Die Färöer, das Land von ‚Kanska‘, Inseln des ‚Vielleicht‘, Islands of Maybe. Dieses ‚vielleicht‘ hat wohl viel mit dem Wetter zu tun, denn man weiß nie, wie es einen erwischt. Kein Wunder, liegen die 18 Inseln der Färöer doch mitten im Nordatlantik, die Shetlands im Südosten und Island im Nordwesten. So wundert es kaum, dass sich diese autonome parlamentarische Monarchie eher in Wirtschaftsunion mit Island befindet, denn mit der EU. Die Färöer mögen zwar zwei Abgeordnete im dänischen Parlament als ständige Vertretung sitzen haben, entschieden sich aber gegen einen Beitritt zur EU.
Unsere Reisegruppe hatte zwei klasse färingische Guides, die uns an den vier kurzen Tagen auf den Inseln begleiteten. Wir haben so unglaublich viel erfahren, erzählt bekommen, konnten unendlich Fragen stellen, dass leider nie Zeit blieb, das alles aufzuschreiben. Ganz ungewöhnlich für mich, schreibe ich mir doch mindestens immer die Routen auf, die gefahren und die Orte, die besucht wurden. Auf dieser so besonderen Reise dann mal nicht, denn um ehrlich zu sein, ich kam mit den Namen nicht klar.
Die Sprache der Färöer ist für meine Ohren eher fremd. Oh, nicht unangenehm, eigentlich hat mir der Klang gut gefallen, aber eben nicht eingänglich. Die Namen der Orte werden anders geschrieben als ausgesprochen und ich bin nicht wirklich hinterher gekommen mit nachschauen. Aber nochmal, das ist mir wirklich wichtig, wir wurden so super betreut, dass es eine große Bereicherung war, so unglaublich viel über das Land, das Leben hier, die Menschen und ihre Geschichten zu lernen.
Deshalb, ob ich das jetzt alles aufschreiben muss oder im Gedächtnis behalten, ist nicht wichtig, denn was ich eigentlich gleich als Einstieg sagen wollte, ich habe mich sofort, noch auf der Fähre am frühen Morgen im Hafen der Hauptstadt Tórshavn, verliebt. Ich wusste von der Vorbereitung, dass mir die Färöer gefallen würden. Da hatte ich keine Zweifel, weil wild, nordisch, Inseln, Meer, Berge, Kargheit, ihr wisst was ich meine.
Kennt ihr das? Ihr kommt an einen euch neuen Ort, ein neues Land und wisst sofort, das wird gut. Und so war es. Schockverliebt habe ich es unterwegs genannt. Manchmal fehlen einfach die richtigen Worte.
Vier Tage – zu kurz und doch ganz schön lang
Tag eins. Frühmorgendliche Ankunft mit der Norröna Fähre aus Dänemark. Es ging gleich richtig los, Stadtführung in Tórshavn durch die Altstadt mit den Torfgedeckten Häusern und durch das Regierungsviertel. Mit nicht ganz 55.000 Einwohnern sind die Färöer eine kleine Nation, die eng zusammen halten. Minister und Premierminister laufen an einem vorbei, jeder kennt gefühlt jeden, man wechselt ein paar Worte miteinander, kein großes Aufheben. Wir hören ein paar unterhaltsame, aber hier selbstverständliche Geschichten über historische Begegnungen und Begebenheiten. Toller Einstieg in den Tag, das Land, das Kennenlernen der Menschen. Gleich mitten hinein. Und abends lecker essen in einem der urigen Restaurants.


Tag zwei. Der Bus holte uns am Hotel ab und ja, ich fragte mich, wie dieser große Bus über die doch kleinen engen Straßen der Inseln manövrieren sollte. Unser Busfahrer war ein Held, er schaffte das und zwar mit völliger Ruhe. Unglaublich wie er auch am nächsten Tag die Bergstraßen meisterte, große Hochachtung. Aber wie schon erwähnt, die gesamte Betreuung vor Ort war erstklassig.
Ich hatte mich sehr auf diesen Tag gefreut. Eine Wanderung, Bewegung nach der langen Anreise, dem vielen Sitzen in Bussen und dem Rumliegen auf der Fähre.
Erst ein Stop am Wasserfall Múlafossur auf der Insel Vágar. Gleich neben dem Dorf Gásadalur, zu dem lange keine Straße führte. Ich denke, es gab lange Zeit etliche Orte auf den Färöer, zu denen keine Straßen führten, das war keine leichtes Leben und ist es sicher oft immer noch nicht. Wir sehen die Schönheit der Natur, das wunderbare Licht, das Andere, das Faszinierende.

Ebenfalls auf der Insel Vágar liegt der größte See der Färöer. Er hat gleich zwei Namen (Sørvágsvatn/Leitisvatn) und liegt hoch über dem Meer. An seinem Ende stürzt ein Wasserfall direkt in den Atlantik. Unsere Wanderung führte uns oberhalb des Sees bis hoch an den Klippenrand mit traumhaftem Blick auf die nahe gelegenen südlicheren Inseln. Das Licht, ihr müsst es euch einfach vorstellen, mit Worten nicht zu beschreiben und auf den Fotos nur bedingt einzufangen.


Überhaupt, das Wetter, die Farben, das Licht. Vier Tage Färöer und praktisch kein Regen. Man hat uns versichert, dass es das sehr selten gibt, wir erinnern uns: Islands of Maybe. Ich bin mir also bewusst, dass wir einfach unglaubliches Glück hatten. Bei strömendem Regen hätte das alles ganz anders werden können. Und mehr brauche ich zum Wetter gar nicht sagen.
Tag drei. Es sollte ganz weit in den Norden gehen, durch einen oder zwei oder drei der neuen Autotunnel, die die Inseln unter der Meeresoberfläche miteinander verbinden. Das ist übrigens möglich, da die Färöer vulkanischen Ursprungs sind und unter Wasser eine gemeinsame Landmasse aus Basalt bilden. Dadurch konnten relativ unproblematisch stabile Tunnel in zum Teil sehr kurzer Bauzeit gebohrt werden.
An diesem Tag habe ich den Überblick über die Inseln, Strecken und Orte ein bisschen verloren. Wir waren am nördlichsten Ort Gjógv der Insel Eysturoy, fuhren entlang des längsten Fjordes, über Passstraßen durch das Bergland der Insel Vidoy bis zum nördlichsten Ort der Färöer Vidareidi. Einfach nur der Hammer. Im Norden lagen die Berggipfel im Schnee, was die Landschaft in einen surrealen fast märchenhaften Schein tauchte.
Keine Chance das alles in dieser kurzen Zeit zu verarbeiten. Der Prozessor läuft immer noch auf Hochtouren 😉 .
Tag vier. Heute Abend war zwar schon wieder Abfahrt mit der Fähre, bis dahin war aber noch Zeit für den Ort Kikjubøur auf der Insel Streymoy südlich von Torshavn gelegen. Super interessant befinden sich hier die älteste Kirche der Färöer, die St. Olavs-Kirche, die Ruinen der St. Magnus-Kathedrale und einen noch bewohnten Hof aus der Wikingerzeit. Kikjubøur war seit dem 12. Jahrhundert der Sitz des Bistums auf den Färörer.

Die Färöer waren vermutlich das einzige Land, das nach der Reformation, die unter anderem auch dazu diente dem Volk die Bibel und den Gottesdienst in der eigenen Sprache zugänglich zu machen, dieses Privileg wieder verlor. Denn mit der Übernahme durch Dänemark wurden die Färöer gezwungen ihre Sprache aufzugeben und auch der Gottesdienst wurde in Dänisch abgehalten, eine Sprache, die die Färinger nicht sprachen. Färöisch wurde durch mündliche Überlieferung erhalten und ist heute Landessprache. Dänisch ist verpflichtend zu lernen, englisch und eine weitere Sprache sind selbstverständlich.
Zum Abschluss erwartete uns ein Besuch im Nationalmuseum, was irgendwie toll war und der Reise einen informativen runden Abschluss verpasste.
Was noch zu erwähnen wäre
Ich denke ich muss hier nicht nochmal sagen, wie beeindruckt ich bin von den Färöer. Vielleicht wird es mich mal wieder hierher verschlagen, vielleicht nicht, wer weiß das schon. Land of Maybe. Es wird mir auf jeden Fall als eine ganz besondere Reise in Erinnerung bleiben.
Entschuldigen möchte ich mich an dieser Stelle dafür, dass ich eventuell einige Namen nicht richtig geschrieben oder auch was durcheinander gebracht habe. Ich hoffe es ist nicht zu schlimm.
Ach und es gäbe noch so viel zu erzählen zu diesem faszinierenden kleinen Land inmitten des Nordmeeres. Zu den Schafen, den Lachsen, den Vögeln, dem Nationalvogel Austerfischer, dem Papageientaucher, den ich natürlich nicht gesehen habe, der Kirche, der Landwirtschaft, den Kartoffeln, dem Rhabarber und und und.
Na und dann muss natürlich gesagt werden, wem ich denn diese Reise überhaupt verdanke. Angeboten und organisiert wurde die Land-of-Maybe-Tour vom Ankerherz Verlag. Liebe Leser, wenn ihr an einem wirklich engagierten und im Netz aktiven Verlag oder besser gesagt, seinen Menschen, interessiert seid, dann schaut dort vorbei. In den sozialen Medien, auf der Webseite, hört in den Radiosender rein oder hier eben als Veranstalter ganz besonderer Reisen. Da kann ich allen Beteiligten nur Danke sagen.


Freut mich, dass Dir der hohe Norden auch so gefällt! Mit dem Wetter hast Du um diese Jahreszeit wirklich Glück gehabt. Unsere Reisen zu den schottischen Inseln 2023 und zum Nordkap und den Lofoten 2024 waren im Frühsommer. Es scheint, dass der Klimawandel da seine Hand im Spiel hat. Am Nordkap waren die Einheimischen jedenfalls nicht froh über 20 Grad um Mitternacht…
Jedenfalls machen Dein Bericht und die Bilder Lust darauf, auch Deinen Schafsinseln einen Besuch abzustatten. Dafür vielen Dank!
Liebe Grüße von Berlin nach Augsburg!
Wow, sehr gerne gelesen. Und grandiose Fotos. Das würde mir sicher auch gut gefallen.
Liebe Ute, ich bin überzeugt es würde dir gefallen. Vor allem die Menschen. Trotz der nordischen Abgelegenheit so unglaublich freundlich und offen.
Liebe Claudia,
ganz vielen Dank für diese tolle Reisebeschreibung. Sowohl Dein Text, als auch Deine wunderschönen Bilder haben mich wieder zurück versetzt in diese tolle Reise.
Liebe Grüße
Gerd
Lieber Gerd, ja, toll war es und schön, ein paar Leute kennengelernt zu haben.
Liebe Claudia,
feine Bilder und ein Text, der auch für mich als ebenfalls Teilnehmerin gut beschreibt, was. diese Reise. ausgemacht hat. Auch ich habe mich in diese Inseln verliebt…. so wie in Irland, Schweden und Norwegen… 😉 an meinem Blogartikel sitze ich gerade noch. Aber kommt Zeit, kommt Text . War. schön Dich kennengelernt zu haben!
Liebe Grüße Birgit
Liebe Birgit, bin schon gespannt und freue mich auf deinen Beitrag. Vielleicht schreibe ich noch was zur ‚Seereise‘, aber da brauch ich Zeit.