Fast ist er vorbei, der April, und somit auch meine persönliche Challenge, jeden Tag ein Foto auf Instagram zu posten. Manchmal sind es auch mehr, je nachdem, aber nur eines gilt als ausgewähltes ‚Foto des Tages‘.
Und ich stelle fest, ich bin Social-Media-müde. Mit der Auswirkung, dass ich zunehmend intolerant werde. Allem voran Facebook-intolerant, Kommentar-intolerant. Ich bin immer viel dort unterwegs (gewesen), habe meine Freundesliste klein gehalten und kenne die meisten persönlich oder habe zumindest in den Anfängen rege kommuniziert. Meistens auch mein Dasein dort genossen, Kontakte weiterhin gepflegt und gegenüber Social-Media-Hysterien aller Art verteidigt.
Corona gibt mir den Rest und macht mich müde. Es ist mir noch nie passiert, dass ich so viele eigentlich geschätzte Kontakte aus meiner sowieso überschaubaren Freundesliste stumm geschaltet habe. Kommentare von speziellen Postings, Diskussionen mag ich gar nicht mehr lesen. Die machen mich nur noch intoleranter. Und ängstigen mich darüber hinaus oder machen mich wütend oder frustriert oder unendlich traurig.
Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die ich zu schätzen weiß, jetzt mehr denn je. Das ist die sehr positive Kehrseite. Und an die halte ich mich zur Zeit. Ich möchte nicht noch mehr Zweifel, Unsicherheiten, gefühlt sinnlose Diskussionen, weil sie einfach nicht weiterbringen und nichts verändern. Weder die Lage noch meine Ansichten zur Lage. Dann lieber intolerant.
Was ich gerade wirklich genieße sind die Künstler und – nennen wir sie mal Entertainer – die gerade von zu Hause aus Videos senden. Mein morgendliches Highlight ist das tägliche Video von Ryan Bingham, der jeden Tag einen Song sendet. Oder Gary Barlow (ja, ich weiß, das ist ehemals Take That, das kann man ignorieren) mit seiner täglichen #TheCroonerSession. Josh Groban nimmt ab und an ein Video in seiner Dusche auf, zu finden als ‚Shower Songs‘. Und und und. Das sind die Freuden des Social Media in Zeiten wie diesen.
Nicht unbedingt Freude, aber Interesse lässt mich nahezu täglich in die US-amerikanischen Talkshows klicken. Sie geben mir immer das Gefühl, dass es auch da drüben in meinem liebsten Reiseland intelligente, vernünftig denkende Menschen gibt. Favorit ist Trevor Noah, der seine Daily Show von zuhause aus sendet und sie in ‚The Daily Social Distancing Show‘ umbenannt hat. Er ist erfrischend ehrlich und direkt. Ebenso Stephen Colbert mit der Late Show oder Jimmy Fallon in der Tonight Show.
So müde ich also der Diskussionen bin, so interessiert bin ich weiterhin an Menschen, die eher auf meiner Wellenwelle liegen. Einseitig, ja, aber genau das, was mir das Leben angenehm macht.
Und dann sind da ja auch noch die kleinen Dinge am Wegesrand, die das Leben so lebenswert machen.
Die Fotos der dritten Woche
Wie der ein oder andere wohl weiß, bin ich Fan des FC Augsburg. Ich gehe gerne ins Stadion, nenne das mein Geerdet-sein. Ich vermisse die Bundesliga gerade nicht wirklich, dafür ist Fußball mir nicht wichtig genug. Und von Geisterspielen halte ich gar nichts. Der FC Augsburg engagiert sich sehr für Hilfbedürftige u.a. mit dem Verkauf dieses T-Shirts, dessen Erlös gespendet wird. Darüber hinaus tun sie übrigens einiges mehr an wohltätiger Arbeit.
Das Wetter ist ja ungewöhnlich dauerhaft warm, sonnig, viel zu trocken und lässt das Draußen sprießen und gedeihen. Da man eh nirgends hinfahren darf/soll, ist mein Parkplatz Auto-verwaist und nur die Fahrräder parken dort. Das lässt Raum für den Löwenzahn und die Bienchen.
Und manchmal muss es eben ein Feierabendbierchen mit dem Kollegen sein, dem einzigen Kontakt, der täglich stattfindet. Immerhin! Nachdem es nun in der Arbeit ein wenig entspannter geworden ist, hab ich zuhause ein wenig mehr Muße zum Backen (zur Freude des Kollegen 😉 ) und Stricken.
Und in Augsburg testen wir uns gerade ein wenig durch Abhol-Restaurants, die auch mal einen Spaziergang durch die Stadt erfordern. Das bringt Abwechslung ins Mittagsmenu und hilft ein winziges bisschen der Gastronomie.
Am Wochenende erkunde ich fleißig die nähere Umgebung mit dem Fahrrad, mal mit dem E-Bike, mal zu Trainings-Bewegungszwecken mit dem ’normalen‘ Fahrrad. Auf einer Entdeckungsrunde bin ich durch Empfehlung auf eine Heide in der Nähe gestoßen, wo ganze Felder von Enzian blühen. Ein echtes Highlight.
Alles in allem keine Klagen, die Stimmung hellt sich auf und die Wochen werden freundlicher.