Ein Ausflug zum Hopfensee ist wirklich kein Geheimtipp. An schönen Feier-, Sonn- und Ferientagen kann es schon mal sein, dass die Parkplatzsuche zum Geduldsspiel wird. Es wundert nicht, denn der See und seine Lage sind ein Traum.
Ich gestehe, dass ich trotz regelmäßiger Ausflüge in die nahe gelegenen Berge des Allgäus den Hopfensee erst spät entdeckt habe. Das hatte sicher etwas damit zu tun, dass ich früher immer am liebsten nach oben bin. Auf einen Gipfel, eine Hütte, eine Alm, auf jeden Fall mit Höhenmetern und Aussicht. Das mag ich immer noch am liebsten, daran hat sich nichts geändert. Nur geht das mit den Höhenmetern eben nicht mehr so gut wie noch vor 10 Jahren.
Manchmal finde ich das schade, dass die Kondition richtig große Touren nicht mehr hergibt. Andererseits stelle ich oft fest, dass ich mir nichts mehr beweisen muss, mich wirklich gerne an ehemaligen Touren in der Erinnerung erfreuen kann und stolz darauf bin mich hin und wieder aufraffen zu können um loszugehen.
So oft hört man im Umfeld Sätze wie ‚das kann ich ja leider alles nicht mehr machen‘. Wie schade. Denn meine Lebenseinstellung ist eher ’schau mal, was noch alles geht‘. Und wenn die Kondition für eine große Bergtour nicht reicht, ich aber unbedingt Berge, Schnee, Sonne, Gipfel… um mich haben möchte, dann nehme ich eben entweder eine Bahn, suche mir einen kleinen Gipfel oder umrunde einen Bergsee. Ist ja nicht so, dass wir im Allgäu da nicht genug von hätten 😉 .
Wie ich zum Hopfensee kam
Wie also kam das mit der Entdeckung des Hopfensees. Das ist nun ziemlich genau sieben Jahre her. Aufgrund einer Polyradikulitis (ja, musste ich damals auch nachschlagen) durfte ich für vier Wochen in Reha, um dort wieder einigermaßen ‚rund‘ laufen zu trainieren. Ich hatte das Glück in die Rehaklinik Enzensberg zu kommen, die hoch über dem Hopfensee liegt. Mit traumhaftem Blick auf den See und die umliegenden Allgäuer Gipfel. Noch drei Monate zuvor war ich die 800 Höhenemeter auf den Tegelberg gewandert, der durch die großen Fenster des Trainingsraums, auf dem Ergometer sitzend immer im Blickfeld war.
Nun gab es auch Stimmen in der Reha, die frustriert waren, ob dem Blick auf die Berge, die sie zu diesem Zeitpunkt nicht erreichen konnten. Die das eher demotiviert hat. Bei mir war das anders. Ich war motiviert, so viel zu trainieren, dass ich die Tour auf den Tegelberg irgendwann mal wieder in Angriff nehmen könnte. Und das erste Ziel auf diesem Weg war die Burgruine Hopfen am See, die ich in ca. 35 Minuten erreichen konnte. Da steht ein Bänkchen, das wurde zu meinem.
Vom ersten Zeitpunkt an, als ich die Bank erreichen konnte, bin ich immer wenn es mein Zeitplan ermöglichte, dorthin gegangen. An meinem letzten Tag habe ich eine fast 2-stündige Wanderung durch die verschneite Landschaft dort machen können.
Was danach kam
Seitdem komme ich immer wieder an den Hopfensee. Manchmal umrunde ich ihn einfach nur, meistens führt mich aber der erste Weg nach oben zu ‚meinem‘ Bänkchen. Dort genieße ich die Aussicht und halte kurz inne. Ein bisschen dankbar bin ich dort auch, dass ich mich wieder einmal an einem freien Tag aufgerafft habe in die Berge zu fahren, dass ich mich so sehr an dieser Landschaft erfreuen kann und dass ich überhaupt so viele Möglichkeiten für kleine Fluchten habe, mich für ein paar Stunden einfach ausklinken kann.
Vor fast drei Jahren kam eine neue Erinnerung dazu. An meinem 60. Geburtstag im März 2022 fragte ich meine Freundin Charlotte, ob sie wohl Lust hätte mit mir einen Ausflug zu machen. Ich wollte so gerne an den Hopfensee und die Rundtour machen. Charlotte war damals schon krank und nicht sicher, ob sie es schaffen würde. Sie hat und es wurde ein toller und erinnerungswerter Tag.
Besonders schön fand ich, dass sie an ihrer so von uns allen geschätzte Tradition festhielt und trotz Kälte ein wunderbares Picknick mitbrachte. Mit der unvermeidlichen Tischdecke, die uns auch auf USA-Reisen immer begleitet hatte.
Als ich an einem der ersten Januartage dieses Jahr mein Bänkchen auf der Burgruine besuchte und den Hopfensee umrundete, kamen so viele schöne Erinnerungen zu Tage. Natürlich gibt es immer wieder Momente, die mich traurig zurücklassen, genauso wie es völlig in Ordnung ist zu bedauern, dass einiges eben nicht mehr geht.
Wichtig ist aber doch, was bleibt, was möglich ist und wie wir mit unseren Erinnerungen umgehen. Ich für meinen Teil kann mich erfeuen, so vieles mit Charlotte erlebt zu haben, dass es für ein ganzes Leben reicht.
Und ich schätze mich glücklich, dass ich mir selber diese kleinen Ausflüge aus dem Alltag hinaus schenken kann, auch wenn es mich oft richtig viel Überwindung kostet. Sie ist es wahrlich wert.
Und jetzt erfeue ich mich bis zur nächsten kleinen Flucht an den wunderschönen Blidern vom Hopfensee im Januar. 🙂
P.S. Die Tour auf den Tegelberg vom Tal aus habe ich tatsächlich noch nicht wieder gemacht, bin aber guter Dinge, dass das in naher Zukunft mal erledigt wird 😉