Das Saarland ist eine Reise wert. Ich sage das nicht nur, weil ich halb dort zuhause war oder noch ein bisschen bin, sondern vor allem, weil es viel zu entdecken gibt. Nicht dass ich in dieser einen knappen Woche das kleine Bundesland an der französich-luxemburgischen Grenze hätte vollständig bereisen können. Dafür bietet das Saarland nun doch zuviel.
Seit vielen Jahren fahre ich nun schon, meist mit der Bahn, von Augsburg nach Trier zum Familienbesuch. Seit ein paar Jahren gibt es eine direkte Zugverbindung von Mannheim über Kaiserslautern und Saarbrücken bis nach Trier. Mal davon abgesehen, dass es eine recht schöne Strecke ist, kommt man durch Orte wie Völklingen oder Mettlach, in denen es Sehenswertes zu entdecken gibt.
Gerade in Völklingen nagt es seit Jahren an mir, einmal aus dem Zug auszusteigen, um das Weltkulturerbe Völklinger Hütte endlich anzuschauen. Ist natürlich nie passiert.
Als dann zum Geburtstag meines Vaters das neue Merian Heft ‚Saarland‘ auf dem Tisch lag, kam mir der Gedanke, dass es doch lohnen würde, dort einfach Urlaub zu machen. Warum in die Ferne schweifen… 😉 .
Anfang April war es soweit. Angesteckt von meiner Idee, neugierig auf Völklingen und anderes in der Umgebung hat sich ‚Wanderfreundin‘ Barbara mir angeschlossen.
Aufenthalt in Perl und Umgebung
Nach etwas Recherche bezüglich Anreise und Unterkunft hatte ich mich für ein Hotel in Perl an der Mosel entschieden. Zugegeben, Perl liegt ein bisschen abseits, hat aber einen Bahnhof. Die recht schöne Unterkunft im Hotel Maimühle liegt praktischerweise direkt an eben jenem. Wir dachten auch, vor Ort gäbe es sicher gute Busverbindungen, die uns auf direktem Weg z.B. nach Mettlach zu Villeroy & Boch, zur Saarschleife oder einen Wanderpunkt bringen würden. Da wurden wir leider enttäuscht. Die Busverbindungen sind mehr als schlecht, nahezu nicht vorhanden. Unser Weg führte uns letztlich immer über Trier, was viel Zeit kostete. Wenigstens die Zugverbindungen waren super und mit dem Saarland-Ticket der Bahn (30.-€ für 2 Personen) recht günstig.
Auch wenn Perl sowas wie ‚ab vom Schuss liegt‘, kann man einiges von dort aus unternehmen. So starten (oder enden) in Perl sowohl der Moselsteig als auch der Saar-Hunsrück-Steig. Ein kleines Stück davon sind wir gelaufen, dazu gibt es in einem gesonderten Blogbeitrag mehr.
Perl direkt gegenüber gelegen, erreichbar in ein paar Schritten über eine Moselbrücke, gelangt man nach Luxemburg in den kleinen Ort Schengen. Ja, genau. Dieses Schengen, das mit dem Abkommen. Schengen wurde damals extra so gewählt, weil es die ersten 5 unterzeichnenden Staaten (Frankreich, Deutschland und die drei Benelux-Staaten) durch seine Lage repräsentiert. Frankreich liegt gleich um die Ecke und die Mosel bildet den Grenzfluss. Da der Schengener Vertrag auf einem Schiff unterzeichnet wurde, gibt es dort nicht wirklich etwas zu sehen. Ein ziemlich kleines ‚europäisches‘ Museum, das viele Informationen bereit hält, auch zum Mitnehmen, ist alles, was der ca. 550-Seelen-Ort zu bieten hat. Mal abgesehen vom landschaftlichen Aspekt natürlich, und dem leckeren Kaffee und Kuchen 🙂 .
In der näheren Umgebung gäbe es einiges Kleinod zu entdecken, ohne Auto aber leider nicht gut erreichbar. Alternativ würde sich ein Fahrrad anbieten, die Hügel rechts und links des Moseltals sollten allerdings nicht unterschätzt werden.
Wir wollten uns unsere 6 Tage nicht allzu voll packen und hatten ein paar Highlights ausgesucht, ohne dass die Natur zu kurz kam. Für mich war klar, dass ich mindestens einen ganzen Tag den Eltern in Trier widmen würde, während Barbara dann letztlich trotz Regen und Kälte durch die Weinberg- und Waldlandschaft Luxemburgs gewandert ist. Wo sonst kann man in einer dreistündigen Wanderung sagen in Deutschland, Luxemburg und Frankreich gewesen zu sein. Schon toll das mit dem offenen Europa.
So kam es, dass wir einen Tag gemeinsam gewandert sind auf dem Panoramaweg Perl, einen Tag mit dem Highlight Völklinger Hütte verbrachten (dazu kommt auch ein extra Beitrag), in Begleitung meines Bruders zur Saarschleife sind, dem Porzellan-Museum von Villeroy & Boch in Mettlach einen Besuch abstatteten und den Abreisetag noch bei schönem Wetter in Trier genießen konnten.
Villeroy & Boch
Mettlach, der Ort, der so geprägt ist vom Keramikproduzenten Villeroy & Boch, liegt auf der Zugstrecke zwischen Saarbrücken und Trier. Und somit fällt der Abstecher ins Villeroy & Boch-Besucherzentrum in die ‚könnte ich auch mal aussteigen und anschauen‘-Kategorie. An einem eher grauen, kalten und verregneten Tag unseres Urlaubes sind wir also nach Mettlach gefahren. Vom Bahnhof läuft man ca. 15 Minuten und kommt zur Alten Abtei, in der sich immer noch der Firmensitz befindet.
Produziert wird dort wohl schon eine Weile nicht mehr, aber man ist dabei das gesamte Gelände als ‚Erlebniszentrum Alte Abtei‚ neu zu gestalten und für Besucher Interessantes zu bieten. Mich persönlich hat schon das kleine, sehr ansprechend und liebevoll gestaltete Keramik-Museum angesprochen. Am liebsten hätte ich mir danach ein komplett neues Geschirr gekauft. Es gibt einen kurzen Infofilm zur Porzellanherstellung und einen Imagefilm zum 250jährigen Firmenjubiläum, der toll gemacht ist. Wenn man schon Peter Ustinov als Sprecher gewinnen konnte … 🙂 .
Und weil mich der Kaufvirus dann gepackt hatte, haben wir es uns nicht nehmen lassen und sind in die kleine Mettlacher Innenstadt zum Outlet. Zum Glück für meine Reisekasse waren wir ja mit der Bahn unterwegs und Gepäcktechnisch eingeschränkt. So gab es nur eine Kleinigkeit in Form von Müslischalen und Auflaufform (die übrigens jetzt gerade im Ofen steht und mein Essen brutzelt).
Lecker Essen an diesem trüben Tag haben wir uns natürlich auch noch gegönnt. Und da im Saarland um diese Jahreszeit Löwenzahn in allen Variationen zubereitet wird, konnte ich nicht widerstehen und habe eine ordentliche Portion Salat verputzt. Zwar nicht so lecker wie der von Muttern, aber trotzdem eine schöne Erinnerung an früher.
Ein paar Daten
Perl (Saarland) an der Mosel im Dreiländereck Deutschland, Luxemburg, Frankreich.
Anreise von Augsburg mit der Bahn ca. 6 1/2 Stunden mit umsteigen in Mannheim und Trier. Die Bahnverbindung von Perl nach Trier ist sehr gut, mindestens 1x stündlich geht ein Zug, Dauer ca. 50 min.
Von Trier aus Verbindungen nach Luxemburg Stadt, Mettlach, Völklingen oder Saarbrücken im Stundentakt. Saarland-Ticket für 2 Pers. ca. 30.-€
Busverbindungen eher schlecht und kompliziert.
Unser Hotel: Hotel Maimühle direkt am Bahnhof von Perl mit Blick auf Mosel und Schengen. Das Hotel wird nach und nach renoviert, wir hatten zwei unterschiedliche, sehr schöne große Zimmer. Man schafft es, den alten Baubestand zu erhalten und mit moderner Einrichtung zu kombinieren. Mir hats gefallen und die Betten waren echt gut. Wir hatten ein bisschen Probleme mit dem Zimmerservice, haben das angesprochen (nein, keine schlechte Bewertung deswegen!) und man hat sich mit einer Einladung zum Wein beim Abendessen und einem Präsent bei der Abreise entschuldigt. Das fanden wir echt super.
Das dazu gehörende Restaurant ist erste Sahne, super leckeres Essen mit korrektem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Bratwürste waren der Hammer 🙂 .
Sowohl Perl als auch das Hotel sind als Einstieg oder Ende zum Moselsteig bzw. Saar-Hunsrück-Steig perfekt geeignet.
Unternehmungen:
Saarschleife – nur mit dem Auto gut zu erreichen
Villeroy & Boch – Mettlach, mit umsteigen in Trier prima mit dem Zug möglich
Völklinger Hütte – mit der Bahn gut zu erreichen, aber zwei Stunden unterwegs
Trier – problemlos mit der Bahn
Luxemburg Stadt – mit der Bahn entweder über Frankreich oder Trier möglich in zwei Stunden. Von Perl aber nur 40km über die Autobahn entfernt.