Seit einiger Zeit fahre ich recht häufig nach Trier, so ungefähr einmal im Monat. Selten mit dem Auto, meistens mit der Bahn. Oft habe ich keine Lust mit dem Zug zu fahren, weil ich das Pech habe bei ca. jeder zweiten Fahrt entweder meinen Anschlusszug zu verpassen oder der Anschlusszug verspätet ist. Zudem sind die Züge zu den Zeiten, an denen ich fahre, meist rappelvoll und der Lärm im Großraumwagen geht mir ans Gemüt.
Diese Woche hatte ich allerdings eine ganz nette Fahrt, was mehreren Faktoren zuzurechnen ist.
Ich hole jetzt mal ein bisschen aus. Früher, also so vor etwas über dreißig Jahren, als ich auszog, die Welt zu erobern …. haha …. nahm man von Augsburg nach Trier die Verbindung mit Umstieg in Koblenz. Ab Mainz ist das eine echt schöne Bahnstrecke, erst entlang des Rheins mit seinen vielen Burgen und der Loreley als Höhepunkt. Ab Koblenz bummelt der Zug an der Mosel entlang – unbedingt in Fahrtrichtung auf der linken Seite sitzen! – und ein ohhahh-Blick folgt dem anderen. Auch nach vielen Jahren kann ich mich daran immer noch erfreuen.
Später dann gab es die Möglichkeit zu wählen, zwischen dem Weg über Koblenz oder alternativ über Saarbrücken. Umsteigen muss man immer, denn nach Trier muss man wirklich wollen, da kommt man nicht einfach so dran vorbei.
Heute gibt es eine recht annehmbare Verbindung, mit einmaligem Umsteigen in Mannheim, in einen Bummelzug der neueren Klasse (es gibt ein paar Steckdosen und die Sitze sind auch ziemlich gut), der in drei langen Stunden durch den schönen Pfälzer Wald und später entlang der Saar nach Trier fährt. Auch hier, in Fahrtrichtung links sitzen, da kommen die schönen Aussichten auf die Saar und ihre Weinberge.
Freitags und Sonntags abends sind die insgesamt 5 1/2 Stunden allerdings keine Freude. Diese Woche wurde es ein Samstag, ein Grund warum die Fahrt etwas entspannter wurde.
Wenn ich an einem Samstag um acht Uhr bereits in den Zug steige, dann geht mein Weg schnurstracks ins Bordrestaurant. Ich habe beschlossen das Bistro zu genießen. Ein kleines Frühstück, Kaffee, während draußen die Landschaft vorbeirauscht. Dazu ein fesselndes, unterhaltsames Buch und ich kann mich für kurze Zeit ins Urlaubs-Reisefeeling versetzen.
Und überhaupt, irgendeine Form der ‚Unterhaltung‘ muss natürlich sein. Es gibt Tage, da freue ich mich regelrecht auf eine lange Zugfahrt. Nämlich dann, wenn ich ein Buch habe, das ich unbedingt lesen möchte und zuhause die Muße nicht finde. Ich mag auch immer noch die wenigen Abteile, da kann man Glück haben und nette Leute kennenlernen – wie gesagt, mit etwas Glück 😉
Musik hören, stricken, Rätsel lösen, mit dem Smartphone spielen: kleine Nebenbeschäftigungen, die das gute Buch aber einfach nicht toppen können.
Diese Woche hatte ich ein Schmankerl dabei, ein Buch, das federführend zu meinem Wohlergehen auf der Bahnfahrt beigetragen hat. Ich plane dieses Jahr einen Urlaub in Schottland zu verbringen, was eine Freundin veranlasste
mir ein Buch zu schenken, dass in Schottland spielt. Selten habe ich so herzhaft laut lachen müssen und mich so gut unterhalten. Einen lieben Dank an Isabel Bogdan für ‚Der Pfau‘. Mit 240 Seiten gerade recht für die Fahrtzeit und – obwohl ein wenig kurz – in genau der richtigen Länge für die Unterhaltsamkeit des Buches ohne in Slapstick abzurutschen. Unbedingte Leseempfehlung.
Ich fahre ja nun seit sehr vielen Jahren zwischen Augsburg und Trier hin und her und somit an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Ja, leider muss ich gestehen, ich fahre vorbei. Und immer wieder stelle ich mir vor, eines Tages werde ich eine oder mehrere Reisen machen und alle diese liegengelassenen Orte des Vorbeifahrens besuchen. So zum Beispiel im Bild oben rechts die Völklinger Hütte, ein Weltkulturerbe! Nie besucht, oft gesehen.
In Konz, dort wo die Saar in die Mosel fließt, weiß ich, gleich habe ich es geschafft. Die letzten Kilometer entlang der Mosel und ich darf aussteigen. Auch nach diesen vielen Jahren ist es immer noch ein heimkommen. Auch wenn ich inzwischen im Hotel übernachte, in Trier sind meine Wurzeln und ich würde mich nie als Touristin sehen.
Dennoch, wenn ich dann wieder in den Zug Richtung Augsburg steige, dann fahre ich nach Hause, denn zwischen Heimat und Zuhause besteht eben doch ein Unterschied.