Bayerischer Wald: Wandern von St. Englmar nach Degenberg

Die Planung

Wie im letzten Blogpost erzählt und angekündigt, bot unsere diesjährige Chorwoche im Bayerischen Wald die Gelegenheit eine schöne Halbtageswanderung einzubauen.

Ich hatte mich im Vorfeld ein wenig mit der Gegend vertraut gemacht, was bedeutet: ich habe eine Karte gekauft und mich darin ein wenig verloren ;-). Da ich ohne eigenes Auto unterwegs war und nicht wusste, ob sich eine Mitwanderin finden würde, kam mir schnell die Idee nach einer Wanderroute für die ca. 15km zwischen unserem Hotel in St. Englmar und unserem Probenort in Degenberg zu suchen.

Und siehe da, durch St. Englmar führt der Goldsteig, den Wanderfreundin Barbara und ich schon im Fokus haben als zukünftiges Weitwanderprojekt. Auf der Karte sah es so aus, als ob man ganz gut eine schöne Wanderroute zusammenstellen könnte, mit viel Wald, einem kleinen Gipfel als Zugabe und wenig Asphalt.

Der Plan war also gefasst, an einem Vormittag würde ich aufs Singen verzichten und statt dessen nach dem Frühstück loswandern. Sollte ich die Strecke auf der Karte richtig gedeutet haben, müsste der Weg in vier Stunden zu schaffen sein. Hier eigentlich nicht erwähnen brauche ich, dass meine Pläne öfter mal nicht aufgehen – dieses Mal aber schon :-). Und nicht nur das, mit großer Freude konnten wir an einem sonnigen Morgen, mit Brotzeit im Rucksack und von besorgten Sängerkolleginnen mit extra Wasser versorgt, zu zweit loslaufen.

Die Wanderung

Gegen halb neun gings vom Hotel Buglhof los zu unserem St. Englmar - Degenberg über HirschensteinZwischenziel, dem Hirschenstein. Wir hatten mit einem kurzen, steilen Aufstieg gerechnet, stattdessen ging es kaum merklich über ca. 70min gemütlich auf schönen Waldwegen stetig leicht bergauf. So genau hatten wir die Karte dann doch nicht ausgelesen ;-).

St. Englmar - Degenberg über HirschensteinVom Gipfelturm des Hirschenstein bietet sich ein grandioser Ausblick ins Tal, bei klarer Sicht weit in die Ferne bis zu den Alpen.

St. Englmar - Degenberg über HirschensteinNach kurzer Rast, wir waren ziemlich gut im Zeitplan, wurde der Weg Richtung Grandsberg eingeschlagen. Steil bergab, immer noch durch wunderbar schattigen Wald. Zeit die ruhige Atmosphäre des Waldes, die hoch aufragenden Bäume, einfach die Natur zu genießen.

St. Englmar - Degenberg über Hirschenstein St. Englmar - Degenberg über HirschensteinAb Grandsberg verließen wir eine ausgeschilderte Wanderroute, blieben aber auf Wanderwegen und orientierten uns an Wegweisern nach Schwarzach.

Inzwischen hatten wir das dichte Waldgebiet hinter uns gelassen und satt grüne Wiesen luden zu einer Rast ein.

St. Englmar - Degenberg über Hirschenstein St. Englmar - Degenberg über HirschensteinNach etwas mehr als drei Stunden kamen wir durch Hinterdegenberg, wo sich die Beschilderung kurzzeitig verliert. Der Karte war nicht klar zu entnehmen, welche Richtung wir einschlagen mussten und ein paar Einheimische wollten uns über die Hauptstraße schicken. Glücklicherweise fand sich nach nur ein paar Metern ein leicht verstecktes Hinweisschild nach Degenberg über eine kleine Nebenstraße. Und wie es der Zufall wollte, führte diese genau zu unserer am Rande von Degenberg liegenden ‚Probenburg‘.

Ein erstauntes und erleichtertes „ui, ihr seid schon da“ begrüßte uns nach knapp vier Stunden und das Mittagessen war auch gerade fertig.

St. Englmar - Degenberg über HirschensteinEine rundum tolle Wanderung, ein nahezu perfekter Vormittag, ein super Wanderteam, echte Freude am gemeinsamen Wandern, plaudernd und die Ruhe genießend, Farben zum Schwelgen und wie immer das Beste: einfach draußen sein, sich bewegen und die Natur aufsaugen.

St. Englmar - Degenberg über Hirschenstein St. Englmar - Degenberg über Hirschenstein

 

Yaba Daba Doo! – Chorwoche im Bayerischen Wald

Anfang des Jahres hab ich schon mal davon berichtet, dass ich seit einiger Zeit in einem Freizeit-Chor singe und wieviel Freude das macht.

...alles bereit zur Probe...
…alles bereit zur Probe…

Dieses Jahr ging es eine ganze Woche zum Singen in den Bayerischen Wald. Nach St. Englmar zum Wohnen, nach Degenberg zum Proben, um genau zu sein. Letztes Jahr waren wir auch schon dort, aber nur ein langes Wochenende, was einigen zu kurz war – unter anderem mir 🙂

Was nicht daran lag, dass die Singzeit zu kurz kam, sondern das Drumherum. Die Gegend dort ist echt schön, man kann nette kleine Dinge unternehmen und anschauen, und allem voran gibt es unzählige Wanderwege. Letzteres wollte ich dieses Mal unbedingt einbauen, was mir auch gelungen ist. Zu der wunderschönen Tour von St.Englmar nach Degenberg über den Hirschenstein wird es einen gesonderten Blogbeitrag geben.

Zu Beginn der Woche waren wir nur ein kleines Grüppchen Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (238)Chorsängerinnen, im Laufe der Woche wuchsen wir auf stolze 24 an, was gruppendynamisch grenzwertig hätte werden können. Und ja, natürlich gibt es kleinere Reibereien und die ein oder andere (ich nicht ausgeschlossen) hatte so ‚ihren Moment‘. Das Schöne an dieser Gruppe ist, – und ich weise einen Großteil dieses Verhaltens der Tatsache zu, dass Menschen, die singen besondere Menschen sind 🙂 – dass man sich wieder verträgt, dass sich alle Unstimmigkeiten auflösen, man einen Weg findet zurück zur Harmonie.

Das Programm war für uns Freizeitsängerinnen ziemlich ordentlich, wurden in dieser knappen Woche insgesamt 29 Lieder unterschiedlichster Art gelernt. Da waren viel harte Arbeit und eine ganze Menge Spaß involviert – kein Wunder, bei so schön gesetzten Liedern wie ‚Jamaica Farewell‘ oder die Jaba Daba Doo-‚Flintstones‘.

Ausflüge kamen, dank der Planung unserer Chorleiterin dieses Mal auch nicht zu kurz.

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (17) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (25)Ein besonderer Ort, kurios, spirituell und vor allem kulinarisch ist „de Oide Wirtsstubn – Das Haus für altertümliche Naturheilkunde“ bei Viechtach. Handauflegen inklusive, Kuchen zum Niederknien und für die Bewegungsfanatiker läd der Wald zu schönen Spaziergängen ein.

Ein eingeplanter halber Tag wurde dem Waldwipfelweg in St. Englmar und – ein besonderes Highlight für viele – dem Haus, das auf dem Kopf steht gewidmet. Ich gestehe, letzeres ausgelassen zu haben, da muss ich mich nun an den lustigen Fotos der anderen erfreuen. Dass der gepriesene Alpenblick für uns an den nächstgelegenen Baumwipfeln endete, war einfach Pech. Dafür gibt es nun stimmungsvolle Nebelbilder ;-).

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (121) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (129) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (153) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (157) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (168) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (170)Alles in allem eine rundum gelungene Chorwoche, bei der das Singen gegebenermaßen im Vordergrund stand, Geselligkeit, Ausflüge, Bewegungsdrang, kommunikatives Miteinander und natürlich riesiger Spaß nicht zu kurz kamen.

Die Planung für nächstes Jahr hat schon begonnen und ich weiß – ungewöhnlicherweise – jetzt schon, was ich in der ersten Augustwoche 2017 vor habe 🙂

An den schönen Tagen wurde im Garten geprobt...
An den schönen Tagen wurde im Garten geprobt…
...und fürstlich gespeist...
…und fürstlich gespeist…

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (257)...der aber auch bei Regen seinen eigenen Reiz hatte...

…der aber auch bei Regen seinen eigenen Reiz hatte…

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (98) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (96)...und einen nicht zu verachtenden Ausblick..

…und einen nicht zu verachtenden Ausblick..

...und jede Menge Natur drumherum ;-)
…und jede Menge Natur drumherum 😉

Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (280) Chorwoche Bayer. Wald 2.-8.8 (267)

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins…

Es ist über 25 Jahre her, dass die Verfilmung des Buches von Milan Kundera ‚Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins‘ in die Kinos kam. Das war zu einer Zeit als ich mindestens einmal die Woche ins Kino ging. Und trotz des Konsums so vieler Filme ist mir dieser immer in Erinnerung geblieben. Er war prägend.

Ich habe ihn nie mehr wieder angeschaut. Ich konnte die unendlich schöne Traurigkeit nicht ertragen. Über all die Jahre war sie beim Gedanken an diesen Film immer präsent. Gerade läuft er auf arte. Ich habe schon wieder abgeschaltet und gedacht, dass ich das gerne mal aufschreiben möchte.

Dass einem ein Film nach so vielen Jahren immer noch nachgeht. Übrigens einer der wenigen Filme, die das Buch – für mich – bei Weitem übertreffen. Das Buch hat mich überhaupt nicht gepackt, der Film hallt nach.

Vielleicht liegt es an den Darstellern, eine unglaublich überzeugend sexy Lena Olin, die melancholische Juliette Binoche, die man einfach lieben muss, der charismatische Daniel Day-Lewis. Der Tomás, der es nicht sein lassen kann die Frauen zu lieben, aber für seine Teresa alles aufgibt. Wenn er sie nach einem schlechten Traum in den Schlaf wiegt mit den Worten ‚…wie ein Brummbär unter Brummbären in der Brummbärenhöhle…‘ man muss seiner Liebe erliegen. Die unglückliche Sabina, die auf ihre Art, beiden die Treue hält.

Vielleicht ist es die Geschichte mit ihren Details, der Bauer mit dem Schweinchen, als Trauzeuge bei der Hochzeit, die wohl ergreifenste Hunde-Sterbeszene der Filmgeschichte, der Hut der Sabina.

Vielleicht auch die Tragik des politischen Hintergrunds, die Freundschaft von Sabina, Tomás und Teresa, die Verluste und immer wieder die Treue, die Liebe, die Versöhnung, die unerträgliche Leichtigkeit des Lebens, das oft so schwer erscheint.

Ein ganz großer Film.

 

 

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…