen auch nicht mehr das was sie mal waren.
Ich gebe zu, seit ich regelmäßige Besucherin im Fußballstadion bin, dauert der Winter gefühlte achtzig Prozent der Saison, man friert eben schnell bei zwei Stunden relativen Stillsitzens (bei Mannschaften mit höherer Torfrequenz mag das anders sein 😉 ).
Die Langstreckenwanderungen über das Jahr verteilt haben mir wieder eine neue Perspektive auf den kausalen Zusammenhang zwischen Jahreszeit, Wetterverhältnis, Bekleidung und den inneren Schweinehund eröffnet. Konsequent im Januar beginnend, uns an die vereinbarten Wochenenden haltend, auch wenn die Wettervorhersage öfter mal zu erstaunten ‚ihr werdet doch die Wanderung absagen, oder?‘-Bemerkungen führte, konnten wir feststellen, dass es draußen meist nicht so schlimm kam wie befürchtet. Oft genug entwich uns der Satz ’super, dass wir losgegangen sind, es war ein wunderschöner Tag, eine tolle Wanderung‘.
Es ist unglaublich faszinierend den Verlauf der Jahreszeiten auf ausgedehnten Wanderungen durch die Natur zu erfahren. Jeder Monat, jede Veränderung hat ihren eigenen Reiz und Schönheit findet sich auch in kleinen Entdeckungen am Wegesrand. Wenn man sich allen Unbillen zum Trotz auf den Weg macht, sich den ein oder anderen Kilometer durch Wind und Wetter auch mal erkämpfen muss – nein, nicht alles ist reines Zuckerschlecken, es gibt genauso Frust und Jammern – entsteht eine Zufriedenheit, die mit wenig zu vergleichen ist.
Ich mag sie alle, unsere Jahreszeiten, den Herbst vielleicht ein bisschen mehr als die anderen und der Winter gewinnt das Rennen gegen den Sommer, aber das Tolle ist ja, wir reden hier von einem (noch) immer wiederkehrenden Kreislauf.
Ähm, nur mal leicht abgeschweift. Eigentlich wollte ich hier und heute über den Stadtwald südöstlich an Augsburg angrenzend schreiben, nachdem ich am gestrigen wunderschönen Herbsttag einen kleinen Radelausflug dorthin (inklusive Kamera) unternommen habe und überwältigt wurde von den Farben, die im Sonnenlicht zur Geltung kamen. Und eigentlich wollte ich hauptsächlich ein paar Bildchen unterbringen.
Nun denn, eine Hommage an unsere vielseitigen Jahreszeiten war längst überfällig :-). Freuen wir uns also auf die Sonnenseiten des Winters, vergessen nicht, dass der nächste Frühling kommen wird und retten uns mit der uns nachgesagten Gemütlichkeit, ein paar guten Büchern, Glühmarktbesuchen und Bewegung an recht frischer Luft über die trübsten der Wintertage hinweg.