Devils Tower #ReisenUSA

Als ich vor ziemlich langer Zeit, noch im Teenageralter, Steven Spielbergs Film ‚Die unheimliche Begegnung der Dritten Art‘ sah, beschränkten sich meine Kenntnisse der USA überwiegend auf Film- bzw. Serienwissen. So dachte ich, dass der mysteriöse Felsen, an dem sich die Außerirdischen zeigen, nicht wirklich existiert, sondern als Filmkulisse geschaffen war.

Erst viele Jahre später erfuhr ich, dass Devils Tower tatsächlich existiert, in Wyoming, USA.

Seitdem habe ich etliche Reisen in die USA unternommen und immer mal wieder daran gedacht, Devils Tower live und in Farbe zu sehen. 2010, auf einer Tour in und um die Rocky Mountains war es endlich soweit.

Der erste Blick
Der erste Blick

Und auch heute, drei Jahre später, beim Sichten der Fotos, erinnere ich mich gerne an den Besuch dort. Devils Tower ragt majestätisch aus der sanft hügeligen Landschaft empor. Wenn man am Fuße des Berges steht kann man sich einer gewissen Anziehungskraft nicht entziehen, und beim Umrunden erhält man immer wieder neue Perspektiven auf die kristallinen Säulen dieses Monolithen.

Ich muss gestehen, dass ich richtig begeistert war von diesem Naturphänomen. Hinzu kam der wirklich schöne kleine Campground, der nicht nur Devils Tower als Hintergrundkulisse bot, sondern auch die Nachbarschaft einer großen Familie von ziemlich putzigen Präriehunden und anderem Wildlife.

Campground mit Aussicht! Ich hatte mein Zelt so positioniert, dass ich vom Eingang aus den Berg im Blick hatte :-)
Campground mit Aussicht! Ich hatte mein Zelt so positioniert, dass ich vom Eingang aus den Berg im Blick hatte 🙂

Alles in allem war die gesamte Reise geprägt von Highlights (zu denen vielleicht noch ein paar andere Ausschnitte folgen werden), aber für mich war der Besuch am Devils Tower National Monument etwas ganz Besonderes.

...der letzte Blick, und weiter geht die Reise...
…der letzte Blick, und weiter geht die Reise…

Palmherzen – Laura Lee Smith

Laura Lee Smith  Palmherzen

Die Frage ist, empfehle ich ein Buch, das mich zwar sehr berührt, dessen Geschichte aber von einer traurigen Deprimiertheit geprägt ist. Oder lass ich die Empfehlung einfach sein und beschreibe Inhalt und Stimmung, sodass sich jeder selber entscheiden kann, es zu lesen oder zu lassen …

Palmherzen kommt daher mit einem ansprechend positiv stimmenden Cover, das eher einen leicht beschwingten fröhlichen Roman erwarten lässt.

Erzählt wird, über einen Sommer lang, die Geschichte der etwas heruntergekommenen, zum Alkohol neigenden, aber mit hinreißendem Charme ausgestatteten Jungs der Familie Bravo im kleinen verschlafenen Nest Utina, Florida, ihrer Frauen und der skurrilen Figuren des Ortes. Gespickt mit Blicken in die Vergangenheit, durchleben wir mit der Familie in der drückenden schwülen Hitze, die einen Sommer im Norden Floridas auszeichnet, wie sich das Leben und die Umgebung Veränderungen hingeben muss.

Wer schon einmal durch eine dieser typischen Kleinststädte im Südosten der USA gefahren ist, hat sie vielleicht aufgeschnappt, diese bleierne, alles verlangsamende Atmosphäre. Die Zeit scheint vor Jahrzehnten stehen geblieben zu sein, jeder kennt jeden, Veränderungen wollen nur schwer akzeptiert werden.

„Achthundert Garnelen am Tag.  Jeden einzelnen Morgen nahm er die Tiere aus, aber er beschwerte sich nie. Sein Rhythmus war heldenhaft, er arbeitete nahezu perfekt präzise, wenn man von dem dicken Narbengeflecht auf seinen Daumen und den Ballen der braunen Hände absah. Von seinen sechzig Jahren hatte er fünfundvierzig in einem Meeresfrüchterestaurant gearbeitet, hatte sein Leben in Einlegewasser und Lake von rohem Fisch und Krustentieren mariniert und seine Enttäuschungen im mitleidlosen Kessel der Friteuse versenkt. Es war ein gutes Leben, sagte er oft, auch wenn es stank.“

Die Sprache ist treffend und die Übersetzung – meiner Meinung nach – hervorragend, denn sie kann die Gerüche, die Emotionen, die Deprimiertheit, die Ängste, eben das Leben der Menschen zu mir transportieren.

Am Ende hab ich ‚Palmherzen‘ versöhnt zur Seite gelegt!

Lesetipp – Im Licht von Apfelbäumen

Das muss jetzt gleich raus. Das sitzt noch in den Knochen, weil ich es gerade fertig gelesen zur Seite gelegt habe.

‚Im Licht von Apfelbäumen‘ (The Orchadist) von Amanda Coplin.

Es gibt Geschichten, die sind genau das, Geschichten. Sie spielen in einer anderen Zeit  und zu Beginn des Lesens ist man sich erstmal gar nicht bewusst, dass man sich nun auf eine andere Zeitebene einstellen sollte. Aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig, vielleicht wird man so oder so in den Bann gezogen, erst ohne es zu merken, später überrascht realisierend, dass es das Hier und Jetzt auch noch gibt.

Wir begeben uns ins ausgehende 19./beginnende 20. Jahrhundert, wo im Nordosten der USA das tragische Leben des Obstplantagenbauers Talmadge seinen Lauf nimmt. Schicksalsschläge scheinen sein Leben zu begleiten, aber irgendwie scheint er sie durch seine einsame, wortkarge, wohl auch etwas feige Art selber auszulösen. Man ist immer wieder versucht ihn zu schütteln, ihm begreiflich zu machen, dass er nicht alles einfach geschehen lassen sollte, aber gerade als er die Dinge selber in die Hand nimmt, löst er damit nur noch mehr Schmerz aus. Mit so vielen schönen Worten uns die Geschichte von der Autorin erzählt wird, so gefangen sind Talmadge und die wenigen zu seinem Leben gehörenden Personen in ihrer traurigen Sprachlosigkeit.

Viel wird nicht erklärt, zu den Schicksalen, die uns im Buch begegnen, aber erfahren tut der Leser alles, das Ausmalen findet in der Phantasie statt, die Personen werden vom Leser mitgestaltet, der Text gibt den Raum dazu. Wir können unsere eigenen Sympathien zu den Protagonisten aufbauen, oder es lassen. Es bleibt eine Geschichte, wie sie hätte sein können oder eben auch nicht.

Mich hat sie für zwei Tage in eine andere Welt entführt und auf besondere Art berührt, ein bisschen traurig gemacht, aber versöhnlich zurückgelassen – es ist eben ’nur‘ eine Geschichte!

…über wandern, reisen, lesen, schauen, reden…