Archiv der Kategorie: Gedanken

Draußen

Am Wochenende hab ich es mal wieder geschafft nach ‚draußen‘ zu gehen, also eine Wanderung zu machen. Nein, nichts richtig Großes, aber lockere drei Stündchen, was besser ist, viel besser, als auf dem Sofa sitzen zu bleiben.

Das mit dem Sofa ist am Wochenende nämlich so eine Sache. Seit ich wieder Vollzeit arbeite, lockt es, ruft nach mir, will besetzt werden. Und ich bin schnell versucht dem Ruf zu folgen. Diese zwei Tage sind einfach viel kürzer als die anderen während der Woche, gefühlt um Stunden 😉 , was liegt also näher, als sich mit einem Buch zurückzuziehen.

Allerdings, und das ist auch gut so, weiß ich aus der Erfahrung der letzten Jahre, dass ein Tag draußen an der Luft, mit Bewegung, in netter Gesellschaft richtig zufrieden macht. Ja, ich würde fast behaupten, da spielt sogar dieses so arg strapazierte Wort ‚Glücksmoment‘ mit.

Maria BirnbaumLetztlich kommt es darauf an, die Trägheit, den inneren Schweinehund, die müden Knochen oder wie immer man es nennen mag, zu überwinden und loszugehen.

Es runkelrübelt
Es runkelrübelt

Und auch wenn ich mich hier wiederhole, lasst die Wetter-Ausreden außen vor, meistens kommt es gar nicht so schlimm oder wird weniger dramatisch empfunden, wenn man erst mal unterwegs ist.

Diese unbeschreibliche Zufriedenheit, wenn man müde vom Draußensein, von der Bewegung, nach Hause kommt, ja selbst das Zwicken und Zwacken am Abend ist jede Überwindung wert. Und mit jedem neuen Aufraffen sammeln sich mehr Erfahrungswerte an, die einem beim nächsten Mal die Entscheidung, Sofa oder Wandern, leichter machen.

Maria BirnbaumUnd so kam es also, dass wir erneut im Wittelsbacher Land unterwegs waren. Hat es uns die letzten Jahre für kleinere Wanderungen eher in die Westlichen Wälder verschlagen, die gespickt mit ausgewiesenen Wanderwegen sind, so testen wir nun den Nordosten Augsburgs aus. Die Landschaft ist hier anders, die Wanderungen stückeln sich zusammen aus kleineren Landstraßen, Maria Birnbaumauf denen auch mal ein Auto fährt, und Feld- und Waldwegen. Man läuft an kleinen Weilern vorbei, entlang Wiesen und Feldern, muss kleinere Bächer überqueren, weil es manchmal keine ausgeschilderten Wanderwege gibt, ein leicht hügeliges Auf und Ab. Historisch-kulturell gibt es einiges zu entdecken, nichts Großartiges, aber für die Region interessante Kleinode.

Maria Birnbaum
Maria Birnbaum
Schloss Blumenthal
Schloss Blumenthal

Maria Birnbaum

So starteten wir an der barocken Kirche ‚Maria Birnbaum‘, erreichten nach ca. einer Stunde ‚Schloss Blumenthal‘ und machten uns mit leckerem Essen gestärkt auf den ausgedehnten 2-stündigen Rückweg zum Ausgangspunkt.

Maria Birnbaum überrascht mit einer eigenen App fürs iPhone
Maria Birnbaum überrascht mit einer eigenen App fürs iPhone

Eine schöne leichte drei-Stunden-Langschläfer-Tour im Wittelsbacher Land mit Kultur am Wegesrand.

…und nächstes Wochenende, da hab ich eine Verabredung mit meinem Sofa 😉

 

Sprachlos

Es macht mich sprachlos, dass Menschen das Bedürfnis haben Menschen wahllos zu töten.

Es macht mich sprachlos, dass andere das zum Anlass nehmen (wieder einmal) eine gesamte Religion zu verdammen.

Es macht mich sprachlos, dass ich, ohne danach zu suchen, soviel Hass im Internet sehe.

Es macht mich sprachlos, dass Politiker diesen terroristischen Akt nutzen, dazu aufzurufen die Grenzen zu schließen und ihre Zäune zu rechtfertigen.

Es macht mich sprachlos, dass Teile unserer Gesellschaft die Attentate auf dem Rücken der Flüchtlinge austragen wollen, die vor genau diesem Terror fliehen.

Eigentlich macht mich gerade soviel sprachlos, dass ich gar keine Worte dafür habe.

 

Off Topic: Nächste Woche fliege ich (hoffentlich) in die USA. Ich habe nie darüber nachdenken müssen, was ich als Antwort gebe, wenn ich die übliche Frage „Where are you from?“ gestellt bekomme. „Germany“ schießt es aus mir heraus. Ich glaube ich sollte mal bei mir anfangen mit dem Umdenken und werde es nächste Woche mit der Antwort „Europe“ versuchen!

Claudia plaudert mal eine Weile nicht

Warum?

Ich mag meinen Blognamen, auch wenn der ein oder andere die Nase rümpft ob dessen Banalität. ‚Claudia plaudert‘ erfüllt genau den Zweck, den ich im Sinn habe, zu plaudern über all das was ich erlebe und was ich liebe, alleine oder gemeinsam mit anderen, um wiederum andere daran teilhaben zu lassen. Meistens sind das Erlebnisse wie Wanderungen, Reisen, Events, manchmal einfach nur Gedanken.

Diese Woche wollte ich übers Reisen in die USA schreiben, dass ich einen Flug nach Chicago im November gebucht, dass ich in Vorfreude schonmal Chocolate Chips Cookies gebacken habe – trotz der Hitze und der Tatsache, dass ich eine echte Backkatastrophe bin – und endlich mal die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft in aller Ausführlichkeit erzählen.

Zum ersten Mal hab ich keine Lust dazu, und (nicht ganz) zum ersten Mal seit es den Blog gibt, ist mir nicht nach plaudern.

Wie kann ich über solche Banalitäten schreiben, unterhalten wollen, wenn in meinem Land, meinem Kontinent, meiner vermeintlich zivilisierten Welt Menschen sterben aus Gründen, die ich nicht verstehe. Ja, ich weiß, ständig und immer sterben Menschen aus vielen unverständlichen Gründen, das gefällt mir auch nicht. Hier aber geht es darum, dass Hilfe ganz offen verweigert wird, dass Hass gegenüber anderen offen zutage tritt, dass zugesehen wird wie dieser Hass sich verbreitet und die Politik reagiert nicht, oder zu lasch, oder zu spät, oder zu bürokratisch oder eben gar nicht.

Warum?

Ich schäme mich für unsere Gesellschaft. Ich schäme mich für unsere Politiker, die mit Geld nur so um sich werfen, wenn es darum geht Banken zu retten, denen Menschenleben aber keinen Cent wert zu sein scheinen. Ich schäme mich, dass für einen einzelnen Menschen Millionen Euro als Tranfersumme hingeblättert werden, während tausende Menschen im Meer ertrinken oder wie Vieh in den Grenzzäunen unseres Reichtums hängenbleiben. Und ich frage mich wieder und wieder ‚wer berechnet den Wert eines Menschenlebens?‘ Wer maßt sich an darüber zu urteilen, wer wo leben darf?

Ich bin dankbar für die vielen vielen immer mehr und lauter werdenden Stimmen, die Flüchtlinge willkommen heißen, die helfen und die dabei sind die menschenverachtende Hetze zu übertönen.

Danke dafür!

http://blogger-fuer-fluechtlinge.seitenwechsel-kunden.de/wp-content/uploads/2015/08/BFF_1508_ButtonSW3-300x300.png

Stellvertretend für all die vielen Initiativen, allem voran die privat initiierten! Danke an #BloggerfuerFluechtlinge und #1000malWillkommen!

1000 mal Willkommen

…und weil ich nicht wirklich gut darin bin meine Wut über diese Grausamkeiten in Worte zu fassen, werde ich einfach mal ein paar Wochen nichts schreiben. Das Problem wird bis dahin nicht gelöst sein, es werden weiter Menschen an unseren (für Waren nicht mehr vorhandenen) Grenzen sterben und ich werde mich weiterhin schämen und fragen :

Warum?

P.S. … ich war heute früh mit dem Fahrrad unterwegs und habe mich unglaublich an der schönen Landschaft erfreut und mir gewünscht, ich könnte es mit fremden Menschen teilen, mir gewünscht ich könnte Menschen, die aus ihrem eigenen Land haben fliehen müssen zeigen, wie schön es hier ist (sein kann).