documenta 13

Vor zwei Tagen bin ich von meinem zweiten Besuch der documenta 13 zurückgekommen und bin noch immer voller Eindrücke – oder vielleicht bin ich auch einfach nur völlig erledigt von drei Tagen ‚Kunst‘ konsumieren und Füße platt laufen … 🙂

Beim ersten Besuch im Juli war ich bereits recht begeistert und war mir nicht sicher, ob sich das bei einem zweiten Mal wiederholen ließe, denn tatsächlich stellte sich das Einlassen auf die documenta nicht nur als Vergnügen, sondern vorwiegend anstrengendes Unternehmen heraus.

So war meine ‚Vorbereitung‘ darauf ausgerichtet die Highlights des ersten Besuches nochmals aufzusuchen und mir vor allem für die damals nur im Schnelldurchlauf angeschauten Installationen mehr Zeit zu gönnen. In der Wettervorhersage wurde was von viel Regen gebrabbelt, was eine optimale Voraussetzung für meinen Indoor-Videoinstallations-Anschau-Plan hätte sein können.

Genau, hätte sein können … wir hatten das mit den Plänen und ihrer Verwirklichung ja schön öfter, sie gehen nicht immer auf.

Zum einen hatte ich überhaupt nicht mit dem enorm gestiegenen Besucheraufkommen gerechnet, das ein oftmaliges Anstehen bei den Hauptattraktionen von bis zu einer Stunde zur Folge hatte, zum anderen entpuppte sich das Wetter als … traumhaft!

Anstehen ist nicht so meine Sache, auf Plänen beharren sowieso nicht, unerwartet sonniges Wetter ignorieren auch nicht und überhaupt kam mir die Frage in den Sinn: wieso haben sich im Laufe der 100 Tage einzelne Ausstellungsstücke zu Publikumsmagneten entwickelt, während andere kaum entdeckt wurden?

Ich habe also ein wenig umdisponiert, nur zwei, drei Standorte wiederholt besucht, um mich dann eher den Nebenschauplätzen zu widmen (nein, echte Nebenschauplätze gab es natürlich nicht, der ein oder andere documenta-Besucher versucht sich in Vollständigkeit).

Bei den großen Hallen/Museen bin ich ehrlicherweise schnell überfordert. Zu viele Exponate auf engem Raum kann ich nicht aufnehmen, ist das Limit an Aufnahmefähigkeit erreicht, geht wirklich gar nichts mehr. Mir liegen die kleineren Ausstellungsräume, die Begrenzung auf ein bestimmtes Thema, vielleicht auch nur ein großräumiges Exponat oder eine Videoinstallation, auf die ich mich voll einlassen kann.

Es ist mir nicht wichtig, ob es sich tatsächlich um ‚Kunst‘ handelt, wer entscheidet das schon? Es muss mich ansprechen, in irgendeiner Form – sei es als ‚handwerkliche‘ Fertigkeit, als schön Empfundenes oder auf den ersten Blick Unscheinbares, das erst durch den Entstehungshintergrund an Leben gewinnt oder bewegt.

Die Exponate in der Karlsaue, integriert, manchmal versteckt in die Natur, die Weinbergterrassen mit ihrem Blütenmeer und das in seinem Verfall so lebendige, zugleich belebte und vergängliche Hugenottenhaus haben einen starken Eindruck hinterlassen.

…und hier kann ich ja ganz offen bekennen, dass die Stunde Mittagspause im Liegestuhl auf dem ‚Sonnendeck‘ (mit inkludiertem roten Näschen 😉 ), die Brotzeitpause auf einer Bank vor der Orangerie, das Bummeln durch die Stadt zwischen den Ausstellungsorten, der Kaffee im nett angelegten Glashaus-Biergarten, das Abendessen in der wegen Regengusses prall gefüllten Orangerie oder die Radlrunde durch die Karlsaue nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, die Tage in Kassel als durchaus bereichernd empfunden zu haben.

Auch dieses Mal gibt es natürlich wieder ein paar ausgewählte Fotos, bei denen ich mir durchaus im Klaren bin, dass ich dem neutralen Betrachter nicht annähernd die Atmosphäre werde näherbringen können ….

https://picasaweb.google.com/101522085453291755183/Documenta132012?authuser=0&feat=directlink

Social Media Club Augsburg 3. Event 12.7.2012

Einleitung durch Alexander Schmidtke, Vorstand des Klinikums Ausgburg

Als die Einladung zum dritten Treffen des Social Media Clubs Augsburg (http://social-media-club-augsburg.de/?p=268) zum Thema ‚Social Media im Krankenhaus? Mit Twitter zum Arzt?‘ in meinem Postfach landete, habe ich mit der Anmeldung gezögert. Nicht nur, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ob ich tatsächlich Zeit haben werde, sondern weil ich mir – da kann ich ganz ehrlich sein – erstmal darüber klar werden musste, ob mich das Thema interessiert.

Mit Krankenhäusern hatte ich mich bisher noch nie auseinandergesetzt, mal ehrlich, wer tut das schon gerne freiwillig, ohne Not? Und dann auch noch in Zusammenhang mit Social Media? Hmmm?

Da ich die Events des Social Media Clubs aber generell sehr interessant finde, professionell, aber dennoch in lockerer Atmosphäre stattfindend, wollte ich gerne hingehen.

Netzwerken während des Vortrages ausdrücklich erwünscht!

Eine gute Entscheidung!

Sie hat mich dazu gebracht mich etwas näher mit dem Klinikum Augsburg, immerhin eines der größten Krankenhäuser in Deutschland und das auch noch in meiner Wahlheimatstadt, zu befassen.

Und wie so oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Offenheit sich mit neuen Themen zu beschäftigen – bereichert.

Die Überlegungen eines Klinikums in den Bereich der sozialen Medien vorzustoßen, erscheinen auf den ersten Blick ungewöhnlich und sind in jedem Fall mit mehr Hürden versehen, als in anderen Bereichen der freien Wrtschaft. Offensichtlich befinden sich Kliniken heute auch in einem wesentlich größeren Wettbewerb, als ich mir das in meiner Naivität so vorgestellt habe. Somit muss sich ein Klinikum als wirtschaftliches Unternehmen ganz klar die Frage stellen: Kann ich es mir in der heutigen Zeit überhaupt noch leisten ‚Social Media‘-Kanäle zu ignorieren? Ist es damit getan Monitoring über diverse Plattformen hinweg zu betreiben, auf kritische Beurteilungen aber nicht zu reagieren? Und wir wissen ja alle, dass viele Menschen eher dazu neigen Kritisches öffentlich zu teilen, denn Lob. Muss ich nicht auch versuchen meinen ‚Kunden‘ und Mitarbeitern eine Kommunikationsplattform anzubieten?

Man kann sich vorstellen, dass eine Klinik, in der jährlich ca. 230.000 Patienten betreut werden, dann doch die ein oder andere Erwähnung auf einer sozialen Plattform erfährt. Und dass unter ca. 5.300 Mitarbeitern ein nicht zu unterschätzender Anteil bereits privat auf (vermutlich überwiegend) Facebook unterwegs sein wird.

Initiiert durch die Jugendvertretung des Hauses wurden inzwischen für die Mitarbeiter Social Media Guidelines erarbeitet. Eine gute Sache, denn wer kann schon alle Stolperfallen in solch einem Daten-sensiblen Umfeld im Fokus haben. Hierin werden inhaltlich nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen vorgelegt, der natürlich immens wichtige Schutz von Patientendaten und Betriebsinternas, sondern ausdrücklich auch zu offener Kommunikation und Kritik aufgefordert.

Ich war erstaunt zu sehen, dass es bereits einen YouTube-Kanal gibt http://www.youtube.com/user/klinikumwebmaster. Da für das Patientenfernsehen sowieso bereits Beiträge gefilmt wurden und dieses Jahr zudem das 30jährige Bestehen des Klinikums gefeiert wird, lag dieser Schritt nahe. Ob und wann Seiten auf Facebook, Google+, Pinterest oder welche Plattform(en) auch immer, folgen werden, wird gerade erarbeitet. Ein guter Anlass wäre wohl der neue Rettungshubschrauber-Landeplatz, der 2013 in 60m Höhe auf dem Dach fertig werden wird!

Alles in allem war es gelungener Abend, ein kurzweiliger informativer Einblick in ein für mich völlig neues Terrain.

Dass die Veranstaltung im ‚Bürgermeistersaal‘ im 14. Stock des Klinikums stattfand, das Wetter uns das abendliche Netzwerken auf der Dachterrasse mit Blick über das grüne Stadtbild Augsburgs ermöglichte, hat seinen Teil zum Gelingen beigetragen.

Ach ja, und wenn man dann noch wirklich nette Menschen, mit denen man seit Jahren virtuell vernetzt ist, endlich mal persönlich trifft – ja, das darf schon mal als Highlight bezeichnet werden!

Ein großes Dankeschön an das Klinikum Augsburg und die Veranstalter!

Ausklang mit leckeren Häppchen, Getränken, Sonnenuntergang und Unterhaltungen auf der Dachterrasse 

Abendstimmung über Augsburg

Lese-Geschichten

Kennt Ihr das – Leseblockade? Manchmal ist das so, da kann ich nicht lesen, zumindest nicht ‚richtig‘, kontinuierlich, in einer Geschichte versinkend. Das ist frustrierend, aber meist nicht zu ändern, da heißt es geduldig sein und warten, dass es vorbei geht – es geht, bisher immer.

Meist hilft dann seichte Literatur, Krimis z.B.. Bis vor ca. vier Wochen hatte ich sie wieder, eine relativ lang andauernde Lesedurststrecke. Da kam die Anfrage einer Freundin, ob ich sie bei der Sichtung (und dem Lesen) der neuen Leseexemplare wohl unterstützen könnte, gerade recht. Ich übernehme immer gerne die Krimis, da bekommt man schnell mit, ob sie was taugen, für wen sie geeignet sind, mit welchen anderen Autoren zu vergleichen, ob grausam oder eher literarisch, spannend oder vielleicht doch zu lang, mal was Neues oder wieder was Skandinavisches.

Drei habe ich relativ zügig angelesen, als ‚mir nicht gefallend‘ eingestuft, dennoch natürlich bis zum Ende überflogen, denn wer will schon unwissend ob des Ausgangs einen Krimi zur Seite legen!

Ein vierter hat mich bei der Stange gehalten, weil anders. Cay Rademacher ‚Der Schieber‘  (http://www.dumont-buchverlag.de/buch/Cay_Rademacher_Der_Schieber/1142) – ET August, es gibt einen Vorläufer ‚Der Trümmermörder‘. Ich mochte die Art, wie das Buch geschrieben ist, trocken, lakonisch, ein bisschen dunkel-traurig – kein Wunder, spielt es doch im zerbombten Hamburg 1947.

Wirklich zurück in die Welt der Lesenden hat mich jedoch ein anderes Buch geholt. Chad Harbach ‚Die Kunst des Feldspiels‘ (http://www.dumont-buchverlag.de/buch/Chad_Harbach_Die_Kunst_des_Feldspiels/11363) – erscheint im August. ‚The Art of Fielding‘ im amerikanischen Original. Der Klappentext hat mich gelockt, College, New England, Baseball-Analogien, erwachsen werden, Beziehungen – ja, das mag den ein oder anderen jetzt eher abschrecken, das sollte es nicht.

Die ersten 300 Seiten habe ich geradezu verschlungen auf der fünfstündigen Zugfahrt von Augsburg nach Bremen – praktisch ohne Luftholen. Die zweiten 300 wurden im Urlaub auf noch drei Tage verteilt. Nach der letzten Seite kam wieder dieses so schrecklich bekannte Bedauern, dass ich doch hätte langsamer lesen sollen (völlig utopisch), dass das Buch nun zu Ende war, dass ich die Geschichte, die Personen nun verlassen muss, mit denen ich geliebt, gelitten, getrauert, gelebt habe. Aber sind wir doch ehrlich, das ist genau das, was ein gutes Buch, eine gute Geschichte ausmacht – die kurze Lücke, die entsteht bevor man sich in das nächste Leseabenteuer stürzen kann.

Nun hatte ich in meinem kleinen Urlaub kein weiteres Buch dabei (und eine laaaange Rückfahrt) aber natürlich meinen eReader in der Tasche. Ja, ich liebe ihn immer noch, vor allem auf Reisen. Ich mag es, dass ich einfach, schnell und überall an Lesestoff komme. Ich mag es, dass ich nun die ‚Schundliteratur‘, die ich mir zwischendrin reinziehe (nichts anderes ist das und das ist gut so) in englisch für ein paar Euros runterladen kann, kein Buch hinterher mehr entsorgen muss (denn entsorgt werden muss das, damit will frau sich nicht erwischen lassen 😉 ) und ich zu jeder Tageszeit, ohne Warten mit dem Lesen starten kann. Ich gebe zu, dass ich zuhause auf dem Sofa liegend, lieber in einem Buch lese, ich finde das ‚gemütlicher‘, hat wohl auch was mit der Macht der Gewohnheit zu tun, aber missen möchte ich meinen Reader nicht mehr.

Ich hoffe, das Rumhacken auf elektronischen Neuerungen in unserer Branche hört endlich mal auf. Das ist kontraproduktiv. eReader sind da, werden nicht mehr verschwinden, es sei denn durch anderes ersetzt und weiterentwickelt, Vogel Strauß spielen hat noch nie geholfen. Und diejenigen verteufeln, schräg ansehen oder als ‚Buchhandelskiller‘ zu bezeichnen, die sich öffnen für Neues und bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen, es anzuwenden, schafft höchstens tiefere Gräben und treibt ‚Gemischtleser‘ wie mich in die offenen Arme des Amazon(as).

Sorry, kleiner, ursprünglich an dieser Stelle nicht vorgesehener Exkurs, der so rausgerutscht ist.

Zurück zur Zugfahrt. Die wurde genutzt zum Weiterlesen des in einem früheren Beitrag schon erwähnten neuen John Irving ‚In one Person‘, den ich auf dem Reader habe. Und so leid es mir tut, sorry Mr. Irving, mein ehemals liebster Lieblingsautor, ich bin gelangweilt. Gelangweilt von der endlosen Thematisierung sexueller Orientierung. Wo sind sie geblieben, die wunderbaren Geschichten? Der liebevolle Aufbau der Beziehungen zu den Protagonisten, der mich mitleben ließ, mitfiebern, mittrauern, wenn ihnen Schreckliches zustieß. Nichts mehr davon ist geblieben. Schade.

Zum Glück gibt es keinen Grund zu verzweifeln, schließlich stehen wahrlich genügend andere Autoren zur Verfügung, die nicht verlernt haben oder gerade erst anfangen uns mit Geschichten zu erfreuen.

Was folgte noch?

Die neue Lily Brett ‚Lola Bensky‘ (http://www.suhrkamp.de/buecher/lola_bensky-lily_brett_42330.html) – wunderbar, komisch, Popgeschichte der späten 60er in Reinkultur. Lesen, unbedingt, kommt im September!

Richard Ford ‚Canada‘ (http://www.hanser-literaturverlage.de/buecher/buch.html?isbn=978-3-446-24026-1) – auf deutsch im September. Erwartungsgemäß dunkel, schwer, realistisch, spannend-fesselnd traurige Lebensgeschichte des Jungen Dell, dessen Eltern durch einen Banküberfall das Leben ihrer Kinder durcheinanderrütteln. Nachhaltig.
Klar, dass es nach dieser Lektüre unbedingt eine leichte, erfrischende, französische Liebesgeschichte brauchte! 🙂 David Foenkinos ‚Nathalie küsst‘ (http://www.chbeck.de/Foenkinos-Nathalie-kuesst/productview.aspx?product=10070888). „Nun standen sie Seite an Seite vor den zwei Waschbecken. Sie wuschen sich die Hände und lächelten sich geradezu dämlich an. Seifenblasen bildeten sich, viele Seifenblasen, doch nicht die Seifenblasen der Nostalgie. Markus dachte: Das ist die schönste Handwäsche meines Lebens.“
Ach, wie ich sie mag. Diese kleinen feinen vom Zufall geprägten Erzählungen, bei denen man sich durchaus vorstellen kann, dass sie sich genau so zutragen, und wäre es nicht wunderbar, wenn man selber einmal in so eine Zufallsgeschichte hineingeräte? Da muss man wohl nach Frankreich fahren :-).
Ein letzter noch, ein Erstlingswerk aus Österreich, von einer sehr jungen Autorin. Da ist man ja erstmal skeptisch. In der Buchhandlung hätte ich ganz sicher nicht nach ihr gegriffen, zu abstrus die Beschreibung, zu abwegig die Geschichte. Ein Fehler. Es lohnt gewohnte Pfade zu verlassen und sich überraschen zu lassen von einem erstaunlich ‚erwachsenen‘ Werk der 24jährigen Vea Kaiser ‚Blasmusikpop‘ (http://www.kiwi-verlag.de/das-programm/einzeltitel/?isbn=978-3-462-04464-5) – erscheint August. Ein 500-Seiten-Ausflug in die Abgeschiedenheit und Eigenarten eines kleines Alpendorfes und ihrer Bewohner, an denen der Rest der Welt vermeintlich vorüberzieht. Leicht skurril, unterhält uns die Autorin mit dieser ungewöhnlichen Familiengeschichte über drei Generationen.
So, gut möglich, dass ich mich jetzt in Nesseln gesetzt habe, denn Buchbesprechungen von Titeln, die noch nicht erschienen sind, sollten laut Eindruck im Leseexemplar tunlichst vermieden werden – da sich hier bei mir auf dem Blog aber eher eine kleine private Lesegemeinde tummelt, würde ich mal sagen, das geht in Ordnung.
Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig mit meiner (gerade wieder neu entdeckten) Lesefreude anstecken und wünsche viele gemütliche, in Geschichten versunkene Stunden!

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…