Archiv der Kategorie: Reisen

Claudiaplaudert ist mal ‚off‘

ChicagoNach vier Jahren ist es soweit, dass ich mich entschlossen habe zu einer USA-Reise kein Notebook mitzunehmen. Bin ich in früheren Reisen ganz bewusst ‚online‘ unterwegs gewesen, habe abends auf Campingplätzen das WLAN bei Funzellicht und Mückenattacken oder gar Eiseskälte genutzt, um die Menschen zuhause teilhaben zu lassen an meinen kleinen Abenteuern, werden es dieses Mal zwei (zugegeben kurze) ’stille‘ Wochen sein.

Das Blog macht zusammen mit mir Urlaub 🙂

Natürlich wird es hinterher einen Bericht geben, schließlich geht es nach Chicago, meiner Lieblingsstadt, die sich in der Holiday-Season besonders festlich präsentiert. Und in mein ‚Home away from Home‘ nach Wisconsin, auf die Farm, die mich immer so warm und familiär empfängt.

Na ja, und so ganz offline werde ich nicht können, das Smartphone kommt ja mit. Um auf Mails, WhatsApp oder Facebook & Co. zu verzichten bin ich dann doch zu mitteilungsbedürftig, neugierig und interessiert.

See you soon!

Chicago Chicago

Ich reise – also sing ich

„Musikalische Erinnerungen – der Sound des Reisens“ – möchte Marc  von Reisezoom.com in seiner Blogparade sammeln. Nicht nur eine schöne Idee, sondern auch eine, die mir Freude macht einzutauchen in viele erinnerungswerte Reisemomente. Tatsächlich darauf gestoßen hat mich Tanja, die ein paar Blogparaden dieses Herbstes in ihrem Blog tanjapraske.de vorgestellt hat, danke dafür!

Die Frage ‚gibt es einen Song oder Interpreten, der mit einer oder gar mehreren deiner Reisen verknüpft ist?‘ hatte ich mir nie gestellt, beim Nachdenken darüber fallen mir sofort zwei prägende Reisegeschichten dazu ein.

1- Australien

Die eine, so lange her, dass ich sie aus den Tiefen meiner Erinnerungen kramen muss und jetzt doch so präsent, dass ich fast die Gerüche der Reise wieder in der Nase habe.

1988/89 hat es mich gemeinsam mit zwei Freundinnen für vier Monate nach Australien verschlagen. Am 24. Dezember haben wir uns in Sydney ein Auto gekauft. Einen Ford Falcon Station Wagon, ein Schiff, günstig, benannt nach dem damaligen Skistar ‚Wasi‘ (es war schließlich Winter in der Heimat), ausgestattet mit einem Kassettendeck. Wasi hat uns zuverlässig über 6000km durch den gesamten australischen Osten gefahren. Was wir nicht hatten waren Kassetten, und wer einmal in den endlosen Weiten Australiens unterwegs war, weiß, ohne Musik geht nix. So recht einigen konnten wir drei uns nicht, so durfte jeder eine Kassette aussuchen. Erinnern kann ich mich nur noch an eine, denn die war unser absoluter Favorit und das war ‚Barbra Streisand‘. Ca. 3000km gab es nichts anderes als ‚Memories‘ und Co. Wenn ich dieses Lied heute irgendwo höre oder es klischeehaft unter der Dusche singe, dann bin ich immer auch ein bisschen in Australien unterwegs.

Die Geschichte dieser Reisemusik ist damit noch nicht zu Ende. Nach ca. 2 Monaten waren wir im Zentrum des Landes und am Highlight unserer Reise, dem Ayers Rock angekommen. Auf dem dortigen Campingplatz tummelten sich überwiegend Schweizer und ein paar Deutsche. Frühmorgens brach man auf zu irgendwelchen Unternehmungen (Ayers Rock umrunden, zu den Olgas wandern, im Outback Känguruhs beobachten usw.), ab mittags, wenn es für jede Bewegung zu heiß wurde, traf man sich im (ja, im) kleinen Swimmingpool oder verbrachte Stunden im klimatisierten Supermarkt und ernährte sich von Milkshakes, abends gab es sowas wie Lagerfeuerromatik ohne Lagerfeuer aber mit vielen Geschichten. Mit dabei waren auch drei Jungs, die sich in Sydney kennengelernt, gemeinsam ein Auto gekauft hatten und bis zum Ayers Rock gekommen waren. Und genau hier hat ihr Gefährt den Geist aufgegeben, und zwar völlig. Von einem Moment auf den anderen saßen sie ohne Auto mitten im australischen Outback und mussten sich wieder auf ihre Rucksäcke Australienreduzieren. So saßen wir des abends zusammen und das angesammelte Auto-Hab-und-Gut wurde gegen kleines Entgelt bzw. Mitfahrgelegenheiten getauscht. Das begann bei der Großpackung Ketchup, über eine Kühltasche, diverse andere Lebensmittel bis hin zu: Musikkassetten. Letztere waren heiß begehrt und ein wildes Handeln und Tauschen fand statt. Barbra Streisand haben wir nicht eingetauscht, aber drei weitere Kassetten fanden ihren Weg zu uns. Die Jungs wurden wieder zu getrennt reisenden Rucksacktouristen, die von uns und einem Schweizer Paar ins 400km entfernte Alice Springs mitgenommen wurden. Dort trennten sich unsere Wege. Wir waren jung, mit ein bisschen Musik glücklich zu machen und nichts war kompliziert. Memories!

2- USA

Die zweite einprägsame Reise-Song-Verbindung begleitet mich immer noch, nicht nur auf Reisen durch die USA, sondern auch hierzulande.

Im Spätherbst 1998 war ich das erste Mal alleine in den USA unterwegs. Nach einem Sprachkurs in San Diego beschloss ich für eine Woche ein Auto zu mieten und mir im Schnelldurchgang die Nationalparks im Südwesten anzuschauen. Anfang Dezember geht auch hier die Sonne früh unter, meine Tage waren kurz, ich wollte viel USAsehen und musste viel Auto fahren. Und damit das Fahren nicht so einsam war, wurde die ein oder andere CD erstanden. Eine davon ‚John Denver Greatest Hits‘. Keine Ahnung was mich damals gebissen hat, vermutlich aber, dass John Denver dieses Land so verinnerlicht besungen hat wie kein anderer. Vielleicht ist das auch der Grund warum mich diese CD so gefangen genommen hat. Ich habe fast nichts anderes mehr gehört, konnte am Ende der Woche alle Songs mitsingen und bin mir immer noch nicht sicher, ob mir das unendlich peinlich sein muss. Rhymes and Reasons ist auch heute noch eines meines Lieblingsstücke aus der inzwischen längst verkratzten CD.

Als ich im Januar 1999 einen Job als Außendienstlerin begann und täglich viele Stunden im Auto verbrachte, hatte ich immer ein USALieblingsalbum, das ich über Wochen rauf und runter hörte. John Denver war da außer Konkurrenz immer dabei. Wenn ich schlechte Tage hatte, eine endlos lange Winternachtfahrt nach Hause, oder einfach nur einen Anflug von Melancholie, John Denver hat geholfen. Mit seinen Songs waren so viele unbeschreibliche Momente, Entdeckungen, Erinnerungen verbunden, dass aus einem verkorksten Tag oder einer stressigen Autofahrt ein USA-Road-Movie-Feeling wurde.

USA

2011 habe ich mir – wie die meisten meiner Blogleser wissen – einen Traum erfüllt und bin von der Ost- an die Westküste der USA gefahren. Die ersten zwei Wochen hat mich meine treue USAUSA-Reisefreundin begleitet, wir hatten auch CDs dabei, die Lieblings-CD war damals aber leider schon zu zerkratzt. Von Boston bis Chicago sind wir zusammen gereist, bis ich sie in Chicago am Flughafen absetzte und alleine weiter bin. Zum Abschied, und das war vielleicht eines der aufmerksamsten und schönsten Geschenke, die ich je bekommen habe, hat sie mir heimlich ins Auto unter die CDs eine neu erstandene ‚Greatests Hits‘ geschmuggelt (und besagte Freundin ist Elvis-Fan, wohlgemerkt 😉 ).

John Denver höre ich nur, wenn ich alleine unterwegs bin, denn nach wie vor kann ich die meisten Lieder mitsingen, lautstark und mit viel Emotion.

In gut zwei Wochen flieg ich wieder ‚rüber‘, die CD liegt schon bereit!

USA

Augsburg – es grünt zwischen Lech und Wertach

Vor inzwischen 32 Jahren habe ich Augsburg zu meiner Wahlheimat gemacht. Immer wieder gab es Phasen, in denen ich vorhatte wegzuziehen, mal wieder irgendwo anders neu anzufangen. Als ich vor ein paar Jahren dann tatsächlich ein neues attraktives Jobangebot in Köln bekam, wurde mir bewusst, ich will gar nicht weg. Augsburg bietet genau das, was ich haben will. Überschaubarkeit, alles mit dem Rad zu erreichen, Flair, die Nähe der Berge, Stadtfeeling, Cafes, die beim ersten Sonnenstrahl die Stühle rausstellen und jede Menge Grün – in der Stadt und drumherum.

Augsburg - Blogparade
Blick Richtung Westen – links Rathaus und Perlachturm, rechts spitzelt der Dom heraus

Und da ich mich nun also doch so eindeutig zur Stadt am Lech bekannt habe, ist es nur selbstverständlich auch an der Ich bin Augsburg-Blogparade teilzunehmen um unter anderem ein wenig über das grüne Augsburg und ein paar nette Ecken in der Stadt zu plaudern.

Augsburg - Blogparade
Bei Maria Birnbaum

In Augsburg fahre ich nahezu alles mit dem Rad. Ich wohne recht praktisch im Westen der Stadt und bin schnell im Grünen. Augsburg ist umringt von Wäldern und Wandergebieten. Im Osten der Landkreis Aichach-Friedberg, schon zu Oberbayern gehörig, mit seinem Mix aus hügeligen Feldern mit Weitblicken ins Land und schattigen Wäldern, mit Wallfahrtsorten und historischen Kleinoden gespickt. Im Süden der große Siebentisch- oder Stadtwald, in dem man sich Augsburg - Blogparadedurchaus auch verlaufen kann, übergehend in die langgezogene Lechebene. Und im Westen das große Waldgebiet der Westlichen Wälder, deren Randgebiete meine Spielwiese für Rad- und Wanderausflüge von der Haustüre weg sind.

Eine Stadt, die an gleich zwei, ehemals wilden, Flüssen liegt ist reich beschenkt mit grünen Flussauen. Der Lech ist wohl den meisten bekannt, die Wertach weniger. Am Zusammenfluss der beiden am nördlichen Stadtrand befindet sich mit der Wolfzahnau ein kleines aber feines Landschaftsschutzgebiet.

An beiden Flüssen finden sich große Grünflächen rechts und links, an schönen Tagen reichlich frequentiert von Radlern und Spaziergängern. Gleich bei der bekannten Olympia-Kanustrecke, dem Augsburg BlogparadeEiskanal, liegt der Hochablass, ein Stauwerk des Lechs mit fast immer belebtem Kuhsee nebenan. Im anfolgenden Siebentischwald verläuft es sich und man findet immer einsame Wege.

Der Siebentischwald - auch im Winter ein Vergnügen
Der Siebentischwald – auch im Winter ein Vergnügen

Augsburg - Blogparade‚Mein‘ Fluss ist die Wertach, bin ich doch in ein paar Minuten zu Fuß dort. Wenn man wollte, könnte man entlang der Wertach bis ins Augsburg - BlogparadeAllgäu wandern oder radeln. Mir reicht meist ein kleiner Radl-Ausflug zum Wertachstausee, in dem – im Gegensatz zur großen Lechstaustufe – nicht gebadet werden darf. Das hat seine Vorteile, findet man hier meistens ziemliche Ruhe und kann sich an der Vogelwelt erfreuen.

Augsburg - Blogparade Augsburg - BlogparadeCa. 20 min mit dem Rad Richtung Westen kommt man in Wellenburg oder Stadtbergen an den Rand der Westlichen Wälder. Hier erstrecken sich unzählige Wanderwege, von denen einer – auch Teil des Jakobsweges – zum Kloster Oberschönenfeld führt. Ein beliebtes Ausflugsziel in der Umgebung und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Oberschönenfeld
Oberschönenfeld
Wellenburg
Wellenburg
Engelshof bei Burgwalden
Engelshof bei Burgwalden

Dass es nette Einkehrziele gibt, muss ich nicht extra erwähnen, oder doch? 😉

Aber auch die Innenstadt muss sich nicht verstecken, was grüne Flächen, Baumbestand, kleine Parks und Ruhepole betrifft. Angefangen beim Wittelsbacher Park an der Kongreßhalle mit seinem alten Baumbestand, über die ‚Rote Tor‘-Anlagen, in denen das Historische Bürgerfest beheimatet ist, die Kahnfahrt östlich der Stadtmauer bis hin zum kleinen zentral gelegenen Hofgarten.

Augsburg - Blogparade

Hofgarten
Hofgarten

 

 

 

Mit einem Blick über die Dächer von Augsburg werden die vielen Grünflächen eingefangen und zeigen uns ein gesundes Bild dieser Stadt zwischen zwei Flüssen.

Blick über Augsburg vom Dach des Zentralklinikums Richtung Osten
Blick über Augsburg vom Dach des Zentralklinikums Richtung Osten

In Augsburg gibt es neben den grünen Oasen jede Menge Interessantes, vieles im Kleinen, im Detail zu entdecken. Ansichten der bekanntesten Gebäude zeigen sich durch die erhöhte Lage der Innenstadt in besonderen Perspektiven. Es macht Spaß hin und wieder die Stadt mit Touristenaugen zu entdecken, zu überlegen, was würde ich wohl in Barcelona, Wien, Berlin oder Amsterdam fotografieren.

In der Altstadt
In der Altstadt
Rathaus und Perlach von 'unten'
Rathaus und Perlach von ‚unten‘
Relief in der Jakoberstraße
Relief in der Jakoberstraße
Kleine Geschichte in der Jakobervorstadt
Kleine Geschichte in der Jakobervorstadt
St. Ulrich bei Nacht
St. Ulrich bei Nacht
Himmel über der Jugendstilkirche Herz Jesu
Himmel über der Jugendstilkirche Herz Jesu

Augsburg - BlogparadeEine schöne Sammlung solcher Orte fernab der Touristenrouten findet sich in dem kleinen, gerade neu erschienenen Büchlein ‚111 Orte in Augsburg, die man gesehen haben muss‘ von Gregor Nadler. ISBN 978 3 95451 598 1 für 14,95€

Ich arbeite mich mit Vergnügen nach und nach durch das Buch hindurch und bin erstaunt, dass ich relativ wenige der Orte davon wirklich gesehen  oder nie als besonderen Ort wahrgenommen habe, weil ich eben die Geschichte dahinter nicht kenne.

Na, Lust bekommen mal in Augsburg einen Stop einzulegen statt immer gleich nach München durchzufahren?  Zeit wirds 😉