Ein ‚bayerischer‘ Tag

Wer fleißig meinen Blog liest … und davon gehe ich doch aus 😉 … hat vor kurzem in dem Artikel ‚Ein Wandertag‘ vom Projekt ‚Romantische Straße‘ gelesen, das ich gemeinsam mit einer Freundin letztes Jahr im Januar in Angriff genommen habe. Hier kann man im englischsprachigen Blog von den Anfängen lesen.

Wer eine ungefähre Vorstellung davon hat wo Augsburg liegt, hat vielleicht schon mal davon gehört, dass durch die Stadt der Lech fließt. Das ist eine schöne Sache, gibt es doch die wunderbaren Lechauen, viele unterschiedlich große Stau- und Badeseen, grüne Oasen inmitten der Stadt.

Lechstausee in Kaufering
Lechstausee bei Kaufering

Unsere nächsten zwei-drei Wanderetappen auf der ‚Romantischen Straße‘ sollten uns in ca. 50km entlang des Lechs nach Landsberg bringen. Nun ist es zwar nett, diesen wunderbaren Grüngürtel in unmittelbarer Nähe zu haben, kilometerlange Hatscher geradewegs entlang eines Flusses können sich allerdings ins Endlose dehnen. So haben wir kurzerhand beschlossen für die Strecke bis Landsberg/Lech eine Regel zu ändern: wir würden einfach aufs Fahrrad umsteigen. Nein, wir haben kein schlechtes Gewissen deswegen! Zumal Wander- und Radstrecke auf langen Abschnitten parallel verlaufen, und wer einmal an einem sonnigen Sonntag entlang einer ausgewiesenen Radlstrecke gewandert ist, weiß um das Vergnügen ständig vor von allen Richtungen heranbrausenden Bikern in Deckung gehen zu müssen.

Ausnahmsweise folgen wir mal der grünen Beschilderung für Radfahrer!
Ausnahmsweise folgen wir mal der grünen Beschilderung für Radfahrer!

So haben wir uns also für einen halben Tag unter die Radler gesellt. Und siehe da, es hat Spaß gemacht. Ich gestehe, das hat viel damit zu tun, dass die äußeren Umstände perfekt waren: bayerischer Himmel weiß und blau, eben, im Sinne von: flach, ein schnurrendes Fahrrad, das endlich mal ausfahren durfte und selbst für mich ‚von A nach B‘-Stadtradlerin lockere 50 Kilometerchen in gemütlichen drei Stunden. Ich werde doch nicht etwa noch Spaß am Wanderradfahren finden? Nee nee, ab Landsberg geht es wieder zu Fuß weiter Richtung Ziel in Füssen.

…und los gehts im Siebentischwald
Am Sonntag morgen ist man noch alleine unterwegs! Am Lochbach, kurz hinter Augsburg
Mutter-Kind-Gruppe der Albino Kühe?
Das Plätzchen war zu verlockend, um nicht eine kleine Rast einzuschieben!

Augsburg - Landsberg 11.8.13 032

Landsberg Bahnhof Romantik :-)
Landsberg, Bahnhof-Romantik 🙂

Hmmm, ja, der ein oder andere sportliche Biker wäre jetzt natürlich auch wieder zurück geradelt, aber uns in unserer ‚fahren mal schnell nach Landsberg ohne gepolsterte Radlerhosen‘-Naivität hat das völlig genügt! Autsch 😉

Mal ganz davon abgesehen, dass am Abend die volle Aufmerksamkeit gefordert war für die Jubiläumsveranstaltung 25 Jahre ‚Literatur im Biergarten‘, frei nach dem Motto des Veranstalters der Buchhandlung am Obstmarkt „Bier und Buch, das macht kluch“.

…vom Bier allein kann man ja auch nicht leben 😉

Eine Veranstaltung wie das ‚literarische Sommervergnügen im Biergarten‘ auch nur ansatzweise wiederzugeben, wäre irgendwie anmaßend. Darum nur soviel: ein charismatisch bayerischer Thomas Darchinger hat mir kunstvoll unterhaltsam vor Augen geführt, dass völlig unsinniges Geschwätz in bayerischer Mundart vorgetragen zum Schreien komisch sein kann, die traurigsten Geschichten noch anrührender werden und politisches uns nachdenklich zurücklässt. Mehr wie untermalt wurde ‚A gmade Wiesn‘ von korrespondierenden Eigenkompositionen des fantastisch passenden Rössltrios.

Ein toller Abend und passender Ausklang eines schönen bayerischen Tages!

…klar kommen noch ein paar fotografische Eindrücke 🙂

Kurt Idrizovic von der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg
Kurt Idrizovic von der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg
Florian Burgmayr an der Tuba
Florian Burgmayr an der Tuba
Hans Kröll, Trompete
ein etwas verwackelter (sorry) Hans Kröll, Trompete
Das Rössltrio
Das Rössltrio mit Thomas Darchinger
Bayerisches 'Biergarten candle to go' - hat den Abend durchgehalten!
Bayerisches ‚Biergarten candle to go‘ – hat den Abend durchgehalten!
Thomas Darchinger 'in äktschn'
Thomas Darchinger ‚in äktschn‘

Meeresrauschen – Literatur rund ums Meer

Ein Regentag. Seit langer Zeit mal wieder ein richtiger ich-will-mich-aufs-Sofa-kuscheln-und-lesen-Regentag! Eigentlich wollte ich heute über ein paar Krimi- und Fantasy-Bücher schreiben (mach ich vielleicht auch noch, mal sehen…), aber dann sind mir beim Stöbern durch das Bücherregal die ‚Meerbücher‘ ins Auge gefallen und dass ich schon lange keines davon mehr gelesen habe.

Es gibt diese ganz eigene Art von Romanen, die mich mit ihrer traurigen, melancholischen Stimmung in ihren Bann ziehen. Meist handeln sie von Stürmen, dem kargen Leben der Fischer an den Nordmeeren, Schiffsunglücken oder anderen tragischen Schicksalen. Ich würde sie nicht einmal als düster beschreiben, auch wenn einen beim Lesen oft das Gefühl beschleicht, die Sonne würde an diesen Orten nie scheinen. Schwer trifft es wohl besser, still, weil geprägt von einer der Landschaft und ihrer Menschen prägenden Sprachlosigkeit, langsam, was manch einer mit langweilig gleichsetzen mag, dunkel sicher auch, dramatisch und dennoch oder gerade deshalb, von atemberaubender Schönheit.

Vor kurzem bin ich mal wieder über einen neuen Roman, bezeichnenderweise aus dem mare Verlag, gestolpert. Nick Dybek ‚Der Himmel über Greene Harbor‚.

Und dabei hab ich mich all der anderen Geschichten erinnert, die mich vor Jahren schon begeistert haben… und nein, sicher keine großen Überraschungen dabei, aber ich wollte sie so gerne mal zusammenstellen 🙂 … leider leider sind nahezu alle älteren Titel vergriffen und nur vereinzelt als ebook zur Verfügung 🙁

– Annie Proulx ‚Schiffsmeldungen‘ – die Geschichte um den wortkargen Quoyle, der sich auf eine Insel in Neufundland zurückzieht, kennt man inzwischen auch aus der Verfilmung mit dem hervorragenden Kevin Spacey. Wer dennoch das Buch nicht gelesen hat, es ist (noch) nicht vergriffen!

– Erik Larson ‚Isaacs Sturm‘ – Erik Larson* beschreibt in packender Romanform aus Sicht des Meteorologen Isaac, eine der katastrophalsten Sturmfluten der USA, als im Jahr 1900 ein Sturm nahezu die komplette Stadt Galveston, Texas auslöschte. (vergriffen)

– Sebastian Junger ‚Der Sturm‘ (‚The perfect storm‘) – Anatomie eines ‚perfekten Sturms‘, in dessen Mittelpunkt der aussichtslose Überlebenskampf der Männer auf der ‚Andrea Gail‘ steht.

– Eric Fosne Hansen ‚Choral am Ende der Reise‘ – darf natürlich nicht fehlen, der Bestseller um die Kapelle auf der sinkenden Titanic.

– Peter Landesman ‚Meereswunden‘ (‚The Raven‘) – auch hier ist der Hintergrund eine wahre Geschichte, bei der 1941 bei einem Ausflug mit dem Boot ‚Raven‘ an der Küste von Maine nur die Frauen tot an Land gespült werden, während die Männer verschollen bleiben. (vergriffen)

– Bernice Morgan ‚Am Ende des Meeres‘ (‚Waiting for Time‘), ‚Die Farben des Meeres‘ (‚Random Passage‘). (vergriffen)

– John Casey ‚Der Traum des Dick Pierce‘ (‚Spartina‘) – …vom eigenen Boot, das ihn in illegale Geschäfte treibt, ein Leben in Rhode Island, ein Sturm und eine Liebesgeschichte. (vergriffen)

– Maria Hermanson ‚Muschelstrand‘ – ein bisschen mystisch zieht diese Geschichte um zwei Frauen und ein kleines verschwundenes Mädchen in den Bann.

*Eric Larson will ich noch eine Anmerkung gönnen. Er versteht es auf außergewöhnlich spannende Weise, uns hervorragend recherchierte historische Ereignisse in Romanen verpackt zu servieren. Besonders packend fand ich neben oben erwähntem ‚Isaacs Sturm‘, die Geschichte um die erste Weltausstellung in Chicago im ausgehenden 19. Jahrhundert, verknüpft mit einem umhergehenden Serienmörder. Für alle Chicago-Fans ein Muss! ‚Der Teufel von Chicago‘ (The devil in the White City‘). (in deutsch vergriffen, im amerikanischen Original noch lieferbar).

Und letztes Jahr entdeckt ‚In the Garden of Beasts‘ (erscheint in deutsch ‚Tiergarten – In the Garden of Beasts‘ im Oktober 2013), das vom naiven Umgang des amerikanischen Botschafters und seiner Familie mit der Machtübernahme der Nazis in Berlin 1933 erzählt.

Antipasti d’amore – Sommer im Glas

ZEIT FÜR MICH

„Feine Öle mit den reifen Früchten des Sommers und duftenden Kräutern als kleine Schätze im Glas komponieren und genießen.

Inklusive: Alle Gemüse & Kräuter, Gläser, gute Öle, Wein und Brot zum leckeren
Imbiss im Garten, gute Laune.

Mitbringen: Lust auf Schönes, warme Düfte, Lachen und Genießen“

Wie hätte ich dieser Einladung von Anna Maria Blau widerstehen können? Das klang so gar nicht nach ‚einfach miteinander kochen‘, das klang nach ’sinnlichem Erleben‘.

Na wenn das nicht einladend aussieht!

Also hab ich mich auf die Reise nach Hofsingelding gemacht, in den angekündigten ‚Sommer-Garten‘. Eine wirkliche Vorstellung davon, was mich wohl erwartet, hatte ich nicht – aber das sind genau die Dinge, die das Leben so interessant machen, einlassen auf Neues, Unbekanntes, ausprobieren und offen sein.

Die erste Überraschung: ja, es gibt eine S-Bahn-Station und die begrüßt mich in einer so nah an München nicht erwarteten … Ruhe.

Haltestelle St.Koloman der S2 Richtung Erding
S-Bahn Haltestelle St. Koloman

Der wunderschöne Garten empfängt im heißen Sommerwetter mit Baumschatten, kleinem Teich, Kräutern im Hochbeet, hergerichtetem Tisch für unsere gesellige Antipasti-Zubereitung und diesen beiden netten Gesellen…

Was dann folgte war tatsächlich ein Fest für alle Sinne. Gemeinsam (zu viert) wurde vorbereitet, geschnippelt, gerochen, geschmeckt, geredet, gekocht, fotografiert, erzählt, getrunken, geteilt – genossen! Anna Maria hatte nicht nur alle Zutaten besorgt und liebevoll angerichtet, Gläser für die zubereiteten Antipasti hergerichtet und uns ein kleines Rezeptbüchlein erstellt, sondern begleitete den Tag mit der ihr eigenen ‚Anleitung zur Achtsamkeit‘.

Wichtigste Grundlage für alle von uns erstellten Antipasti ist das 'fingerwarme' Olivenöl mit Knoblauch!
Wichtigste Grundlage für alle von uns erstellten Antipasti ist das ‚fingerwarme‘ Olivenöl mit Knoblauch!
Gemeinsames Schnippeln im Garten unter Bäumen ist an sich schon eine entspannte Angelegenheit
Gemeinsames Schnippeln im Garten unter Bäumen ist an sich schon eine entspannte Angelegenheit
Tomate-Zwiebel-Paprika-Bruschetta-Auflage
Tomate-Zwiebel-Paprika-Bruschetta-Auflage

Zwiebeln in Balsamico -
Zwiebeln in Balsamico
Champignons in Zitrone - der absolute Sommer-Renner, schmeckt unglaublich erfrischend!
Champignons in Zitrone – der absolute Sommer-Renner, schmeckt unglaublich erfrischend!
Was wäre ein gemeinsames Antipasti-Kochen ohne ein frisches Gläschen Wein!
Was wäre ein gemeinsames Antipasti-Kochen ohne ein frisches Gläschen Wein!

…und zum gebührenden Abschluss eines als wirklich wundervoll erlebten gemeinsamen Zubereitens, durften die Köstlichkeiten dann auch noch schnabuliert werden.

Ich hab mich auf jeden Fall zwar müde, aber ziemlich beseelt und glücklich mit meinen Schätzchen im Arm auf die Bahnreise nach Hause gemacht – und kann es kaum erwarten meine mitgebrachten Gläschen voll Antipasti d’amore zu verspeisen!

Als kleines Bonbönchen gibt es hier noch das Rezept zu den Champignons in Zitrone:

500gr Champignons in Scheiben schneiden, bei 180 Grad ca. 10min mit Umluft trocknen, eine (Bio) Zitrone mit Schale in sehr dünne Scheiben schneiden, in eine Form geben, die noch warmen Champignons dazu, mit dem oben erwähnten Knoblauchöl gut übergießen, ein Bund klein gehackte Petersilie dazugeben und mit Salz abschmecken. Alles gut untermischen, mind. 5 Stunden ziehen lassen und ggfs nochmal nachwürzen. Schnell, einfach, erfrischend lecker!

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…