Vor ein paar Tagen bin ich beim Zappen über eine Dokumentation über Elvis Presley gestolpert. Ich bin (eher kurz) dran hängen geblieben, weil der Bericht mit Elvis‘ Geburtsort Tupelo in Mississippi begann. Kurz deshalb, weil ich eigentlich kein sonderlicher Fan von Elvis bin oder war. Klar bin ich mit seinen Songs aufgewachsen und finde einiges auch toll, aber den Hype kann und konnte ich nie nachvollziehen.
Mir kam ganz etwas anderes in den Sinn. Etwas das, wie sollte es
anders sein, mit Reisen zu tun hat. Bzw. mit dem, was mir gerade richtig fehlt: mich treiben lassen in den USA. Beim Stichwort ‚Tupelo‘ kam mir meine Reise 2012 in den Sinn, die mich ein großes Stück durch etliche Staaten der USA führte. Das Jahr, in dem der Hurrikan Sandy, über die Karibik bis hinauf nach New York, schwere Verwüstungen anrichtete. Der am 29. Oktober 2012 auf New York traf und ich am 28. Oktober über New York nach Miami flog und mit einem Schrecken davon kam. Das Jahr, in dem ich durch Florida fuhr und auf einem Campingplatz am Panhandle von Florida die Wiederwahl Präsident Obamas im Autoradio hörend miterlebte und nicht sicher war, ob ich wohl laut jubeln durfte.
Meine Reise führte mich in fünf Wochen von Florida (Key West) über den Südzipfel Alabamas, durch Mississippi, Tennessee, Kentucky, Indiana, Illinois bis nach Wisconsin, um dort mit Freunden Thanksgiving zu feiern.
Es sollte damals der Abschluss meines ‚freien‘ Jahres werden, um anschließend wieder in die Arbeitssuche zu starten. Dass es mit einem neuen Job dann doch etwas länger dauerte, ist eine andere Geschichte 😉 .
Tupelo, Mississippi
Von Floridas Panhandle aus, führte mich mein Weg damals an den kleinen Küstenabschnitt im Süden Alabamas. Anfang November ist dort überhaupt nichts los, fast ein bisschen zu wenig, was mich allerdings nicht wirklich gestört hat. Den Strand in der Nähe des
Campingplatzes teilte ich mir nur mit ein paar Möwen und einem Reiher. Im kleinen Gulf State Park konnte ich mir ein Fahrrad ausleihen und den Park erkunden. Da ich nur mit einem kleinen Zelt unterwegs war, wurde ich morgens zum Kaffee von freundlichen Menschen in ihren Trailer eingeladen. Das ist der Vorteil, wenn man außerhalb der Saison durchs Land reist, das unverbindliche Knüpfen von Kontakten ist leichter. Dafür herrscht weiter im Landesinnern gähnende Leere auf Campingplätzen, was ein bisschen gruselig ist.
Von Alabama aus wollte ich schnurstracks nach Nashville fahren. Da
ich es liebe, in den USA gemütlich durch die Gegend zu cruisen, wurde ein Highway gewählt, keine Interstate. Und dieser HW 45 führte mich direkt nach Tupelo. Ohne zu wissen, dass es sich hier um den Geburtsort von Elvis Aaron Presley handelt. Die Fahrt bis Nashville wäre definitiv zu weit gewesen, weil es eben im November auch hier im Süden der USA früh dunkel wird. Irgendwo am Highway stand ein Campingplatz-Zeichen und dem bin ich einfach nachgefahren und eben in Tupelo gelandet.
Ich erinnere mich gut an diesen Abend auf dem Campingplatz. Mein Essensvorrat war praktisch aufgebraucht – letztlich gab es ein paar Cracker und ne Banane, weil ich nicht mehr los wollte einen Supermarkt zu finden. Nur noch ein weiterer Stellplatz war besetzt und ja, das fiel unter die Kategorie ‚etwas mulmig‘.
Dafür gab es einen hübschen kleinen See, der zum Sonnenuntergang einiges an Herbst-Farbenspiel zu bieten hatte und tatsächlich ein paar Foto-begeisterte Einheimische anlockte.
Auf jeden Fall fand ich auf dem Campingplatz ein paar Broschüren, die mich darauf aufmerksam machten, dass in Tupelo das Geburtshaus von Elvis steht. Und da ich ja von Tag zu Tag plante und offen war für spontane Entscheidungen, hab ich mir das Häuschen angschaut. Von Tupelo nach Memphis ist es nicht so furchtbar weit. Da ich nun schon ein bisschen auf Elvis‘ Spuren unterwegs war, gab es eine kleine Kursänderung.
Memphis (Graceland) und Nashville, Tennessee
Immer den Hit von Paul Simon im Ohr ging es also von Tupelo nach Graceland, Memphis, Tennessee. Zu meinem großen Glück auch hier Nebensaison, was bedeutete, keine Wartezeit für den Einlass in das Elvis-Memorial. Nein, ich steh einfach nicht auf so einen Personenkult, das Beobachten der anderen Besucher – teilweise echte Fans in Elvis-Klamotten gekleidet – war den Klamauk allerdings wert. Das Beste am Besuch war der Überraschungsanruf bei einer Freundin (ein Fan natürlich), die nicht glauben konnte, dass ich tatsächlich einen Abstecher nach Graceland gemacht hatte.
Ein paar Stunden verbringt man dann doch auf dem Gelände, sein Privatflugzeug, die ‚Lisa Marie‘, ist im Rundgang inbegriffen, so dass ich es am Abend nicht mehr bis Nashville schaffte.
Dafür gönnte ich mir in Nashville zwei Nächte in einem Hotel. Auch das ist ein Vorteil der Nebensaison, Zimmer gibt es genug für günstige Preise. Der Nachteil, die Grand Old Opry ist geschlossen. Abendessen im großen Hotelkomplex war aber drin und ein bisschen Souvenirs erstehen im Gift Shop auch.
Der zweite Tag in Nashville war ganz der Innenstadt gewidmet. Sicherheitshalber bin ich mit dem Bus nach Downtown gefahren, eine schlaue Entscheidung, wie sich im Laufe des Tages herausstellte.
Auch in Nashville läuft einem Elvis immer wieder über den Weg. Aber eben nicht nur. Downtown reihen sich Musik-Clubs aneinannder, in denen fast überall den ganzen Nachmittag Live-Musik gespielt wird. Ich fand das super und bin durch ein paar Clubs getingelt und habe bei Bier und Burger den Bands gelauscht. Auch wenn wenig los war, tolle Atmosphäre.
Reisefieber
Für ein paar kurze Stunden bin ich beim Schreiben und Durchblättern der Fotos wieder ‚unterwegs‘ gewesen. Ich mag diese Abstecher in das Land der Reiseerinnerungen. Noch viel lieber würde ich natürlich mal wieder starten in eine kleine Auszeit auf die Highways der USA.
Manch einer denkt, wenn er den Spruch ‚die große Freiheit erfahren‘ hört, was für ein Quatsch. Ich habe es aber tatsächlich so erlebt. So ungezwungen und ungebunden, frei in meinen Entscheidungen, habe ich mich selten gefühlt, wie auf den größeren Touren durch dieses weite Land.
Mir gefällt es, abends ins Zelt zu kriechen oder ins Motel, mich beim Frühstück in die Karte zu vertiefen, um zu entscheiden, wo es nun hingehen soll. Klar weiß ich auch nicht, ob sich bei der nächsten Reise dieses Gefühl wieder einstellen wird, aber zuhause bleiben ist deshalb noch lange keine Option 🙂 .
Ich warte also gespannt, wann sich mal wieder eine Gelegenheit ergibt und rufe in der Zwischenzeit Erlebtes ab!