Die Stille hier im Blog hat noch nicht nachgelassen, obwohl ich mir anderes vorgenommen hatte. Öfter kommt es eben doch anders als man denkt.
Im November 2020, als ich in ein kleines Corona-Loch gefallen war, hatte ich mich motiviert mit einer Challenge. Jeden Tag raus gehen, eine stramme Runde draußen gehen, immer zwischen 5 und 10 Kilometer. Als der November vorbei war, kam ein bisschen Erleichterung hinzu, dass die Challenge überstanden war. Zudem hatte ich im Dezember dann einen Job und die harte dunkle Winterzeit mit Lockdown und wenigen Kontakten wurde leichter zu ertragen.
Aber natürlich waren im Januar weder der Winter noch Corona vorbei und ein neuer Job in weiter Ferne. Und so tauchen immer wieder die gleichen Fragen auf. Wie motiviert man sich jeden Tag aufs Neue? Warum sollte ich morgens überhaupt aufstehen? Wie den Tag verbringen? Ich kenne solche Phasen, die sind mir nicht neu. Aber da war die Antwort meistens wegfahren, reisen, unter Leute gehen, Veranstaltungen besuchen, Kontakte knüpfen, Freunde besuchen. Ihr seht, worauf das hinaus läuft.
Das alles funktioniert zur Zeit nicht. Mir fehlt das Reisen, das unterwegs sein können. Mir fehlen auch gemütliche Kneipenrunden und entspanntes im Cafe sitzen. Ich denke, es ist nicht nur okay, sondern auch wichtig, dass wir artikulieren können und dürfen was uns fehlt. Das zeigt auch, was wir zu schätzen wissen, wenn es (wieder) möglich ist. Das hat auch nichts mit Jammern auf hohem Niveau zu tun, es ist einfach eine Feststellung.
Denn letztlich geht es mir gut. Ja, kann ich einfach mal so sagen. Ich mag ein bisschen vereinsamen, aber gleichzeitig erschreckt es mich, dass ich mich darin einrichten kann. Es nährt auch ein wenig die Bedenken, dass ich da vielleicht gar nicht mehr raus möchte. Oder doch? Das faszinierende an uns Menschen ist ja, dass wir uns letztlich relativ leicht in Situationen einfinden können und das Beste daraus machen.
Das Beste in meiner Situation
Mein Bestes – als hätte ich das nicht gewusst – ist rausgehen. Kann ich die Bewegung des Reisens nicht haben, dann muss ich das eben runterbrechen auf die Bewegung draußen. Ich mag die November-Challenge des ‚verpflichtenden‘ jeden Tag draußen abgelegt haben, meine Motivation den Tag zu beginnen hat zur Zeit aber immer noch was mit Rausgehen zu tun.
Meistens sind das die Spaziergänge oder eher Walkingrunden von der Haustüre weg. Manchmal ist ein Stück mit dem Rad integriert und manchmal ist es eine Radtour. Das Fahrrad mag keinen Schnee oder Regen und ist deshalb im Winter öfter keine Option. 😉
Und manchmal, wenn das Bergwetter eine stabile Vorhersage hat, meine Motivation überbordend ist und mir eine schöne Tour einfällt, dann geht es zu einem Tagesausflug in die Berge. Es kann auch sein, dass ich einfach nur eine unbändige Sehnsucht verspüre die Berge zu sehen, da reicht eine schnelle Zugfahrt zum Ammersee und ein kleiner Spaziergang. Hauptsache raus.
Ja, es gibt Tage da geht gar nichts. Da ist es eben doch nur lesen, puzzlen, kochen, essen, stricken, auf dem Sofa sitzen. Die Routine des Rausgehens, das Wissen, dass ich hinterher immer so viel zufriedener bin, treibt mich manchmal auch an solchen Tagen noch für mindestens eine kleine 5-Kilometer-Runde am Abend raus. Und wie gut sich das anfühlt.
Im Hinterkopf steckt, aufgeben, nachlassen, versinken ist keine Option. Es ist erlaubt und wichtig, dem hin und wieder Raum zu geben. Tiefs gibt es, sie dürfen sein, der Weg heraus sollte nicht versperrt sein.
Kleine Fluchten und Ausflüge von Januar bis März 2021
Kleine Fluchten, in der zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbaren Umgebung, führen mich meistens an Flüssen entlang, zu Seen und in Wälder oder Heiden. Augsburg hat davon reichlich. Bei einer knapp 50 Kilometer langen Radlrunde fahre ich an unseren beiden Flüssen Lech und Wertach entlang und komme an mindestens 6 Seen vorbei. Wir haben im Südosten der Stadt den Siebentisch- und den Stadtwald. Die kleinen Heidelandschaften im Süden und im Westen und Nordwesten das riesige Wander- und Radtourenareal der Westlichen Wälder. Alles gut erreichbar, auch wenn man, wie ich, ohne Auto unterwegs ist. Ich bin mir sehr bewusst, dass wir hier in einer für Naturliebhaber sehr bevorzugten Gegend leben.
Der Winter hat uns in diesem Jahr 2021 ein paar schöne Bergtage geschenkt und späten Schnee. Klar gibt es Coronabedingt ein paar Wermutstropfen, dennoch kann man auch als Wanderer seine Touren finden und genießen. Geschlossene Almen und Hütten zwingen einen dazu alles an Brotzeit dabei zu haben. Das habe ich sowieso meistens, aber sich nach geleistetem Aufstieg mit einem Kuchen oder einer Suppe auf der Sonnenterrasse mit Bergblick zu verwöhnen, fehlt.
Trotz der vielen Bewegung leidet meine Kondition gewaltig, deshalb sind viele Höhenmeter nicht drin. Aber der Lust auf die Berge tut das keinen Abbruch und es wird dann eben nur die Umrundung eines Alpensees. Wenn man dabei, wie beim Eibsee, mit so einer Kulisse verwöhnt wird, ist alles richtig gemacht 🙂 .
Gerade viermal, oder nein, tatsächlich viermal 🙂 habe ich es in den ersten drei Monaten des Jahres in die Berge geschafft. Traumwetter erwischt und abends erledigt aber glückselig ins Bett gefallen. Die Erfahrung, dass es sich lohnt sich aufzuraffen, dass der in den Bergen verbrachte Tag Hochgefühle hervorruft, hilft bei der Motivation für den nächsten Ausflug ungemein. Geht jemand mit und die Freude kann geteilt werden, umso besser. Und nein, ich muss nicht immer alles alleine machen 😉 .
Die kommenden zwei Monate möchte ich noch für Ausflüge nutzen so gut es geht und soweit es überhaupt möglich ist. Denn so wie es aussieht, werde ich wohl ab Juli wieder einen festen Arbeitsplatz haben – ja, das Beste kommt Schluss 🙂