Seit ich vor drei Jahren mit einer Freundin begann Weitwanderwege in Etappen zu wandern, hat uns – trotz offensiver Gastfreundlichkeit 😉 – noch nie jemand begleitet. Vermutlich waren unsere Schilderungen hinterher immer zu abschreckend oder man wollte uns in der Zweisamkeit nicht stören.
Wie auch immer, auf dieser dritten, relativ kurzen Etappe von ca. 15km, gab es die Uraufführung, wir waren zu viert unterwegs.
Nach einstündiger Zugfahrt ging es um halb zehn in Treuchtlingen im Altmühltal los, dort, wo wir vor ein paar Wochen unsere ‚Schneesturm‘-Etappe beendet hatten. Da wir uns auf einem Panoramaweg befinden, ging es alsbald aus dem Tal hinauf in luftige Höhen mit wunderschönen Weitblicken. Der versprochene Sonnenschein ließ zwar noch auf sich warten, dafür war der Weg einfach traumhaft. Nahezu durchgängig auf kleinen Pfaden, hoch über dem Altmühltal und kurzweilig abwechslungsreich machte das Panorama dem Weg alle Ehre.
Pappenheim
Bei ca. der Hälfte der Strecke steigt man hinab in den kleinen Ort Pappenheim. Und ja, es handelt sich tatsächlich um jenes Pappenheim, deren Bewohner Berühmtheit erlangten durch das Zitat aus Friedrich Schillers Drama ‚Wallensteins Tod‘ „Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer“. Für uns fand sich ein passendes Pausenplätzchen mitten im Ort am Ufer der Altmühl.
Klar, dass es anschließend wieder einen Anstieg zu bewältigen gab. Der zweite Teil des Weges führte uns über die für diese Gegend so typischen Kalkfelsen, durch die sich die Altmühl ihren Flusslauf bahnt. Über Trockenwiesen und Wacholderheiden ging es weiter, bis uns kurz vor dem Etappenziel Solnhofen die Sonne doch noch ihre Aufmerksamkeit schenkte und ein einladendes Bänkchen zu einer letzten Sonnenrast mit Panoramablick einlud.
Ich persönlich bin bisher richtig begeistert vom Altmühltal Panoramaweg, allem voran von der Vielseitigkeit des Streckenverlaufs, der Tatsache, dass man überwiegend auf Feldwegen unterwegs ist und der wirklich schönen Landschaft.
Ach ja, wie es mit unseren ‚Wandergästen‘ war? Natürlich super. Jederzeit wieder! Ich denke, wir hatten alle einen wirklich tollen Tag!
Am 19.2.2012, heute vor genau zwei Jahren, ist mir während einer Wanderung, die recht viel auf und ab ging, durch Wald und über Felder, auf Höhen hinauf und wieder runter in Täler, entlang größerer Straßen und auf kleinen verschlungenen Wegen, eine Analogie zum Leben in den Sinn gekommen. Ich habe sie noch abends mit müden Knochen im Bett liegend aufgeschrieben und in englisch auf Facebook geteilt. Neulich ist der Text meiner Mutter in die Hände gekommen und sie bat mich um eine Übersetzung.
„Sechs Stunden wandern durch wunderschöne Landschaft ließ mich übers Leben nachdenken.
Es gibt viele Auf’s und Ab’s. Auch wenn es schön ist auf dem Gipfel zu stehen, wenn du mehr vom Leben entdecken willst, musst du weitergehen, auch wenn das bedeutet ins Tal hinabzusteigen.
Jeder Weg ist anders. Manchmal geht es flott und leichtfüßig voran, manchmal ist es ein anstrengender, schwerer Weg.
Es gibt jede Menge Hindernisse. Kleine, über die man steigen kann, andere, die größere Anstrengungen beim Überwinden oder Wegräumen erfordern.
Auch wenn Umwege und Sackgassen auf dich warten, bleib nicht immer auf der Hauptstraße, entscheide dich für Abzweigungen und kleine Pfade, du wirst Wertvolles überall entdecken.
Und am Ende des Tages wirst du müde sein und erschöpft, dein Körper schmerzt an Stellen, von deren Existenz du bis dato nichts wusstest –
das ist der Moment, an dem du zurückschauen wirst auf deinen Weg – und was du siehst –
erfüllt dich mit Stolz!
…und es ist ebenso der perfekte Moment für ein gutes kühles Bier! 😉 „
Der Start eines neuen Weitwanderprojekts ist immer spannend. Gilt es doch, sich wieder an ein neues Begleitbuch zu gewöhnen, die Beschilderung kennenzulernen – sind die Wegweiser sinnvoll und in ausreichender Anzahl angebracht – und vor allem eine neue Landschaft zu erobern. Wie in den Jahren zuvor auch, starten wir im Januar. Das verwundert den ein oder anderen, wir aber lieben es dem Jahreszeitenverlauf zu folgen und schlechtes Wetter hat uns (bisher) noch nie abgeschreckt.
Für 2014 haben wir uns den Altmühltal-Panoramaweg ausgewählt, der, in Gunzenhausen beginnend, über ca. 200km dem Verlauf der Altmühl folgt, und zwar, wie der Name bereits vermuten lässt, in luftigen Panoramahöhen, und in Kelheim endet.
Über mangelnde Wander- und Radwege kann man sich im Altmühltal nicht beklagen – ‚unserer‘ ist übrigens der in leuchtend orange!
So ging es dann also am Samstag den 25.1.2014 in einer kurzen einstündigen Zugfahrt zum Ausgangspunkt in Gunzenhausen. Das Wetter: neblig, Panorama war nicht viel zu erwarten, die Temperaturen: zu warm für die Jahreszeit, trocken und windstill. Keine Beschwerden 😉
Auf den ersten beiden Teilstücken verlässt man das Altmühltal und wandert recht bald hinauf auf den Hahnenkamm, ein bis 656m hoher Ausläufer der fränkischen Alb. Der Weg führt überwiegend durch Wald und über frei liegende Felder, durch die große Feuchtigkeit war es sehr matschig und wir kamen am Abend ziemlich verdreckt in unserem Quartier an. Eigentlich sollten es nur ca. 18km bis zu unserem Etappenziel Heidenheim (in Mittelfranken!) sein, da der Ort aber etwas außerhalb unserer Route lag, mussten wir den, im übrigen hervorragend, ausgeschilderten Panoramaweg verlassen und haben uns prompt in einem (nicht auf unserer Karte markierten) Truppenübungsplatz verlaufen. Wegen der schlechten Sicht war eine Orientierung kaum möglich und hätte Barbara nicht leicht verzweifelt ‚jetzt bräuchten wir halt ein GPS‘ ausgerufen, hätte es eng werden können mit dem Tageslicht. Hab ich mich doch an mein gerade neu erworbenes Smartphone in der Tasche erinnert, das natürlich GPS hat und uns (jaja, ich sollte mal lernen damit umzugehen) nach ein paar Anlaufschwierigkeiten treffsicher ans Ziel brachte – mit einer Stunde Verspätung und ein paar Kilometern mehr in den Beinen.
Klar, dass wir uns im hauseigenen Cafe nach dem langen Tag noch einen super leckeren selbstgemachten Kuchen gönnen mussten, serviert auf handgetöpfertem Geschirr unserer nicht nur vielseitig begabten, sondern auch echt freundlichen Wirtin!
Tag zwei begann mit einer Überraschung: in der Nacht hatte dichter Schneefall eingesetzt und die Welt draußen war in weiß getaucht. Nach ausgiebigem Frühstück gings also raus in die weiße Pracht. Pracht? Hmmm.
Nach einer Stunde bergauf stapfen, dem pfeifenden Wind und heftigem Schneesturm ausgesetzt, durch ungespurten knöchelhohen Schnee über ungeschützte Felder, schlich sich dann doch der Gedanke ein ‚und wie soll ich das noch weitere vier bis fünf Stunden durchhalten‘? Ich gestehe, es erstaunt mich immer wieder wie viele Energien so ein (relativ untrainierter) Körper freisetzen kann. Nach etwas mehr als einer Stunde trafen wir wieder wie geplant auf ‚unsere‘ Route, und die Erleichterung war deutlich spürbar, drei Stunden abwechselndes Spuren über die heftig verschneiten Wege ließ uns völlig erschöpft unter ein paar Bäumen Schutz zur Mittagspause suchen, und irgendwie ging es Schritt für Schritt weiter. Wir freuten uns über jedes Stück Weg, in dem wir nicht im Schnee versanken und hatten genug Energie uns am verzauberten Winterwald zu erfreuen. Eine wunderschöne Streckenführung in reiner Natur.
Als wir nach knapp sechs Stunden und ca. 24km nach Treuchtlingen hinunter abstiegen, war es trocken, der Schnee verschwunden und die Sonne schien.
Uns kam das in dem Moment ziemlich surreal vor und wir fragten uns, wer uns das wohl glauben würde – waren wir doch zudem keiner Menschenseele unterwegs begegnet – und Hunde, die würden wir bei dem Wetter sowieso nicht vor die Türe schicken 😉
…das ein oder andere (Beweis-) Foto ist dann aber doch entstanden… 😉 – im Wechsel Tag 1 (von Gunzenhausen nach Heidenheim) und Tag 2 (von Heidenheim nach Treuchtlingen).