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Der Lechweg – von Füssen bis Pflach 1. Tag

Nach einem Jahr Pause ist es endlich soweit, ein neuer Weitwanderweg wurde begonnen: der Lechweg von Füssen bis zum Formalinsee, dem Ursprung des Lech.

Start in Füssen
Start in Füssen

Laut diversen Wegbeschreibungen, sowohl in Begleitbüchern als auch im Internet, beginnt der Lechweg am Formalinsee und endet in Füssen.  Barbara, bereits bekannt von allen vorherigen Weitwanderprojekten, und ich, haben aus zwei Gründen beschlossen den Weg anders herum zu gehen. Zum einen können wir schon jetzt, im März, loslaufen, nach bewährtem Prinzip, jeden Monat ein Wochenende bzw. zwei Etappen zu wandern. Oben im Lechtal liegt dafür noch zu viel Schnee und der Pass ist gesperrt. Zum anderen sind wir vor ein paar Jahren die Romantische Straße von Würzburg bis Füssen gewandert, wo uns auf den Streckenabschnitten zwischen Donauwörth und Füssen ziemlich oft der Lech begegnet ist. Da lag es nahe, unmittelbar an diesen bisher längsten Weitwanderweg in Füssen anzuknüpfen.

Der Lech in Füssen
Der Lech in Füssen

Unsere Motivation am Ostersamstag endlich loszulaufen war hoch, kämpfte Barbara sogar mit einem entzündeten Zeh und war sich nicht sicher, ob es überhaupt geht. Ganz davon abgesehen, waren wir uns nach über einem Jahr großteils unfreiwilliger Wanderpause unsicher, ob unsere Kondition für die ersten 16km mit 700 Höhenmetern reichen und dann noch ein weiterer Wandertag in uns stecken würde.

Nun, ich schreibe darüber, das heißt, wir haben es geschafft. Sozusagen aus dem Stand heraus. Und auch wenn es für den erfahrenen Bergwanderer als Peanuts klingen mag, für uns war es eine Leistung auf die wir so richtig stolz sind. Unser Ehrgeiz ist geweckt und wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Wanderwochenende und die folgenden Etappen.

Charakteristisch ist der Lechweg als Etappen-Projekt völlig neu, da unsere anderen Weitwanderwege nicht in den Alpen waren. Das bedeutet mehr Höhenmeter in den Tagesetappen und mehr alpine Steige. Entschädigt wird man durch wunderschöne Landschaften, abwechslungsreiche Wegführung, das atemberaubende Bergpanorama des Lechtals, unbeschreibliche Ruhe auf den Wegen und die unbändige Freude an der Lust des Bergwanderns.

Zu Beginn lässt man die Neuschwanstein-Touristenmassen am Bahnhof in Füssen schnell hinter sich, überquert den Lech und steigt die ersten zackigen knapp 200 Höhenmeter hinauf zum Kalvarienberg. Hier wird klar, dass sich die letzten Wolken verziehen werden und ein Traumwetter zu erwarten ist.

Blick auf Füssen vom Kalvarienberg
Blick auf Füssen vom Kalvarienberg
Der Alpsee vor den Königsschlössern, links ragt der Säuling empor
Der Alpsee vor den Königsschlössern, rechts ragt der Säuling empor

Den ganzen Tag wandern wir sprichwörtlich im Schatten des prominenten Säugling, den wir nahezu umrunden. Auf Waldwegen gehts zum malerischen Alpsee, an dessen Ufer der Weg entlang führt, immer wieder mit Blicken auf Neuschwanstein und Hohenschwangau in der Ferne, bis es schließlich durch den Wald auf gut gehbarem Steig rauf geht zum ‚Scheitelpunkt‘. Irgendwo dort überschreiten wir die Grenze nach Österreich.

Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-Pflach Lechweg Füssen-PflachAnschließend geht es bergab ins Lechtal. Der Kniepass quetscht nochmal ein paar zusätzliche Höhenmeter aus uns heraus, aber unten empfängt uns ein Pausenbänkchen, Sonne, strahlend blauer Himmel und ein Panorama, dass für alle Mühen entschädigt.

Der Säuling von Süden
Der Säuling von Süden

Lechweg Füssen-PflachAbends im Hotel hatten wir beide das Gefühl, dass der nächste Tag wohl eher ein Bummeltag werden wird, tatsächlich aber überraschten wir uns mal wieder selber.

  • Erste Etappe Lechweg von Füssen nach Pflach ca. 16km, 700 Höhenmeter rauf und runter
  • bis zum Alpsee Beschilderung nicht einheitlich, dann gut markiert mit dem ‚L‘ des Lechwegs (meist auf Bäumen)
  • Forstwege, Wanderwege, Steige – feste Wanderschuhe notwendig
  • gute Zuganbindung sowohl in Füssen als auch Pflach – Bayernticket und Allgäu-Ticket gültig bis Reutte
  • von uns verwendete Literatur:
  • Lechweg Leporello von publicpress, laminiert, gute Karte als Übersicht, ca.12.40€ ISBN 9783899207286
  • Der Lechweg von Christel Blankenstein, Berg&Tal, gute Wegbeschreibung, die man wegen guter Markierung nicht zwingend braucht, aber auch nette Side-Infos. ca.14.90€ ISBN 9783939499374
  • Kompass Wanderkarte Nr. 4 Füssen, Außerfern, ca.9.90€, ISBN 9783854910060

 

 

 

 

Draußen

Am Wochenende hab ich es mal wieder geschafft nach ‚draußen‘ zu gehen, also eine Wanderung zu machen. Nein, nichts richtig Großes, aber lockere drei Stündchen, was besser ist, viel besser, als auf dem Sofa sitzen zu bleiben.

Das mit dem Sofa ist am Wochenende nämlich so eine Sache. Seit ich wieder Vollzeit arbeite, lockt es, ruft nach mir, will besetzt werden. Und ich bin schnell versucht dem Ruf zu folgen. Diese zwei Tage sind einfach viel kürzer als die anderen während der Woche, gefühlt um Stunden 😉 , was liegt also näher, als sich mit einem Buch zurückzuziehen.

Allerdings, und das ist auch gut so, weiß ich aus der Erfahrung der letzten Jahre, dass ein Tag draußen an der Luft, mit Bewegung, in netter Gesellschaft richtig zufrieden macht. Ja, ich würde fast behaupten, da spielt sogar dieses so arg strapazierte Wort ‚Glücksmoment‘ mit.

Maria BirnbaumLetztlich kommt es darauf an, die Trägheit, den inneren Schweinehund, die müden Knochen oder wie immer man es nennen mag, zu überwinden und loszugehen.

Es runkelrübelt
Es runkelrübelt

Und auch wenn ich mich hier wiederhole, lasst die Wetter-Ausreden außen vor, meistens kommt es gar nicht so schlimm oder wird weniger dramatisch empfunden, wenn man erst mal unterwegs ist.

Diese unbeschreibliche Zufriedenheit, wenn man müde vom Draußensein, von der Bewegung, nach Hause kommt, ja selbst das Zwicken und Zwacken am Abend ist jede Überwindung wert. Und mit jedem neuen Aufraffen sammeln sich mehr Erfahrungswerte an, die einem beim nächsten Mal die Entscheidung, Sofa oder Wandern, leichter machen.

Maria BirnbaumUnd so kam es also, dass wir erneut im Wittelsbacher Land unterwegs waren. Hat es uns die letzten Jahre für kleinere Wanderungen eher in die Westlichen Wälder verschlagen, die gespickt mit ausgewiesenen Wanderwegen sind, so testen wir nun den Nordosten Augsburgs aus. Die Landschaft ist hier anders, die Wanderungen stückeln sich zusammen aus kleineren Landstraßen, Maria Birnbaumauf denen auch mal ein Auto fährt, und Feld- und Waldwegen. Man läuft an kleinen Weilern vorbei, entlang Wiesen und Feldern, muss kleinere Bächer überqueren, weil es manchmal keine ausgeschilderten Wanderwege gibt, ein leicht hügeliges Auf und Ab. Historisch-kulturell gibt es einiges zu entdecken, nichts Großartiges, aber für die Region interessante Kleinode.

Maria Birnbaum
Maria Birnbaum
Schloss Blumenthal
Schloss Blumenthal

Maria Birnbaum

So starteten wir an der barocken Kirche ‚Maria Birnbaum‘, erreichten nach ca. einer Stunde ‚Schloss Blumenthal‘ und machten uns mit leckerem Essen gestärkt auf den ausgedehnten 2-stündigen Rückweg zum Ausgangspunkt.

Maria Birnbaum überrascht mit einer eigenen App fürs iPhone
Maria Birnbaum überrascht mit einer eigenen App fürs iPhone

Eine schöne leichte drei-Stunden-Langschläfer-Tour im Wittelsbacher Land mit Kultur am Wegesrand.

…und nächstes Wochenende, da hab ich eine Verabredung mit meinem Sofa 😉

 

Oben – ein schöner Ort

Schönster OrtGerade habe ich überlegt, ob ich wohl wieder einmal fünf Euro für unsere IronBlogger-Trinkkasse beisteuern soll – was soviel heißt wie: diese Woche bleibt das Blog ohne Artikel.  Da sehe ich, dass Markus von Outdoor-Blog.org eine Blogparade abhält zum Thema ‚Euer schönster Ort‚.  Lieber Markus, so wird die Kasse natürlich nicht gefüllt, ist mir dazu doch gleich was eingefallen 🙂

Schöne oder liebste Orte könnte ich viele aufführen, ganz sicher gehört das gelegentliche Sonntagsmorgenslümmeln im eigenen Bett dazu, die vor der Haustüre gelegene Wertach, die immer gut ist für Schönster Ort einen schnellen Spaziergang, das Cafe, in Schönster Ort dem ich mich Samstags gerne mit Freunden treffe oder ‚mein Pond‘ in den nahe gelegenen Westlichen Wäldern, ganz zu schweigen von meinem ‚Home away from Home‘ in Wisconsin/USA.

Tatsächlich interpretiere ich diesen, meinen schönsten Ort, nicht als einen bestimmten Ort, sondern im übertragenen Sinn als etwas, das ich liebe zu erreichen.

Es ist sehr lange her, dass ich diesen Ort besucht habe. Aus unterschiedlichen Gründen, die gar keine so große Rolle spielen. Es hat nicht geklappt. Punkt. Ich vermisse diesen schönsten aller Orte und natürlich habe ich das Ziel ihn bald wieder einmal besuchen zu können.

Ich spreche vom Ankommen, vom ‚Oben‘, vom Gipfel, dem Ziel. Von Schönster Ortdiesem Moment, an dem ich auf dem Gipfel stehe. Ja, auch von dem Moment nach einem langen Wandertag abends erschöpft am Ziel anzukommen und sich bewusst zu machen, ich habe es geschafft.

Der größte Moment aber tatsächlich ist ein Gipfel, eine hoch gelegene Hütte, eben es nach oben geschafft zu haben.

Blick zurück auf den bestiegenen Gipfel - in den Nockbergen, Kärnten
Blick zurück auf den bestiegenen Gipfel – in den Nockbergen, Kärnten

Ich habe mich früher, bei sehr anstrengenden langen Bergtouren, während des Aufstiegs oft gefragt ‚warum nur tue ich mir das an?‘. Sobald man den Gipfel erreicht, wird diese Frage beantwortet. Weil das Gefühl oben zu sein einfach unbeschreiblich ist, das Glücksgefühl alle Strapazen vergessen lässt.

Auf der Schaufelspitze, Stubaital
Auf der Schaufelspitze, Stubaital

Und so befriedigend es auch sein mag auf einem Weitwanderweg außerhalb der Berge sein Ziel zu erreichen, es ist – für mich – nicht zu vergleichen mit einem Berggipfel. Oben zu sein macht den entscheidenden Unterschied.

Und ich meine das in keinster Weise arrogant, respektlos oder von oben herablassend – denn natürlich ist das eine überaus menschliche Empfindung lieber oben als unten zu sein. Mich erfüllt das Erreichen eines Gipfels, das Oben ankommen mit Ehrfurcht, Staunen, Sprachlosigkeit und einer unbeschreiblichen Hochachtung vor mir selbst und der Welt, die sich vor mir ausbreitet.

Blick vom Tegelberghaus
Blick vom Tegelberghaus

Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch man ist, wie lang der Aufstieg war, wieviele Höhenmeter man hinter sich gebracht hat. Das Draußensein an sich, das Losgelaufen sein und den Gipfel zu erreichen, das ist der schönste Ort, den ich mir vorstellen kann.

Schönstes Geburtstagsgeschenk von mir für mich - eine kleine Tour von Pfronten nach Füssen
Schönstes Geburtstagsgeschenk von mir für mich – eine kleine Tour von Pfronten nach Füssen – oben lang 😉

Und genau deshalb lohnt es sich für mich auf dieses Ziel hinzuarbeiten, um bald mal wieder diesen schönsten aller Orte, einen Gipfel, aufzusuchen!