Rehatagebuch Woche vier – das Finish mit der Antwort auf die Frage: Ziel erreicht?

Mit der vierten Woche in der Fachklinik Enzensberg ist meine Reha zu Ende gegangen. Eine Verlängerung wäre wohl möglich gewesen, aber für mich sprachen mehrere Gründe dagegen. Ich denke, eine weitere Woche hätte mich mental ziemlich herausgefordert, da ich jeden Tag nur an meine Entlassung gedacht hätte. Zudem wäre noch ein Wochenende hinzu gekommen und so richtig entspannt genießen konnte ich das nicht mehr.

Was mir die Entscheidung zusätzlich leicht gemacht hat, ist die Tatsache, dass es mit mir in den vier Wochen wirklich kontinuierlich bergauf ging – irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes 😉

Ich finde, motiviert aus dieser Ausnahmesituation einer Reha-Klinik nach zu Hause gehen, ist das Beste, was einem passieren kann. Jetzt gilt es, die Motivation noch eine Weile aufrecht zu erhalten und den positiven Weg weiter zu beschreiten. Uuuhhh, das klingt ja fast pathetisch.

In der ersten Woche meines Aufenthalts in Hopfen am See wurde ich von der Physiotherapeutin gefragt, was denn mein Reha-Ziel wäre. Natürlich sagt man so etwas wie: „es soll alles wieder so sein wie vorher“ oder „es soll mir besser gehen“ oder ähnlich schwammige Zielsetzungen. So als Reha-Neuling ist man da auch leicht naiv und unerfahren. Man wird aber schnell eines Besseren belehrt und auf die Formulierung eines konkreten Zieles gedrängt. Also überlegte ich mir, was geht alles nicht – z.B. mehr wie 500m gehen – und was mein Minimalziel wäre.

Da ich ja eine begeisterte Wanderin bin, sind mir bei der Ankunft in der Klinik die diversen Wanderschilder rund um das Klinikgelände aufgefallen. Einige hatte ich mir gemerkt, inklusive Zeitangabe. Was lag nun näher für mich, als auf die Frage bezüglich eines konkreten Zieles zu antworten: „ich möchte nach vier Wochen in den angebenen 25min den Weg zum Faulensee schaffen und auch wieder zurück“.  Also eine knappe Stunde leichte Wanderung in der vorgegebenen Zeit hinbekommen.

Das wurde akzeptiert.

Und auch wenn ich schon seit der dritten Woche den Weg geschafft hätte, ich habe ihn mir aufgehoben, für die letzte Woche. Übrigens, mein heimliches Ziel, die Runde um den Hopfensee, habe ich gar nicht in Angriff genommen, das war irgendwie nicht mehr wichtig.

Am Faulensee

Dafür bin ich in der vierten und letzten Woche gleich zweimal zum Faulensee. Einmal, um zu testen, ob die 25 Minuten realistisch sind – sie waren es und ich bin noch ein Stückchen darüber hinaus gegangen.

Und ein zweites Mal am vorletzten Tag, an dem ich ordentlich über das Ziel hinausgeschossen bin – im positiven Sinne.

Enzensberg – Burgruine – Koppenkreuz – Faulensee – Enzensberg

Wer hätte gedacht, dass ich nach vier Wochen Reha noch eine kleine Wanderroute würde beschreiben, empfehlen können?

Wie so oft in diesen vier Januarwochen, hat mich am Vortag meiner Entlassung das Wetter überrascht. Schnee war angekündigt, die Sonne schien, ich hatte Zeit. Ich wollte unbedingt Abschied nehmen von meinem Sonnenbänkchen an der Burgruine Hopfen. An sich von Enzensberg aus schon eine 25-minütige Wanderung, die ich ja schon in der zweiten Woche in Angriff genommen hatte. Noch unter nachfolgender völliger Erschöpfung, aber mit unbeugsamem Willen 😉 .

Meine Sonnenbank auf der Burgruine Hopfen mit Ausblick auf Hopfensee und Tannheimer Berge

Nach kurzem Genuss des Ausblicks ging es weiter auf der Abzweigung zum Koppenkreuz. Ich war dort vorher schon, aber von der anderen, kürzeren Seite her. Ein kleines bisschen habe ich den Weg unterschätzt, denn es ging ziemlich bergab und eigentlich liegt das Koppenkreuz oben. Es dämmerte mir, dass ich irgendwann alles wieder bergauf gehen musste, und das war in meinem Übungsprogramm noch immer eine Schwachstelle. Egal, jetzt war ich unterwegs und umdrehen kam nicht in Frage.

Außerdem war der Weg wirklich total schön durch den Wald, manchmal voll verschneit und anstrengend zu gehen und dann wieder schneefrei und grün. Zwischendurch Ausblicke auf die Berge in der Ferne. Nach ca. 45 Minuten ab der Burgruine erreicht man das Koppenkreuz und in weiteren 10min den Faulensee.

Zu meiner großen Freude hatte die kleine Hütte am Faulensee geöffnet und ich konnte die – nötige – Pause auf einer Sonnenbank genießen. Die letzte halbe Stunde vom hinteren Ende des Sees bis zum Enzensberg ging umso beschwingter.

Alles in allem habe ich die Runde in knapp unter zwei Stunden absolviert, weit mehr als ich mir zum Ziel gesetzt hatte. Aber ehrlich, so stolz und glücklich war ich schon lange nicht mehr.

Einen besseren Abschluss der vier Wochen hätte ich mir nicht vorstellen können. Ziel erfüllt.

Wie es weiter geht, mit einem neuen Ziel, das in den Alltag eingebaut werden kann? Ehrlich gesagt, ich habe noch keine Ahnung. Eines weiß ich aber, es soll jeden Tag ein kleines bisschen bergauf gehen!

 

 

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