Es herbstelt oder eine Hommage an die Jahreszeiten

Wir haben dieses Phänomen jedes Jahr, es herbstelt. Und jedes Jahr freue ich mich darüber. Der Herbst in unserer Hemisphere ist eine tolle Jahreszeit, und das allem voran aus Gründen der Farbenvielfalt.

Herbst 2015Überhaupt, stelle ich jedes Jahr aufs Neue fest, das ich ein Jahreszeiten-Fan bin. Vor vielen vielen Jahren habe ich einen Herbst und Winter bei uns ‚ausgelassen‘ und bin durch Australien gereist. Auch dort bin ich gegen Ende der Reise in den Herbst gekommen und sogar ein wenig in Kälte auf dem Mount Kosciuszko, Herbstfärbung und -stimmung kamen aufgrund der eher Eukalyptus-geprägten Vegetation aber nicht auf. Zurück in Augsburg wurde mir bewusst wie sehr ich diese beiden Jahreszeiten – wenn auch nur dieses eine Mal – vermisst habe.

Herbst 2015
Am Stempflesee im Augsburger Siebentischwald

Natürlich höre ich die Unkenrufe, dass wir ja eigentlich gar keine echten Jahreszeiten mehr haben, die Sommer (mit Ausnahmen) nass und trübe, laue Sommerabende gehören Erzählungen aus früheren Zeiten an. Die Winter, mit Ausnahmen, ebenso nass und trübe, darüber hinaus kalt und düster, an sonnige Schneetage erinnern sich … hm, meistens nur die ‚in die Berge‘-Geher, und die auch nicht immer.

Frühling und Herbst sind sowieso zu kurz und wegen der seltsamen Temperaturen auch nicht mehr das was sie mal waren.

Herbst 2015Ich gebe zu, seit ich regelmäßige Besucherin im Fußballstadion bin, dauert der Winter gefühlte achtzig Prozent der Saison, man friert eben schnell bei zwei Stunden relativen Stillsitzens (bei Mannschaften mit höherer Torfrequenz mag das anders sein 😉 ).

Herbst 2015Die Langstreckenwanderungen über das Jahr verteilt haben mir wieder eine neue Perspektive auf den kausalen Zusammenhang zwischen Jahreszeit, Wetterverhältnis, Bekleidung und den inneren Schweinehund eröffnet. Konsequent im Januar beginnend, uns an die vereinbarten Wochenenden haltend, auch wenn die Wettervorhersage öfter mal zu erstaunten ‚ihr werdet doch die Wanderung absagen, oder?‘-Bemerkungen führte, konnten wir feststellen, dass es draußen meist nicht so schlimm kam wie befürchtet. Oft genug entwich uns der Satz ’super, dass wir losgegangen sind, es war ein wunderschöner Tag, eine tolle Wanderung‘.

Herbst 2015
Zwischen den Bäumen lugt ein traumhafter Biergarten, das ‚Parkhäusl‘, heraus – auch an Winterwochenenden geöffnet!

Es ist unglaublich faszinierend den Verlauf der Jahreszeiten auf ausgedehnten Wanderungen durch die Natur zu erfahren. Jeder Monat, jede Veränderung hat ihren eigenen Reiz und Schönheit findet sich auch in kleinen Entdeckungen am Wegesrand. Wenn man sich allen Unbillen zum Trotz auf den Weg macht, sich den ein oder anderen Kilometer durch Wind und Wetter auch mal erkämpfen muss – nein, nicht alles ist reines Zuckerschlecken, es gibt genauso Frust und Jammern – entsteht eine Zufriedenheit, die mit wenig zu vergleichen ist.

Ich mag sie alle, unsere Jahreszeiten, den Herbst vielleicht ein bisschen mehr als die anderen und der Winter gewinnt das Rennen gegen den Sommer, aber das Tolle ist ja, wir reden hier von einem (noch) immer wiederkehrenden Kreislauf.

Ähm, nur mal leicht abgeschweift. Eigentlich wollte ich hier und heute über den Stadtwald südöstlich an Augsburg angrenzend schreiben, nachdem ich am gestrigen wunderschönen Herbsttag einen kleinen Radelausflug dorthin (inklusive Kamera) unternommen habe und überwältigt wurde von den Farben, die im Sonnenlicht zur Geltung kamen. Und eigentlich wollte ich hauptsächlich ein paar Bildchen unterbringen.

Hochablass, Wasserwerk am Lech
Hochablass, Wasserwerk am Lech

Nun denn, eine Hommage an unsere vielseitigen Jahreszeiten war längst überfällig :-). Freuen wir uns also auf die Sonnenseiten des Winters, vergessen nicht, dass der nächste Frühling kommen wird und retten uns mit der uns nachgesagten Gemütlichkeit, ein paar guten Büchern, Glühmarktbesuchen und Bewegung an recht frischer Luft über die trübsten der Wintertage hinweg.

Einer paddelt immer - im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Einer paddelt immer – im Eiskanal, Augsburgs Kanustrecke
Der Lech zur blauen Stunde
Der Lech zur blauen Stunde

 

Buchmesse Frankfurt – ein Familientreffen #fbm15

#fbm15Während heute viele Kollegen ihren letzten Tag auf der Buchmesse in Frankfurt verbringen, vermutlich in einer Mischung aus auf-dem-Zahnfleisch-gehen, die Erkältung gerade noch unterdrückend und der Überdrehtheit des letzten Tages, kann ich hier entspannt auf meinem Sofa sitzen und über ‚meine‘ Buchmesse schreiben.

Mein erstes Mal ist jetzt genau 25 Jahre her, ich kann mich ehrlich nicht mehr daran erinnern, aber ich weiß, dass auch ich damals den Anfängerfehler machte Prospekte, Give-Aways und Leseexemplare einzusammeln. Schließlich war alles neu und aufregend und ich eine frische Azubi im Buchhandel. Die müden Füße am Abend, die Schultern schmerzend vom schweren Tragen der vollgepackten Taschen vergisst man nicht – und lernt daraus.

Weil ich mich eben so gar nicht recht an die ersten meiner Buchmessenbesuche erinnern kann, kann ich die Veränderung, die ziemlich sicher stattgefunden hat, nicht wirklich benennen. Was ich aber weiß, ist, dass ich das Schleppen von Katalogen schnell aufgegeben habe. Es wurde – in wesentlich leichterem Maße – durch das Sammeln der Literaturbeilagen der anwesenden großen Zeitungsverlage ersetzt. 😉

Klar, dass sich durch das Internet und die Digitalisierung die Buchmesse verändert hat, aber im Wesentlichen ist sie für mich über die vielen Jahre das geblieben, was sie von Beginn an war: ein Familientreffen, mit einer Familie die immer größer wird, mit Mitgliedern, die man das erste Mal persönlich trifft, vielen, die man nur einmal im Jahr sieht und sich deshalb umso mehr auf die Begegnung freut, Menschen, die einem über die Jahre auf unterschiedlichen Wegen begegnen, neuer Nachwuchs, die bekannten Gesichter, die man unbedingt treffen will und es irgendwie hinbekommt und all diejenigen, die man verpasst, weil leider nicht genug Zeit ist und die Familie inzwischen so groß geworden ist.

Heute zieht es mich tatsächlich nur aus diesem Grund nach Frankfurt, um die Familie zu treffen. Klar nimmt man beim Schlendern durch die Hallen – ja, das gehört doch immer dazu – das ein oder andere an Neuigkeiten auf, hat schon mal ein Buch in der Hand 😉 und besucht die ein oder andere Veranstaltung. Letztlich sind es dann doch die Begegnungen, die den Tag so wertvoll machen.

Neuseeland 2012
Neuseeland 2012

Ein bisschen Zeit verbringe ich gerne in der Halle des Gastlandes, meist ist das eine schöne Abwechslung zu Hektik und Lärm der Ausstellungshallen, durch die sich spätestens ab dem Messe-Donnerstag die Menschenmassen drängeln. Hier ist es ruhiger und weniger voll, man kann sich einlassen auf das Land und einfach mal Luft holen. Leider habe ich mir dieses Jahr dafür keine Zeit genommen, aber ein Tag Buchmesse heißt auch: Mut zur Lücke!

Brasilien 2013
Brasilien 2013

Im Gegensatz zu 2015 hatte ich mir in den letzten Jahren  die Zeit genommen mehrere Tage auf der Messe zu verbringen – hatte ich doch den zusätzlichen Gewinn mein Patenkind in Gießen besuchen zu können und Nachtasyl zu erhalten. Dieses Jahr hat es nur für einen Tag gereicht und das ist definitiv zu kurz. Trotzdem bin ich froh, wenigstens diesen einen Tag genutzt zu haben. Immerhin konnte ich einige ‚Familienmitglieder‘ treffen, einige nur im Vorbeigehen, für wenige blieb ein mehr Zeit übrig und die war es wert gehabt zu haben. Auch wenn ich es nicht geschafft habe all die vielen Bekannten an ihren Verlagsständen zu besuchen, Veranstaltungen nicht möglich waren, die Virenschleuderpreisverleihung verpasst habe und beim e-Book-Preis nur kurz vorbeischauen konnte, bin ich mit der Gewissheit nach Hause gefahren, dass sich etwas Wesentliches eben doch verändert hat: die Möglichkeit virtuell in Kontakt zu bleiben und Veranstaltungen verfolgen zu können ohne persönlich anwesend zu sein.

So bin ich auch dieses Jahr wieder erschöpft, müde und irgendwie glücklich dabeigewesen zu sein in den Zug nach Hause gestiegen!

#fbm15

 

 

Augsburg – es grünt zwischen Lech und Wertach

Vor inzwischen 32 Jahren habe ich Augsburg zu meiner Wahlheimat gemacht. Immer wieder gab es Phasen, in denen ich vorhatte wegzuziehen, mal wieder irgendwo anders neu anzufangen. Als ich vor ein paar Jahren dann tatsächlich ein neues attraktives Jobangebot in Köln bekam, wurde mir bewusst, ich will gar nicht weg. Augsburg bietet genau das, was ich haben will. Überschaubarkeit, alles mit dem Rad zu erreichen, Flair, die Nähe der Berge, Stadtfeeling, Cafes, die beim ersten Sonnenstrahl die Stühle rausstellen und jede Menge Grün – in der Stadt und drumherum.

Augsburg - Blogparade
Blick Richtung Westen – links Rathaus und Perlachturm, rechts spitzelt der Dom heraus

Und da ich mich nun also doch so eindeutig zur Stadt am Lech bekannt habe, ist es nur selbstverständlich auch an der Ich bin Augsburg-Blogparade teilzunehmen um unter anderem ein wenig über das grüne Augsburg und ein paar nette Ecken in der Stadt zu plaudern.

Augsburg - Blogparade
Bei Maria Birnbaum

In Augsburg fahre ich nahezu alles mit dem Rad. Ich wohne recht praktisch im Westen der Stadt und bin schnell im Grünen. Augsburg ist umringt von Wäldern und Wandergebieten. Im Osten der Landkreis Aichach-Friedberg, schon zu Oberbayern gehörig, mit seinem Mix aus hügeligen Feldern mit Weitblicken ins Land und schattigen Wäldern, mit Wallfahrtsorten und historischen Kleinoden gespickt. Im Süden der große Siebentisch- oder Stadtwald, in dem man sich Augsburg - Blogparadedurchaus auch verlaufen kann, übergehend in die langgezogene Lechebene. Und im Westen das große Waldgebiet der Westlichen Wälder, deren Randgebiete meine Spielwiese für Rad- und Wanderausflüge von der Haustüre weg sind.

Eine Stadt, die an gleich zwei, ehemals wilden, Flüssen liegt ist reich beschenkt mit grünen Flussauen. Der Lech ist wohl den meisten bekannt, die Wertach weniger. Am Zusammenfluss der beiden am nördlichen Stadtrand befindet sich mit der Wolfzahnau ein kleines aber feines Landschaftsschutzgebiet.

An beiden Flüssen finden sich große Grünflächen rechts und links, an schönen Tagen reichlich frequentiert von Radlern und Spaziergängern. Gleich bei der bekannten Olympia-Kanustrecke, dem Augsburg BlogparadeEiskanal, liegt der Hochablass, ein Stauwerk des Lechs mit fast immer belebtem Kuhsee nebenan. Im anfolgenden Siebentischwald verläuft es sich und man findet immer einsame Wege.

Der Siebentischwald - auch im Winter ein Vergnügen
Der Siebentischwald – auch im Winter ein Vergnügen

Augsburg - Blogparade‚Mein‘ Fluss ist die Wertach, bin ich doch in ein paar Minuten zu Fuß dort. Wenn man wollte, könnte man entlang der Wertach bis ins Augsburg - BlogparadeAllgäu wandern oder radeln. Mir reicht meist ein kleiner Radl-Ausflug zum Wertachstausee, in dem – im Gegensatz zur großen Lechstaustufe – nicht gebadet werden darf. Das hat seine Vorteile, findet man hier meistens ziemliche Ruhe und kann sich an der Vogelwelt erfreuen.

Augsburg - Blogparade Augsburg - BlogparadeCa. 20 min mit dem Rad Richtung Westen kommt man in Wellenburg oder Stadtbergen an den Rand der Westlichen Wälder. Hier erstrecken sich unzählige Wanderwege, von denen einer – auch Teil des Jakobsweges – zum Kloster Oberschönenfeld führt. Ein beliebtes Ausflugsziel in der Umgebung und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Oberschönenfeld
Oberschönenfeld
Wellenburg
Wellenburg
Engelshof bei Burgwalden
Engelshof bei Burgwalden

Dass es nette Einkehrziele gibt, muss ich nicht extra erwähnen, oder doch? 😉

Aber auch die Innenstadt muss sich nicht verstecken, was grüne Flächen, Baumbestand, kleine Parks und Ruhepole betrifft. Angefangen beim Wittelsbacher Park an der Kongreßhalle mit seinem alten Baumbestand, über die ‚Rote Tor‘-Anlagen, in denen das Historische Bürgerfest beheimatet ist, die Kahnfahrt östlich der Stadtmauer bis hin zum kleinen zentral gelegenen Hofgarten.

Augsburg - Blogparade

Hofgarten
Hofgarten

 

 

 

Mit einem Blick über die Dächer von Augsburg werden die vielen Grünflächen eingefangen und zeigen uns ein gesundes Bild dieser Stadt zwischen zwei Flüssen.

Blick über Augsburg vom Dach des Zentralklinikums Richtung Osten
Blick über Augsburg vom Dach des Zentralklinikums Richtung Osten

In Augsburg gibt es neben den grünen Oasen jede Menge Interessantes, vieles im Kleinen, im Detail zu entdecken. Ansichten der bekanntesten Gebäude zeigen sich durch die erhöhte Lage der Innenstadt in besonderen Perspektiven. Es macht Spaß hin und wieder die Stadt mit Touristenaugen zu entdecken, zu überlegen, was würde ich wohl in Barcelona, Wien, Berlin oder Amsterdam fotografieren.

In der Altstadt
In der Altstadt
Rathaus und Perlach von 'unten'
Rathaus und Perlach von ‚unten‘
Relief in der Jakoberstraße
Relief in der Jakoberstraße
Kleine Geschichte in der Jakobervorstadt
Kleine Geschichte in der Jakobervorstadt
St. Ulrich bei Nacht
St. Ulrich bei Nacht
Himmel über der Jugendstilkirche Herz Jesu
Himmel über der Jugendstilkirche Herz Jesu

Augsburg - BlogparadeEine schöne Sammlung solcher Orte fernab der Touristenrouten findet sich in dem kleinen, gerade neu erschienenen Büchlein ‚111 Orte in Augsburg, die man gesehen haben muss‘ von Gregor Nadler. ISBN 978 3 95451 598 1 für 14,95€

Ich arbeite mich mit Vergnügen nach und nach durch das Buch hindurch und bin erstaunt, dass ich relativ wenige der Orte davon wirklich gesehen  oder nie als besonderen Ort wahrgenommen habe, weil ich eben die Geschichte dahinter nicht kenne.

Na, Lust bekommen mal in Augsburg einen Stop einzulegen statt immer gleich nach München durchzufahren?  Zeit wirds 😉