In den letzten Wochen ist es ruhig geworden hier. Und nicht nur hier, sondern auch auf meinen anderen ‚Social Media‘-Kanälen. Wer die Geschichte dazu hören will, der lese weiter, wer nur den Grund erfahren möchte, der springe zum Ende des Artikels, verpasst aber – schade eigentlich 😉 – Einblicke in (m)einen Lebensverlauf.
Wie viele meiner Leser wissen, habe ich vor etwas mehr als drei Jahren (unglaublich, aber ja, so lange ist das her) meinen Job als Sales Manager Süd beim O’Reilly Verlag aus freien Stücken aufgegeben, um irgendetwas Neues zu machen. In meiner Vorstellung kursierte, dass mir während des Reisens eine spannende Idee, eine Eingebung, eine phantastische Spinnerei, was auch immer, nur anders als das bisherige, über den Weg laufen würde.
Dass genau das nicht passieren wird, wurde mir schon in den ersten vier Wochen meiner Reise durch die USA klar, weil ich so erfüllt war von all dem Neuem, das ich in mir selber entdecken konnte, dass gar kein Platz für neue Job-Ideen war. Zu diesem frühen Zeitpunkt meiner Auszeit hat mich das allerdings auch nicht weiter irritiert.
Ich habe es genossen, mein freies Jahr. Genossen, den Luxus des ‚Zeit habens‘ in vollen Zügen auszukosten, meine nähere Umgebung endlich einmal zu erkunden, täglich draußen zu sein, in Deutschland herumzufahren und Veranstaltungen zu besuchen, Menschen kennenzulernen, viel Neues zu lernen und die Leidenschaft darüber zu schreiben zu entdecken.
Es war natürlich nie geplant, dass aus dem einen Jahr zwei wurden und schließlich drei. Das hatte viele Gründe, die nicht in meiner Hand lagen und einen, vermutlich entscheidenden Grund, dass ich eben mein eigenes Tempo beibehalten wollte meinen Weg zu gehen.
Nein, es war niemals leicht und ich habe es mir ganz sicher auch nicht leicht gemacht, weder mit der Entscheidung zu diesem Schritt noch mit dem Vertrauen darauf, dass es irgendwie gutgehen würde. Genauso wenig ist es mir leicht gefallen meine Ängste zu überwinden, die, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, so ganz anders waren, als die meiner Umwelt. Oder auf einmal mit richtig wenig Geld auszukommen ohne sich arm zu fühlen und auf vieles zu verzichten, um sich anderes, wie zum Beispiel das Reisen zu Barcamps, leisten zu können. Sicherlich am schwersten ist es mir gefallen, das Selbstbewusstsein aufzubauen, dass ich als Mensch nicht zwingend über einen Job definiert, sondern einfach als ‚ich selbst‘ wert geschätzt werden möchte.
Ich werde immer mal wieder gefragt, ob ich meinen Schritt bereut habe oder ob ich rückblickend anders entscheiden würde. Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht sinnig ist über etwas nachzudenken, was bereits geschehen und nicht mehr änderbar ist, lautet meine Antwort ganz klar: nein. Jede einzelne Erfahrung war es wert sie gemacht zu haben.
Kommen wir also zum Neuen in meinem Leben und dem Grund, warum ich in letzter Zeit ziemlich ’still‘ bin.
Man kann es sich ja schon denken. Seit zwei Wochen habe ich wieder eine feste Arbeit. Ich höre mich schon munkeln, ist es nach zwei Wochen nicht ein bisschen früh etwas darüber zu schreiben, wollen wir es doch bitte nicht verschreien? Ich gestehe, ich wollte schon nach einer Woche. Warum? Weil der Bauch sagt ‚es passt‘. Weil ich jeden Abend hundemüde und zufrieden ins Bett falle. Weil ich tatsächlich gerne hingehe. Weil ich ganz viel Neues lernen darf und die Kollegen total nett und geduldig sind. …weil es sich einfach richtig anfühlt.
Seit zwei Wochen pendele ich nun also nach München und arbeite an vier Tagen in der Buchhandlung Biazza in meinem ‚alten‘ erlernten, seit nahezu zwanzig Jahren nicht mehr ausgeübten Beruf als Buchhändlerin.
Das heißt, ich stehe morgens um halb sechs auf (jaaaa), schwinge mich (nein, nicht mit Elan 😉 ) aufs Fahrrad zum Bahnhof und versuche beim Einsteigen in den immer überfüllten Zug, den Aktentaschenschwingenden erwachsenen??? Menschen auszuweichen und trotzdem einen Sitzplatz zu ergattern, was mir, den Ausweichmanövern geschuldet, meistens nicht gelingt.
Abends heimkommen, essen und noch schnell für ein Stündchen den Rechner einschalten, mehr geht nicht. Da bleibt (nicht nur) das Online-Leben auf der Strecke. Abendveranstaltungen unter der Woche, Ausflüge in andere Städte, Wochenendtrips, für den Moment einfach gestrichen. Irgendwann, wenn ich mal nicht mehr so müde bin, wenn sich mein Körper auf den neuen Rhythmus eingestellt hat, wird sich das sicher wieder ändern.
Aber wir erinnern uns: es fühlt sich richtig an! Es ist jetzt Zeit für etwas Neues und ich für meinen Teil bin schon gespannt wohin es mich führen wird!