In den letzten Monaten haben sich viele von uns mit den USA beschäftigt oder sind damit beschäftigt worden. Denn neben dem alles umfassenden Thema COVID-19 haben uns die Nachrichten, und allem voran die sozialen Medien, mit dem anderen großen Thema ‚Wahlen in den USA‘ bombardiert. Mich persönlich hat das interessiert (und schockiert), weil ich ja USA-reisebegeistert bin.
Inzwischen hat sich alles ein wenig beruhigt, nachdem die Inauguration über die Bühne ist und die eigentliche Arbeit der neuen Biden-Regierung beginnt.
Während dieser Monate seit der US-Wahl im November 2020, habe ich etliche Diskussionen im Netz verfolgt, auf die ich hier gar nicht eingehen will und kann.
Einen Punkt möchte ich gerne herausgreifen, da dieser mich oft (zurecht?) in eine Art Rechtfertigung bezüglich meiner Reisen in die USA drängt. Auch in meinem Freundes-/Bekanntenkreis kam die Frage auf, warum man in ein Land reisen kann, das politisch so eine Katastrophe ist. Oft bekomme ich zu hören, dass man ja gerne mal in die USA reisen würde, wegen der Landschaften, man das wegen des Wahlverhaltens der Menschen dort aber nicht verantworten kann.
Letztlich muss das natürlich jeder selbst entscheiden, genauso wie ich entscheide, dass für mich bestimmte Länder als Reiseziel nicht infrage kommen. Aus den unterschiedlichsten Gründen, die völlig subjektiv und oft auch politisch motiviert sind.
Nun habe ich zu den USA eine langjährige ‚Beziehung‘ aufgebaut. Nein, ich habe nie dort gelebt, was sicher noch einmal eine ganz andere Perspektive aufzeigen würde. Früher hatte ich immer mal Sehnsucht danach, heute brauche ich das nicht mehr.
Reisen: ja, leben: nein
Tatsächlich hatte auch ich eine USA-Reisepause eingelegt, nachdem der 45. Präsident – dessen Namen wir nicht erwähnen – gewählt wurde. Es ist mir schwer gefallen, aber ich konnte mich nicht überwinden. So habe ich vier Jahre pausiert bevor ich 2019 zu einem besonderen Anlass dann doch nach New York geflogen bin.
Auf der anschließenden zweiwöchigen Reise durch den Norden des Landes, mit Abstechern nach Kanada, kam mir die Stimmung verändert vor. Ich könnte versuchen das an Details festzumachen, aber es kann auch einfach an meiner veränderten Aufmerksamkeit gelegen haben. Zudem war ich um den 4. Juli herum unterwegs und in den nordöstlichen Staaten sah man viele Flaggen und Bekenner des damals aktuellen Präsidenten. Da fühlte ich mich einfach nicht wohl mit.
Nichtsdestotrotz hatte ich eine tolle Reise, denn was ich hier eigentlich sagen möchte ist, es gibt eben auch und vor allem die andere Seite. Die Menschen, die unglaublich gastfreundlich und freundlich sind. Die ungezwungenen Unterhaltungen und das unkomplizierte Reisen. Die mindestens 81 Millionen anderen Wähler und die, die sich einfach um Politik überhaupt nicht kümmern.
Für mich ist die USA ein optimales Reiseland. Das mag daran liegen, dass ich so viele unglaublich tolle Erfahrungen dort gemacht habe. Dass ich natürlich von der Vielseitigkeit der Landschaft und den unendlichen Wow-Momenten begeistert bin. Weil ich das On-The-Road-Gefühl einfach liebe. Weil ich etliche ungezwungene, nette Begegnungen und Unterhaltungen hatte. Weil ich beim Reisen einfach nichts Schweres, Tiefschürfendes erwarte und die zugegeben oberflächliche Freundlichkeit mir völlig genügt. Weil ich dort alleine reisen kann und mich selten so frei (großes Wort, ich weiß) fühle, wie am Morgen aus dem Zelt zu krabbeln, die Karte zu studieren und zu überlegen, wohin ich als nächstes möchte. Und allem voran, weil ich inzwischen ein Home-away-from-home dort habe, mit Menschen, die mich ohne wenn und aber in ihr Leben aufgenommen haben.
…und wie geht es weiter?
Gute Frage, die im Moment niemand so richtig beantworten kann. Ich habe einen Traum, den ich immer noch gerne verwirklichen möchte. Irgendwann einmal alle Staaten der USA besucht zu haben. 36 sind es schon. Es gibt Regeln, wann ein Staat als besucht zählt, denn einfach nur eine Ecke streifen gilt nicht 😉 . Es muss mindestens eine Nacht dort verbracht werden oder längs/quer durchfahren und /oder irgendetwas angeschaut worden sein. Ich bin nicht so super streng mit den Regeln – sind schließlich meine 🙂 – denn mit Staaten wie Iowa, Kansas oder Missouri habe ich mich nicht wirklich beschäftigt, da zählte durchfahren. Vielleicht tue ich ihnen unrecht?
Egal, ein paar Staaten stehen noch aus, mehrere Reisen sind dazu erforderlich und ich freue mich darauf. Bis das Reisen wieder möglich ist, habe ich beschlossen davon zu träumen, im Kopf Pläne zu schmieden und in Erinnerungen zu schwelgen.
Deshalb werde ich in loser Reihenfolge meine Reisen von 1992 – 2019 durch die Staaten der USA Revue passieren lassen und hier ab und an kleine Episoden erzählen. New York 2019 habe ich noch gar nicht ‚verbloggt‘, warum auch immer, das steht auf der Liste! Das zumindest ist mein Plan für 2021, denn dieses Jahr wird es sicher keine größere Reise geben.