Archiv der Kategorie: Kunst und Kultur

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins…

Es ist über 25 Jahre her, dass die Verfilmung des Buches von Milan Kundera ‚Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins‘ in die Kinos kam. Das war zu einer Zeit als ich mindestens einmal die Woche ins Kino ging. Und trotz des Konsums so vieler Filme ist mir dieser immer in Erinnerung geblieben. Er war prägend.

Ich habe ihn nie mehr wieder angeschaut. Ich konnte die unendlich schöne Traurigkeit nicht ertragen. Über all die Jahre war sie beim Gedanken an diesen Film immer präsent. Gerade läuft er auf arte. Ich habe schon wieder abgeschaltet und gedacht, dass ich das gerne mal aufschreiben möchte.

Dass einem ein Film nach so vielen Jahren immer noch nachgeht. Übrigens einer der wenigen Filme, die das Buch – für mich – bei Weitem übertreffen. Das Buch hat mich überhaupt nicht gepackt, der Film hallt nach.

Vielleicht liegt es an den Darstellern, eine unglaublich überzeugend sexy Lena Olin, die melancholische Juliette Binoche, die man einfach lieben muss, der charismatische Daniel Day-Lewis. Der Tomás, der es nicht sein lassen kann die Frauen zu lieben, aber für seine Teresa alles aufgibt. Wenn er sie nach einem schlechten Traum in den Schlaf wiegt mit den Worten ‚…wie ein Brummbär unter Brummbären in der Brummbärenhöhle…‘ man muss seiner Liebe erliegen. Die unglückliche Sabina, die auf ihre Art, beiden die Treue hält.

Vielleicht ist es die Geschichte mit ihren Details, der Bauer mit dem Schweinchen, als Trauzeuge bei der Hochzeit, die wohl ergreifenste Hunde-Sterbeszene der Filmgeschichte, der Hut der Sabina.

Vielleicht auch die Tragik des politischen Hintergrunds, die Freundschaft von Sabina, Tomás und Teresa, die Verluste und immer wieder die Treue, die Liebe, die Versöhnung, die unerträgliche Leichtigkeit des Lebens, das oft so schwer erscheint.

Ein ganz großer Film.

 

 

DIRETTISSIMA 2016 – da musste man dabei sein

Am Freitag, den 22.April 2016 hat sie statt gefunden, die erste Direttissima. Ich schreibe hier bewusst ‚die erste‘, weil es gaaaanz

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sicher eine zweite geben wird, und wenn dann 2017 der Termin passt, dann bin ich wieder dabei, gaaaanz bestimmt.

Somit, wie so oft, das Fazit vorweggenommen, ja, es war lohnenswert! Und jeden Cent der Teilnahmegebühr wert.

Was ich als Überleitung nutze, das Erwähnen der Sponsoren dieser Konferenz nicht wie üblich ans Ende zu setzen, sondern damit zu beginnen. In den letzten Jahren war ich privat nur auf Barcamps. Ich mag die Art des lockeren Umgangs miteinander und konnte hingehen, weil die Teilnahme eben nicht viel kostet – man muss bei entfernteren Orten ja auch noch Fahrt und Hotel einkalkulieren.

Dass die Direttissima eine Konferenz und kein Barcamp ist, fand ich tatsächlich wohltuend. Einen Tag lang Vorträge von Rednern, die nicht nur was zu sagen haben, sondern es auch können. Dazu später Dico16 (33)mehr. Es bedeutet aber auch, dass die Redner eingeladen und bezahlt werden müssen, gleiches gilt für die tolle Location in der alten Kongresshalle (wie das Organisationsteam das in kleinem Zeitrahmen alles hinbekommen hat, bleibt mir ein Rätsel und verlangt mir große Hochachtung ab!). Denn in unserer Community-orientierten, Barcamp-verwöhnten digitalen Generation (und das ist nicht altersbezogen gemeint) den Spagat zu schaffen zwischen bezahlbarem Content für eine bunte Vielfalt an Vortragenden und offener lockerer Atmosphäre unter allen Beteiligten, ist richtig große Kunst.

Dico16 (102)Und dass das Eintrittsgeld für diese großartige Leistung erschwinglich bleiben konnte, dafür braucht es Sponsoren. Ja, auch ich schalte meinen Ad-Blocker selten bis nie ab, aber für eine solche Veranstaltung werbe ich für Werbung, unbedingt.  Und sage Danke an alle Sponsoren, die es mir ermöglicht haben, an einer inspirierenden, spannenden, unterhaltsamen, bewegenden, verbindenden, informativen … Konferenz wie der Direttissima teilnehmen zu können.

#dico16 (3)Bereits im Vorfeld konnte ich mich anhand der Teilnehmerliste auf ein paar bekannte Gesichter freuen. Seit ich wieder in einem festen Arbeitsverhältnis mit Bürozeiten bin, habe ich das Gefühl ’nicht mehr viel raus zu kommen‘. Heißt, Events wie Bloggertreffen, Social Media Club, geliebte stARTcamps oder einfach mal ein Ausflug nach München fallen meistens Abenden auf dem Sofa zum Opfer. Umso größer die Lust endlich mal wieder ‚in echt‘ in die Welt des Digitalen einzutauchen.

Und besser hätte es gar nicht werden können. Viele nette Menschen wieder getroffen, wenn auch nur auf einen kurzen Plausch beim (leckeren!)

Selfie von Wibke mit Fabian - der Findelkrake fehlt!
Selfie von Wibke mit Fabian – der Findelkrake fehlt!

Mittagessen, mit der (unvermeidlichen) Kaffeetasse in der Hand im Vorbeigehen, zum Schnappschuss-Selfie machen  oder auf der Heimfahrt im Zug nach Augsburg. Und bis zum nächsten Aufeinandertreffen jetzt eben wieder online. Schöne digitale Welt! Zeit für ein neues Kennenlernen gab es trotzdem und genau so soll das sein.

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NeinQuarterly Eric Jarosinski

Die Vorträge, eine unbeschreiblich bunte faszinierende Mischung, von denen ich – entgegen meiner Erwartung, schließlich reden wir hier von 18! an der Zahl – keinen ausgelassen habe. Denn irgendwie war jeder auf seine Art eine Inspiration. Nein! 😉 Ich werde nicht jeden einzelnen hier erwähnen, es möge sich bitte keiner vernachlässigt fühlen,  aber das Sofa ruft :-).

Dirk von Gehlen hat mir zu meinem neuen Motto im Umgang mit Sozialen Medien verholfen – auch wenn ich den ‚Shruggie‘ nicht hinbekomme, weil mir diese Sonderzeichen auf dem Smartphone fehlen – Gelassenheit! Richard Gutjahr hat es, mein Verlust, I know, nicht geschafft mich für Snapchat zu begeistern, dafür aber für seine unterhaltsame Art es versucht zu haben. Tief berührt hat uns wohl alle Anna Dushime, die einer syrischen Familie Asyl gewährt und mit Hilfe ihrer Social-Media-Kanäle viel Unterstützung erhalten hat.

Dico16 (30) Dico16 (51) Dico16 (70)Als begeisterter Fußballfan hab ich mich auf Ralph Gunesch gefreut, der uns mit ein paar Do’s and Dont’s im Profisport unterhalten konnte – bin gleich mal Follower von Mats Hummels geworden. Und um kurz beim Sport zu bleiben, klar macht es Spaß einen Stefan Glowacz Geschichten zu seinen Expeditionen erzählen zu hören, verfolge ich seine Kletterkarriere doch schon seit den Anfängen.

Dico16 (74) Dico16 (95)Mit Wibke Ladwig – immer eine großartige Unterhaltung ihren Vorträgen beizuwohnen – und Leander Wattig, der stets die Bahn bricht für Vernetzung auch ‚in echt‘ und mir aus der Seele spricht, waren dann auch noch zwei ‚Büchermenschen‘ mit von der Partie, die ich sowieso nicht verpassen wollte.

Dico16 (76) Dico16 (89)Abgerundet wurde die gesamte Konferenz mit der tollen Musik der Band ‚Little Big Sea‚, deren Album im Herbst erscheinen wird.

Dico16 (58)Fürs leibliche Wohl war natürlich auch gesorgt, neben leckerem Mittagessen gab es sehr guten Kaffee und verführerische Dico16 (99)Leckereien von der Münchner schokoAlm, ein Whiskey-Tasting gesponsert von der Whiskey Union, schönes Wetter draußen, gute Stimmung drinnen, perfekte Organisation, ein abschließendes geselliges Beisammensein im La Kaz, dem Bewusstsein, dass ich jetzt bestimmt etwas und jemanden vergessen habe und große Lust auf ein nächstes Mal.

Und selbstverständlich folgt hier ein Hoch auf das Team der Direttissima Insa Heegner, Benjamin Heinz, Vedat Demirdöven, Felix Wegener und Robert Goldschmidt.

Thank you for the journey!

Lang Lang und das National Symphony Orchestra in Luxemburg

Eigentlich war ich auf Besuch in Trier aus Anlass des 90. Geburtstag meines Vaters.

Nun kam es, dass am Vorabend der Geburtstagsfeier, in Trier der wegen Sturm ausgefallene Rosenmontagszug nachgeholt wurde. Dachte ich mir doch, hey, super Gelegenheit, da geh ich hin, gucke, fange ein paar Kamelle und schwelge in alten Zeiten.

Mein Bruder hatte anderes auf dem Plan. Er kam auf die Idee nach Luxemburg rüber zu fahren, um noch Karten an der Abendkasse der Philharmonie für das Konzert des National Symphony Orchestra unter Leitung von Christoph Eschenbach und dem Solisten Lang Lang zu ergattern. Darüber gesprochen hatte er vor Monaten schon mal, als er versuchte im Vorverkauf eine Karte zu bekommen – restlos ausverkauft, hieß es da.
Also dachte ich so bei mir: haha, das wird ja wohl nix.
Aber in der Stadt Luxemburg war ich seit Jugendtagen nicht mehr, und so könnte das ja auch ein netter Ausflug werden – schließlich sprechen wir hier von lediglich 50 Kilometern. Zudem würde die Zeit trotzdem noch reichen ‚de Zuch‘ zu sehen, sollte das mit den Karten nicht klappen. Lang Lang gegen Rosenmontagszuch am Samstag Abend in der Fastenzeit (der Bischof hatte es genehmigt!) ist doch ein interessantes Kontrastprogramm. Kleidungstechnisch ein kleines Problem, hätte ich für das Stehen im Freien im nasskalten Nieselregen doch eher festes Schuhwerk gebraucht.

Los gings also nach Luxemburg. Wir waren zeitig da, das Parkhaus gleich unter der Philharmonie noch leer und von Schlange an der Abendkasse keine Rede. Wir drückten uns dann ein Stündchen um das Konzerthaus herum und erfreuten uns an der beeindruckenden Architektur.

Philharmonie LuxemburgPhilharmonie LuxemburgPhilharmonie LuxemburgSpäter kamen dann doch noch ein paar mehr Spätentschlossene, aber wir standen ja recht weit vorne und hatten unglaublicherweise das Glück zwei der begehrten last-minute Stehplatzkarten zu erstehen – Entscheidung gefallen.

Dass man von einem Lang Lang geplättet ist, der nicht nur virtuos, sondern mit unübersehbarer Spielfreude auf der Bühne präsent ist, braucht vermutlich nicht erwähnt zu werden. Das Klavierkonzert  in a-moll von Edvard Grieg lässt einem zudem wohlige Schauer über den Rücken laufen. Eine kleine Zugabe gab es obendrauf.

Philharmonie LuxemburgDie Akustik ist in jedem Winkel grandios – zumindest an den Stellen, die wir getestet haben. Denn der Vorteil der Stehplatzkarten liegt in der Möglichkeit den Platz auch mal zu wechseln.

Nach der Pause wurde das Konzert fortgesetzt mit Johannes Brahms Quartett für Streicher und Klavier g-moll, arrangiert für Orchester von Arnold Schönberg.

Philharmonie LuxemburgWuuusch. Der Hammer. Jaja, so eine Wortwahl passt nicht zu Brahms. Egal. Ich kanns nicht anders ausdrücken. Jede einzelne Instrumentengruppe ein Klangerlebnis. Jedes einzelne Instrument zu hören, ein Arrangement der Extraklasse. Was für ein grandioses Orchester,  Brahms zum Reinknien.

Dass ich letztlich mit Wanderschuhen und ziemlich legerer Outdoor-Bekleidung unterwegs war, nun denn, es hat dem Genuss keinen Abbbruch getan und vermutlich niemanden wirklich interessiert – über kalte Füße konnte ich mich jedenfall nicht beklagen 😉

Wer hätte gedacht, dass mein kurzer Geburtstagsfeier-Ausflug mit solch einem akustisch-emotionalen Highlight gekrönt werden würde. Das sind diese spontanen Erlebnisse, die das Leben so lebenswert machen.

Ach ja, und die Geburtstagsfeier, die war dann auch noch recht gelungen.