Zur Zeit sind um mich herum alle in Urlaub. Ich bin erst Ende September dran und habe mich umso mehr auf diesen einen Feiertag gefreut. Ursprünglich wollte ich einfach zu Hause bleiben und lesen. Aber dann habe ich mich am Vorabend hingesetzt und Wanderkarten studiert.
Ich wollte es gerne noch einmal mit einer kleinen Bergtour versuchen. So richtig fit bin ich ja immer noch nicht und muss erst testen, was überhaupt geht. Also hab ich mir eine Tour ausgesucht, die ich im Winter schon mal bei Schnee gegangen bin und mit 450 Höhenmetern machbar zu sein schien.
Zeitig aufgestanden bin ich und der erste Zug fuhr mir trotzdem vor der Nase weg. Mist. 20 Minuten später fuhr schon der nächste. Da hatte ich aber schon ein komisches Gefühl. Umsteigen in Weilheim in den Zug Richtung Seefeld wäre angesagt gewesen.
Der stand auch da, allerdings fuhr er nicht, weil es einen Gleisbruch auf der Strecke gegeben hat. Just an diesem Feiertags-Morgen. So standen hunderte von Menschen aus mehreren Zügen, die am Umsteigebahnhof Weilheim Richtung Garmisch wollten, verzweifelt am Bahnhofsvorplatz und warteten auf den Schienenersatzverkehr. Und warteten. Und warteten. Mehr Menschen strömten aus dem Bahnhof.
Liebe Bahn, wenn es denn wenigstens Informationen geben würde. Es ist unglaublich, dass man Geld in Imagekampagnen investiert, aber immer noch nicht in der Lage ist, Menschen zu informieren. Oh, es gab Personal, trotz Feiertag. Die haben sich allerdings hinter ihren Schaltern offensichtlich nicht hervorgetraut. Es waren echt viele Urlauber unterwegs, mit Kinderwägen, Koffern, Taschen, Menschen mit Handicap, ältere Menschen, Menschen, die kein deutsch sprachen. Hilfe von Bahnmitarbeitern, und sei es nur die Versorgung mit Informationen? Keine. Dann kamen drei Busse. Für mindestens drei Zugladungen. Echt?
Ich habe ca. 45 Minuten gewartet bis Bus Nummer vier kam, der natürlich immer noch nicht all die Kinderwägen, Koffer und Menschen transportieren konnte. Dann hab ich mich in den nächsten Zug zurück nach Augsburg gesetzt und war – frustriert, sauer, traurig, wütend. Meine Wanderung hätte zeitlich nicht mehr funktioniert, vor allem vor dem Hintergrund, dass ich ja die gleiche Strecke auf der Heimfahrt hätte nehmen müssen. Geld zurück ist natürlich auch nicht, wenn frau mit Bayernticket fährt. Schließlich bin ich ja nach Weilheim und zurück.
Zuhause angekommen, gegen Mittag, war mir zum Heulen. Weil es mir eben so wichtig war, diese eine Wanderung zu machen, um zu sehen, wie es klappt mit den Bergen und den Höhenmetern. Wer weiß, wann ich das nächste Mal die Motivation finde und das Wetter so gut passt.
Um den Frust zu bekämpfen, gab es also erst mal Blaubeerpfannkuchen. Ganz glücklich schaut er noch nicht drein, aber er war lecker getränkt mit Ahornsirup. 🙂
Die Versuchung mich ins Bett zu legen und den Tag einfach verstreichen zu lassen war riesig.
Kennt ihr diesen inneren Kampf? Dieses motzige kleine Kind, das sagt ‚ich will jetzt nicht mehr, heute ist eh der Wurm drin, lasst mich doch in Ruhe‘? Und diese leise Stimme aus dem Hinterhalt, die unbedingt das Ruder rumreißen möchte? Na, wer hat wohl gewonnen?
Genau, das leise, deshalb nicht weniger durchsetzungsfähige Stimmchen aus dem Hintergrund. Und da der Tag schon ziemlich fortgeschritten war, der Pfannkuchen gerne in Bewegung versetzt werden wollte, hab ich mich auf meine altbewährte Runde in den Westlichen Wäldern vor den Toren Augsburgs gemacht und bin zügige eineinhalb Stunden durch den Wald gelaufen. Mit Biergarten-Pause und vorbei an dem von mir bereits zu allen Jahreszeiten fotografierten Weiher.
Jetzt sitze ich wieder hier auf meinem Sofa und bin glücklich. Dass ich den Tag halbwegs habe retten können. Dass ich mich bewegt habe. Dass ich den Frust besiegen konnte. Und vor allem, dass es mir gut ging. Bestimmt hätte ich die Bergtour auch geschafft, vermutlich mit ein bisschen mehr Erschöpfung. Das ist toll zu denken und es wird eine nächste Gelegenheit geben. Bestimmt.
So, und jetzt gehe ich noch beschwingt zum Pubquiz. Gewinnen würde diesen Tag natürlich perfekt abrunden 😀