Ingvar Ambjørnsen ‚Die Nacht träumt vom Tag‘

Es ist eine Weile her, dass ich die Muße hatte Literatur zu testen. Nicht dass ich dem Lesen den Rücken gekehrt hätte,  aber als ‚Pendler‘-Lektüre morgens und abends im Zug ging einfach nur seichter   Lesestoff auf dem eReader.

Ingvar AmbjornsenLetzte Woche habe ich mich endlich wieder an was Neues herangewagt. Und weil ich ein wenig auf Entzug war, hab ich Ingvar Ambjørnsens ‚Die Nacht träumt vom Tag‘ sogar zu Ende gelesen. Ich will damit nicht sagen, es wäre mir schwer gefallen, aber ob ich das Buch empfehlen würde, hm, mal sehen.
Die Nacht träumt vom TagMenschen tauchen in diesem skandinavischen Erzählwerk einige auf,  wesentlich mehr als   Sune, der sich der Verantwortung eines alltäglichen Lebens in der Stadt schon lange entzogen hat, es ertragen kann. Aber die Umstände bringen es mit sich, dass er immer wieder die Einsamkeit der Wälder Nordnorwegens verlassen muss. Dann spielt ihm das Schicksal die Vietnamesin Vale in die Hände, die ihre eigene Geschichte mit sich trägt. Für eine kurze Zeit verknüpfen sich ihre Wege.

Ich habe eine Weile gebraucht mich in die Sprache einzulesen. Die im Buch erzählte Geschichte erfordert eine Aufmerksamkeit, die ich ihr manchmal schuldig geblieben bin. Dennoch musste ich dran bleiben, musste wissen, wie es mit Sune weitergeht, wurde ohne es recht zu merken, und vor allem zu wollen, in seinen Bann gezogen.
Tatsächlich hat mich die kalte, feuchte, neblige, dunkle Beschreibung dieser Herbsttage, in denen wir einen kurzen Einblick in das Leben von Sune, Vale und den anderen erhalten, gefesselt und fasziniert.

Deshalb gibt es die Leseempfehlung nur für Freunde leicht düsterer, einsamer, nebelverhangener skandinavischer Literatur.

„Wir essen mit den Fingern. Lecken das Fett ab. Es wird dunkel. Die Flammen im Feuer nehmen ein tiefes Gelb an, mit blauen und grünen Einsprengseln. Ab und zu ein Knall, und ein Funken, der wie eine Sternschnuppe durch den Abend huscht. Sagen ab und zu etwas. Schweigen. … Ich kann aus der Stadt hinaus und auf den Pfad gehen, aber die ganze Zeit werden neue Hände nach mir greifen. Und das einzig Neue an dieser Erkenntnis ist, dass sie mir jetzt zu schaffen macht.“

Abergläubisch? Aber ja!

Gerade habe ich mir etwas bestellt – ein Schmuckstück, ein Lucky Charm. Schuld 😉 ist die Blogparade zum Thema ‚Aberglauben‘ des Volkskundemuseums in Graz, aus Anlass der Ausstellung „Aberglauben – Aberwissen – Welt ohne Zufall?“.

Gut, dass da am Ende des Satzes ein Fragezeichen steht. Denn Aberglauben und Zufall schließen sich – zumindest für mich – nicht aus. Ganz im Gegenteil, ist es nicht irgendwie beruhigend mehrere Auswege aus vertrackten Situationen in der Hinterhand zu haben, Hilfe bei Entscheidungen einzuholen, kleine Blicke in die vermeintliche Zukunft zu werfen oder einfach nur Spaß an Aberglauben, Zufällen, Unerwartetem an sich zu haben?

Wie bei hoffentlich vielen anderen Menschen, äußert sich Aberglauben in meinem Leben nicht in der Negativform, wie Angst vor … Freitag, dem 13., der schwarzen Katze oder was es da sonst noch alles gibt.

Aberglauben ist bei mir ziemlich stark mit der Vorstellung von ‚Glück haben‘ oder ‚eine positive Überraschung erleben‘ verbunden.

Dabei gibt es mehrere Formen. Als da wären:

  • Zahlenfetischismus! Ganz wichtig z.B. beim Autofahren. Schnapszahlen auf dem Tacho bedeuten irgendein schönes Ereignis, ein netter Anruf, eine nette Begegnung oder einfach ein schöner Tag. SchnapszahlKlar kann das auch als positive ’self fulfilling prophecy‘ angesehen werden.  Gehe ich mit einem erwartungsvollen Lächeln durch die Lande, ist die Chance auf eine nettes Gespräch doch eher wahrscheinlich.  Die 13 stört mich gar nicht, ich tippe sie sogar immer, wenn mich mal das seltene Bedürfnis auf einen Lottotipp überkommt, ich bilde mir ein, sie bringt mir Glück 😉
  • Ereignisse, deren Erfolg oder Misserfolg verknüpft werden mit dem Ausgang eines anderen Ereignisses. Als da wären das Denken, man könnte den Verlauf von Dingen beeinflussen, die ganz bestimmt nicht unserem Einfluss unterliegen. Z.B. das Vergessen der Sonnenbrille oder Mitnehmen des Regenschirms, weil es dann sicher nicht regnet oder das Nicht-Besuchen eines Fußballspiels, weil die Mannschaft dann bestimmt gewinnt. Es kann sogar vorkommen, dass ich das Überleben einer in meiner Obhut befindlichen Pflanze als Symbol für eine bestimmte Entwicklung in meinem Leben sehe.
  • Lucky Charms. Ganz wichtig. Und hier schließe ich nicht nur den Kreis zum ersten Satz dieses Blogartikels, sondern bekenne mich dem Amulett/Glücksbringer/Talismann-Aberglaubens zugehörig. Die MausDazu gehört neben einem Schmuckstück auch die Maus. Begleiterin bei fast dreizehn Jahren Außendienst-Fahrten, darf sie auch immer mit auf Reisen gehen!

 

1986 war ich im Rahmen meines Studiums auf Exkursion in Israel. Dort habe ich im Israel Museum in Jerusalem einen kleinen silbernen Anhänger erstanden, den ich fortan nahezu ständig getragen habe. Neun Jahre später, bei einer erneuten Reise nach Israel, konnte ich einer Sicherheitsbeamtin bei der Einreise ins Land ein freudiges Lächeln entlocken, da sie den gleichen Anhänger trug.

2012, ich war gerade in der Vorbereitung für eine Reise in die USA, habe ich ihn verloren. Ja, ich gestehe, nach so vielen Jahren bekam ich echt Bammel, ob das jetzt ein schlechtes Zeichen für die Reise ist, vom Verlust mal ganz abgesehen. Um diesem negativen Gedanken keinen Nährboden zu geben und meinem Aberglauben gerecht zu werden, musste ein wirksamer Ersatz her. Ich erinnerte mich an einen Anhänger, den ich als Kind geschenkt bekommen habe (es musste auf jeden Fall etwas Altes sein, etwas, das schon lange in meinem Besitz war) und der irgendwo in den Tiefen einer Truhe ignoriert sein Dasein fristete. Er wurde gefunden, begleitete mich und hat mir zu einer wunderschönen, unbeschwerten Reise verholfen – davon bin ich fest überzeugt!

PounamuInzwischen habe ich einen weiteren Lucky Charm, der für Reisen aber leider nicht geeignet ist – die Angst ihn zu verlieren oder zu beschädigen ist zu groß. Ein echter Pounamu aus Neuseeland, wunderschön, ein Geschenk und ordentlich Glück bringend, ganz bestimmt!

Heute nun, bei der Recherche für diese spannende Blogparade, bin Amuletich über meinen verlorenen Glücksanhänger gestolpert. Wirklich glauben kann ich es nicht, er ist nicht nur immer noch im Shop des Israel Museums zu finden, sondern wird auch verschickt.

So viel Glück muss doch etwas bedeuten!!!

 

 

Frühjahrstour für Langschläfer zum Tegelberghaus

ClaudiaplaudertDer Tag war mit 11 Sonnenstunden und irgendwas zwischen 12-15°C angekündigt, eine kleine Bergtour lag nahe. Ohne Stress, nach Ausschlafen, gemütlichem Frühstück und eineinhalb Stunden Fahrt gings erst um halb zwölf los mit dem Aufstieg zur Rohrkopfhütte. Die findet man kurz vor Schwangau/Füssen auf dem Weg zur Tegelbergbahn-Bergstation auf ca. 1356m Höhe. Parken kann man auf dem (oberen) Parkplatz zur Drehhütte, die nur ca. 15min. von der Rohrkopfhütte entfernt liegt.

Da es am Nordalpenkamm in diesem Winter nicht viel geschneit hatte und es die letzten Wochen schon recht mild war, dachten wir uns, ein süd- oder westseitiger Aufstieg sollte ohne Schneeschuhe drin sein. Eigentlich wollten wir auch nur bis zur Hütte, auf der Sonnenterrasse das Wetter, die gute Luft und das Leben im allgemeinen genießen.

Bedenkt man, dass erst der 8. März ist, kann man sich über die leicht rutschigen Schneereste auf dem Weg nicht beklagen. Ansonsten geht der schöne Steig teilweise steil, aber gut zu gehen und in angenehmen Kehren durch den Wald in ca. einer Stunde zur Rohrkopfhütte.

Mir ging es gut, das Laufen hat einfach nur Spaß gemacht, die Sonne knallte runter und wir wollten auf jeden Fall noch weiter gehen.

TegelbergAb hier lag noch ordentlich Schnee, aber man konnte (relativ) problemlos mit Wanderschuhen über die Ski-(touren) Piste weiter Richtung Tegelberghaus hinaufsteigen. Nach einer guten halben Stunde anstrengenden steilen Schneestapfens wurde ein Mittagspäuschen mit Traumblick fällig.

Blick hinunter Richtung Norden auf den Bannwaldsee
Blick hinunter Richtung Norden auf den Bannwaldsee

Dann nochmal knackige 20min bis zum schön gelegenen Tegelberghaus, das mit Aussicht pur, Kaffee und Germknödel belohnte.

Tegelberghaus

Richtung Tannheimer Berge
Richtung Tannheimer Berge
Der Säuling im Gegenlicht
Der Säuling im Gegenlicht

Gut gestärkt und ausgeruht ging es wieder an den Abstieg. Ich muss gestehen, dass ich ordentlichen Respekt vor der steilen Piste hatte. Ein Aufstieg in steilem Gelände im Schnee ist schließlich nicht zu vergleichen mit einem knieschnaggelnden, extrem rutschigen Abstieg auf gleicher Strecke.

...der Pistenabstieg
…der Pistenabstieg mit Blick!

Alles ging gut, der Muskelkater des nächsten Tages gehört dazu und die wunderschöne Tour war perfekt für diesen sonnigen Frühjahrstag!

Insgesamt sind ca. 800 Höhenmeter zu bewältigen, die aufgrund der Steilheit und direkten Wegführung von uns in zwei Stunden bergauf und 70min bergab gut zu gehen (rutschen 😉 )waren.

Es blieb den ganzen Tag leicht diesig, was dem Blick auf Schloss Neuschwanstein in der Nachmittagssonne einen leicht gespenstischen Zug verleiht
Es blieb den ganzen Tag leicht diesig, was dem Blick auf Schloss Neuschwanstein in der Nachmittagssonne einen leicht gespenstischen Zug verleiht