Trier – Episoden

Vor kurzem war ich wieder mal auf Familienbesuch in Trier. Seit ich letztes Jahr dort fast zwei Monate verbracht habe, nachdem ich vor 30 Jahren weggezogen bin, hat sich mein Verhältnis zur Stadt verändert. Ich bin ihr und ihren Einwohnern gegenüber aufmerksamer geworden.

Da kann einem aber auch das Herz aufgehen :-)
Da kann einem aber auch das Herz aufgehen 🙂

Normalerweise bin ich schon auf der langen Zugfahrt leicht angenervt, weil ich meist irgendeinen Anschluss verpasse – wie ich schon öfter erwähnte: nach Trier muss man extra hinwollen, da kommt man nicht einfach so vorbei.

Dieses Mal wurde die Verspätung versüßt durch einen überaus lustigen Kölner Zugbegleiter, der nicht nur bei der Fahrkartenkontrolle in breitem Kölsch die Fahrgäste aufmunterte, sondern auch durch seine heimatlich gefärbten Durchsagen.

„…sie haben Anschluss an dat Regionalbähnchen nach … und an den ICE nach Kölle…“ „…falls dat alles en bisschen schnell war, frachen se doch nochmal nach, wenn ich gleich vorbeikomme…“, „…wir begrüßen sie auf dem Weg nach Dortmund über Mannheim, Mainz, die Weltstadt Kölle und dat Nachbardorf Düsseldorf…“.

TRIER

Mit der Mutter unterwegs:

  • im Bus: hier kennt jeder jeden, man grüßt sich. Ich komme mir vor wie neben einem Promi sitzend (ich kenne ja keinen) – alle gucken neugierig, wer da wohl neben der Mutter sitzt. Besonders Neugierige sprechen sie an „ist das wohl die Tochter?“ Yep, sie ist’s.
  • im Stammcafé: Mutters Herrenrunde sitzt schon beinahe Triervollzählig beieinander. Ich werde vorgestellt – was nicht nötig ist, jeder weiß, wer ich bin, wie ich heiße, dass ich gerade zu Besuch bin und vermutlich einiges, wovon ich gar nicht wissen will, was in dieser geselligen Runde so alles ausgeplaudert wird. Einer der Herren wohnt gleich nebenan – am nächsten Tag treffe ich ihn im Bus, yippie, ich kenne auch jemanden!
  • im Theater: ich war seit über 20 Jahren nicht mehr im Theater in Trier, folge dem Theater Trier aber auf Twitter @theatertrier und habe gerade erst meine Unterschrift zur Erhaltung der Theater TrierSchauspielbühne abgegeben. Und es wurde ‚Der Wildschütz‘ gespielt. So eine komische Oper schien mir durchaus das Richtige für einen Theaterabend mit der 88jährigen Mutter. Für die Pause wurden vorab schonmal Würstchen für die Mutter, falls sie noch Hunger bekommen sollte, schließlich geht sie so spät ja normalerweise nicht mehr aus, und ein Cocktail für die Tochter bestellt. Trotz sehr
    Der Wildschütz - Theater Trier
    Der Wildschütz – Theater Trier

    sparsam moderner Inszenierung wurde es ein sehr kurzweiliger Abend, die Qualität von Ensemble und Orchester ist hervorragend. Im späten Sammelbus nach Hause … nee, niemand getroffen, da ist nur Jungvolk unterwegs 😉

Ausflug zur Verwandtschaft:

Ein Besuch, den ich mag. Hier sitzen mit Vater, Mutter, zwei Tanten und Onkel geballte 435 Jahre beisammen. Geredet wird nur über früher, die Zipperlein von heute hat man, die müssen nicht thematisiert werden. Das sind die letzten ihrer Art. Alle, wie sie da sitzen in der Weimarer Republik geboren, man stelle sich das vor. Das ist Geschichte hautnah, wenn auch mit viel Lokalkolorit überzogen. Ich bedaure immer, diese seltenen Zusammenkünfte nicht irgendwo abspeichern zu können. Vermutlich gehöre ich sowieso zu einer verschwindenden Minderheit, die den Dialekt zwar vesteht, aber nicht selber spricht – wir befinden uns im Saarland.

Sonst so:

  • Gartenarbeit ist in meinem Leben komplett an mir vorbeigegangen und es gibt auch keinerlei Bestrebungen, das zu ändern. In Trier liegt im Frühjahr aber immer was an. Mutter ist unglücklich, weil ihr kleines noch vorhandenes Blumenbeet von Unkraut überwuchert wird. Ich bin willig und rupfe was das Zeug hält. Nach einer Stunde schmerzen Hände, Arme, Kreuz und was weiß ich noch – aber Spaß hats trotzdem gemacht, das Rausrupfen. Ich bin guter Dinge, dass ich die meisten Blümchen verschont habe…
  • In die Stadt gehe ich meistens eine Strecke zu Fuß. Das ist zum einen dem Bewegungsdrang geschuldet, der bei Heimatbesuchen gerne zu kurz kommt, zum anderen einer gewissen Sentimentalität. Auf dem Weg komme ich an alten Wirkungsstätten vorbei, die Erinnerungen wach werden lassen – ich schwelge!
  • Orgel-Neubau in der Konstantin Basilika Trier
    Orgel-Neubau in der Konstantin Basilika Trier

    In der Basilika wird eine neue Orgel gebaut, man kann den Bau unterstützen durch die Patenschaft einer Orgelpfeife. Die Eltern schenken mir eine, ich suche natürlich das ‚C‘ aus. Ich mag die Vorstellung, dass mir ein kleines Stück Musik in der Heimat ‚gehört‘.

  • In der Stadt verabrede ich mich mit dem Bruder ‚hinter dem Horten‘. Klar, dass das schon lange nicht mehr ‚Horten‘ ist, was den eingefleischten Trierer nicht weiter interessiert. Die Ortsangabe bleibt ‚hinter dem Horten‘.
  • Kleiner Abstecher in meine Lieblingskirche zum kurzen Seele baumeln lassen, die Liebfrauen-Basilika. Ein gotischer Zentralbau, nicht nur wunderschön, gilt sie als älteste gotische Kirche in Deutschland.
Liebfrauenkirche Trier
Liebfrauenkirche Trier

Liebfrauenkirche Trier Liebfrauenkirche TrierUnd weil just an diesem Wochenende die feierliche, offizielle Eröffnung des Wanderweges ‚Moselsteig‘ anstand, hat es mich – wohl zum ersten Mal – in die Touristen Information an der Porta (Nigra) verschlagen, um mich dort mit Kartenmaterial einzudecken. Denn das steht dieses Jahr noch auf dem Plan, einmal zu Fuß entlang der Mosel nach Trier einzulaufen!

Blick auf Trier
Blick auf Trier

 

 

Justin Go „Der stete Lauf der Stunden“ – Lesen!

Immer wieder, wenn mich ein Buch so fesselt, dass ich nicht aufhören kann zu lesen und gleichzeitig nicht möchte, dass es endet, stelle ich mir die Frage: was bewegt mich bei einem Buch?

Justin Go 'Der stete Lauf der Stunden'Im Falle von Justin Go ‚Der stete Lauf der Stunden‘ ist es – wie so oft – die Geschichte. Wenn ich eine Beziehung zu den Personen aufbauen kann, mich forttragen lasse in eine andere Welt, mich nur losreißen will, um den natürlichen Bedürfnissen nachzugehen, mich über Regentage freue und für eine kurze Weile die Romanfiguren Mittelpunkt meiner Gedanken werden, dann passt alles.

Der Autor Justin Go schafft das mit einer Geschichte, die so niemals stattgefunden haben kann, aber was solls. Genau das ist die Kunst. Unseren Wunsch aufzunehmen, einmal im Leben Begegnungen zu haben, die vom Zufall geprägt sind.

Auch wenn das Gerüst der Geschichte irgendwie sehr konstruiert herüberkommt, das kann, sollte man beim Lesen einfach ignorieren.

Das eigentlich fesselnde sind die beiden Erzählstränge. Hier Tristan, auf der Suche nach Beweisen für die Existenz der großen Liebe seiner Ururgroßeltern. Getrieben, geleitet von Zufällen, die ihm bei seiner Reise durch Europa in die Hände fallen, und er darüber fast übersieht, was das Leben für ihn bereit hält.

Dort, in den Wirren des Ersten Weltkrieges beginnend, die Begegnung von Imogen und Ashley, einer Liebe, die scheinbar nur in getrennten Leben existieren kann, um nicht ihrer Größe beraubt zu werden. Imogen, die beschließt aus Ashleys Leben zu verschwinden, Ashley, der letztlich bei einer Mount Everest Expedition 1924 sein Leben lässt.

Das Buch ist nicht perfekt, es hat seine Schwächen, eben gerade in den sehr konstruierten Teilen, was es nicht weniger empfehlenswert macht. Kleine Schwächen sind es doch, die uns alle liebenswerter machen.

„Es sind die kleinen Dinge, die einen herabziehen. Verspätete Züge und verbrannte Desserts und zugige Zimmer. Ich habe auf keinem Berg so elendig gefroren wie in einem zugigen Zimmer. Man kann an Widerständen wachsen, aber die meiste Zeit sorgen wir uns um das verbrannte Dessert. Man muss wirklich kämpfen, um zu erkennen, was das Leben ist. Erst dann wird einem bewusst, wie völlig belanglos ein verbranntes Dessert ist.“

Justin Go
Der stete Lauf der Stunden
Hoffmann und Campe
978-3-455404333

 

Ein Blogstöckchen findet sein Zuhause

Das Best Blog Award Blogstöckchen ist mir von Sandra und Robert aus dem Virtuellen Migrationsmuseum zugeworfen worden, was mich auf der einen Seite sehr freut und doch in die Bredouille bringt, habe ich den Award doch schon einmal überreicht bekommen. So wird das Stöckchen denn gerne von mir beantwortet werden, aber seine Reise hier beenden.

1. Worüber schreibst Du in Deinem Blog?

Über alles was mich interessiert. Es ist ein sehr persönlich gehaltenes Blog und ich packe recht viel hinein. Hauptthemen sind aber Wandern, Berge, Reisen aller Art, kulturelle Events.

2. Hast Du einen Artikelfavoriten im Blog? Wenn ja, warum?

Ja, hab ich. Es handelt sich um meinen Artikel zum ersten Tag des stARTcamp RuhrYork im Juni 2013. Warum? Weil ich ihn völlig aufgedreht vom spannenden Tag noch in der Nacht geschrieben, die Fotos eingebaut und veröffentlicht habe. Am nächsten Morgen, dem zweiten Tag des stARTcamps gab es schon gleich Reaktionen drauf – und für eine unerfahrene Bloggerin wie mich damals, tolle Zugriffszahlen. Ich finde der Artikel sprudelte meine Begeisterung geradezu heraus.

3. Gab es einen besonderen guten – oder schlechten – Kommentar zu einem Deiner Artikel?

Ich freue mich, wie alle Blogger, über Kommentare und habe zum Glück noch keinen negativen erhalten. Einen richtig ’schlechten‘ (das müsste noch definiert werden) Kommentar würde ich wohl nicht freischalten.

4. Was machst Du in 20 Jahren?

Da ich dann schon ziemlich alt sein werde, hoffe ich meinen Traum einer Alters-WG mit knackigem Betreuer frönen zu können 😉 Und wandern, wenn irgend möglich, will ich auch noch! Und all die Bücher lesen, die jetzt zur Seite gelegt werden für später. Und all die Musik hören, für die ich jetzt kein Muße habe, und kleine Reisen machen und alles das, was ich jetzt sowieso schon mache. 🙂 …und überhaupt lebe ich am liebsten im Hier und Jetzt!

5. Was sind Deine liebsten kulturellen Aktivitäten?

Alexander Calder DüsseldorfAusflüge zu besonderen Ausstellungen, wie im Januar die Tagesfahrt nach Düsseldorf zu Alexander Calder. Ich habe in den letzten Jahren auch große Freude daran, den Einzug des Virtuellen in Museen zu beobachten und manchmal auch daran teilzunehmen z.B. beim Tweetup im Lehnbachhaus im Mai 2013, stARTcamps oder der Augmented Reality Führung vor kurzem im Bayerischen Nationalmuseum mit Metaio und dem ersten Tragen der Google Glass. Metaio AR Bayer. Nationalmuseum 15.4.14 066

Ganz selten, aber dann mit Begeisterung, schaffe ich es mal in eine Opernaufführung.

6. Was ist Dein liebstes analoges Werkzeug?

Mein Schweizer Taschenmesser!

7. Ein Leben ohne Smartphone ist…

…früher kein Thema gewesen, heute eine große Herausforderung.

8. Meine Top-3 Websites:

  1. muenchen.ironblogger.de ⇒ weil da vieles aufläuft an tollen unterschiedlichen Blogs und es immer wieder schön ist am Montag die Zusammenfassung zu lesen
  2. buchmarkt.de ⇒nicht weil das eine besonders tolle Seite ist, aber da erfahre ich allen Klatsch und Tratsch zur Buchbranche
  3. kicker.de ⇒nein, ich werde meine Fußballbegeisterung nicht leugnen!

9. Erinnerst Du Dich an Deinen ersten Museumsbesuch? Wenn ja, wo und wie war er?

Basilika und Kurfürstliches Palais, Trier zur Blauen Stunde
Basilika und Kurfürstliches Palais, Trier zur Blauen Stunde

Vermutlich war es ein Besuch im Rheinischen Landesmuseum Trier mit der Schule. Wir mussten da alle durch. Wenn man in einer Stadt aufwächst, die so sehr geprägt ist von ihren römischen Wurzeln, blieb ein Besuch dort nicht aus. Ich weiß, dass wir alle nichts mit den römischen Fundstücken anfangen konnten und Museumspädagogik in den frühen 70er Jahren noch ein Fremdwort war. Das einzige, was mich als Kind in dieses Museum lockte, mit unbeschreiblicher Anziehungskraft, alle anderen ‚Trümmerstücke‘ in Kauf nehmend, war die Mumie, die gleich im Eingangsbereich ausgestellt war. Was diese ägyptische Mumie in einem römischen Museum zu suchen hatte, hat sich mir nie erschlossen.

10. Möchtest Du uns sonst noch etwas sagen?

Ich finde das Projekt des Virtuellen Migrationsmuseums sehr spannend und habe mich sehr gefreut nicht nur Sandra und Robert in Münster beim Bloggertreffen/stARTcamp persönlich kennenzulernen, sondern ebenso das Projekt. Sonst hätte ich wohl bis heute nichts davon mitbekommen. Also jetzt bitte alle mal zumindest in den Trailer reinschauen!!!

11. Du hast drei Wünsche frei, welche sind das?

Dass ich immer Wünsche haben werde für die es sich zu kämpfen lohnt.

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…